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Der Schluessel von Jirunga

Der Schluessel von Jirunga

Titel: Der Schluessel von Jirunga
Autoren: Joachim H. Schwarz
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zuließen, sollte es wohl so sein. Also wechselte er die Straßenseite und lief dem seltsam g e kleideten Mann direkt hinterher. Der blickte sich auffällig und direkt um und blieb stehen. Lil bemerkte es zu spät und war u n versehens auf zwei Meter an ihn herangetreten. Er blickte Lil scheinbar geradewegs in die Augen und Lil fühlte sich auge n blicklich beobachtet und unsicher. Mit einem unauffälligen Pfe i fen auf den Lippen drehte Lil seinen Blick zum naheliegenden Schaufenster und tat, als wäre er an dem Fremden nicht intere s siert.
    Das Quietschen der Gummireifen eines heranfahrenden Autos ließ Lil herumfahren, während der seltsame Fremde achtlos we i terging. Ein scheinbar aus der Steinzeit überführtes, rabe n schwarzes Fah r zeug, Modell Escort vielleicht, Lil kannte sich mit Autos nicht allzu gut aus, dieses seltsame Modell raste jedenfalls mitten über die breite Straße, d i rekt auf den seltsamen Fremden zu. Es schien aus dem Nichts aufgetaucht zu sein, denn er hatte das Auto erst bemerkt, als es schon beinahe an ihm vorbeigefa h ren war. Lil kon n te den Fahrer des Wagens nicht erkennen, da es zu dunkel war, aber er schien noch einmal richtig Gas zu geben, als hätte er die volle Absicht, den Fremden brutal zu überrollen. Lil begriff sofort, was er vorhatte und rannte mit zwei weit au s greifenden Schritten auf den abnormen Fremden zu. Der Wagen raste immer noch direkt auf sie zu, doch der Fremde schien ke i nerlei Interesse daran zu haben, was hinter seinem Rücken pa s sierte. Er suchte immer noch die Straße nach etwas ab, das er wohl verl o ren hatte und schien tief konzentriert zu sein, beinahe panisch Aufmerksam auf den Gehweg blickend. Es musste wohl etwas äußerst W ichtiges gew e sen sein, das er da verloren hatte, denn, obwohl der Wagen r a sant auf ihn zustürmte, bemerkte er nichts davon.
    Als das fremde Fahrzeug die erhobene Bürgersteigkante überfuhr, dabei beinahe vierzig Zentimeter abhob und mit einem brachialen Seufzer wieder aufsetzte, stieß Lil den Fremden mit einem kräft i gen Schwung in die Einbuchtung einer Eingang s türe, die in ein Kerzen und Wachskunstgeschäft führte. Der Wagen raste einen Sekunde n bruchteil später an ihnen vorüber und verfehlte sie nur um zwei Millim e ter. Der Außenspiegel des Fahrzeugs rammte die Mauer direkt neben ihnen und zersprang in tausend Stücke, als der Wagen das Feld passierte. Scherben und Pla s tikteile schossen durch die kalte Nachtluft und splitterten zu Boden.
    Der Fremde erkannte erst jetzt die gegenwärtige Gefahr und sprang augenblicklich auf, verließ die Einbuchtung und sah dem Killerauto mit überraschter Miene nach. Wenige Sekunden später war der Wagen in einer Kurve aus ihrer Sicht verschwu n den. Sie hörten noch die quietschenden Reifen, als er um die Kurve bog, dann wurde es auf einen Schlag wieder still, als hätte es diesen dunklen Wagen nie g e geben und der Fremde drehte sich zu Lil um und blickte ihn schweigend an. Dann bemerkte er die am B o den liegenden schwarzen Plastikteile, die einst einen Außenspi e gel ummantelt hatten, sowie die winzigen Spiegelsplitter, die überall um sie herum verteilt lagen. Dann suchte der Fremde wieder Lils Augen und als er sie gefunden hatte, untersuchte er sie eingehend.
    „Wer bist du?“ , fragte der Fremde leise und der Klang seiner Stimme hinterließ völlige Unsicherheit. Lil trat aus dem Schatten der Ei n buchtung und legte ein höfliches Lächeln auf. „Es wäre wohl wichtiger zu wissen, wer dieser verrückte Aut o fahrer war, oder nicht?“ , fragte Lil zurück. Der seltsame Fremde lächelte nun ebe n falls, doch Lil spürte, dass dieses Lächeln nicht freundlich gesinnt war. Es schien ihm irgendwie fremd und unecht. Auf ke i nen Fall eine ernst gemeinte Höflichkeit, aber zumindest war es ein Lächeln. Nach ku r zem Schweigen sprach der Fremde:
    „Du hast mir das Leben gerettet. Ich weiß nicht, warum du das getan hast, aber ich bin dir zu großem Dank verpflichtet.“ Lil grinste we i terhin und antwortete:
    „Ach was... spendier mir ein Bier und wir sind quitt!“
    „Ich verstehe nicht???“ , sagte der Fremde sichtlich verwirrt. Lil mus s te lachen.
    „Das war ein Scherz. Er bedeutet, dass ich es gern getan habe, ve r stehst du?“ , sagte er.
    „Oh“ , reagierte der Fremde und schüttelte seinen Mantel aus. Einige Spiegelsplitter fielen zu Boden und gelber Staub schmut z te aus dem Mantel und verdickte die Luft. „Natürlich. Nun. Ich danke dir. Ich
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