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Der Graf und die Diebin

Der Graf und die Diebin

Titel: Der Graf und die Diebin
Autoren: Patricia Amber
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Patricia Amber
    Der Graf und die Diebin
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
    Jeanne sah sich vorsichtig um – der Hof lag in der prallen Mittagssonne, der Hund döste, die Hühner hockten träge in ihren Kuhlen. Langsam stieg sie die steile Leiter hinauf, setzte die Holzschuhe so leise wie möglich auf, damit niemand sie hörte. Wenn die Mutter sie erwischte, würde es wieder Schläge geben. Der Heuboden war verboten. Alles war verboten.
    Es war schmutzig hier oben. Spinnweben hingen von den Balken herab, auf dem Bretterboden hatte sich grauer Taubendreck angesammelt. Durch einen Spalt im Dach drang ein gleißender Sonnenstreifen ein, in dem die Staubpartikel tanzten. Sie ging in die Hocke und schaute sich suchend um.
    „Komm Kätzchen, komm zu mir“, wisperte sie.
    Nichts regte sich im Heu. Dabei war sie fast sicher, dass die Alte ihre Kleinen hier oben versteckt hatte. Sie hatte sie über den Hof geschleppt – drei waren es. Zwei grau getigerte und ein schwarzes Kätzchen. Sie musste sie gut verbergen – wenn Pierre oder die Mutter sie fanden, würden sie die Kleinen gegen die Wand werfen.
    Hatte da etwas geraschelt? Jeanne wollte vorsichtig näher gehen, da hörte sie das Schlurfen von Pierres Holzschuhen auf dem Lehmboden der Scheune unter ihr. Panik erfasste sie. Er stieg die Leiter hinauf.
    „Jeanne? Bist du hier?“
    Er hatte ein lüsternes Grinsen in den Zügen, als er in der Luke erschien und die letzten Stufen der Leiter hinaufkletterte. Es war so widerlich, dass sie sich umwandte und in eine Ecke flüchtete.
    „Da bist du ja, mein Täubchen.“
    Er packte sie von hinten, schloss die Finger um ihre Brüste und riss sie zu sich heran. Sie schrie und wand sich unter seinem Griff. Staub und Taubenmist wirbelten um sie herum. Ihre harten Holzschuhe traten gegen sein Schienbein. Er fluchte. Der Leinenstoff ihres Mieders riss, und er spürte ihre bloße Haut. Ein wilder Taumel erfasste ihn. „Halt still“, keuchte er. „Halt endlich still.“ Ein schmerzhafter Biss in seinen rechten Zeigefinger war die Antwort. Er brüllte vor Wut und packte sie um die Taille, um sie ins Heu zu werfen. Doch sie drehte sich wie eine Katze und krallte die Finger in seinen Bart. Der Schmerz war so heftig, dass er sie loslassen musste.
    „Du dreckiges Biest! Wechselbalg! Zigeunerschlampe!“
    Er stand vornüber gebeugt, die Hände auf sein Gesicht gepresst. Blut lief an seiner Hand herunter und tropfte auf den Holzboden. Sie hatte ihm fast den Finger abgebissen, diese Hexe.
    Jeanne hatte sich hinter einem Bündel Heu verschanzt und starrte ihn mit vor Wut blitzenden Augen an. Ihr zusammengebundenes langes Haar hatte sich bei dem Kampf gelöst und hing ihr wirr um die Schultern. Er konnte ihre runden, festen Brüste sehen, denn er hatte ihr das Mieder zerrissen.
    „Ich bin dein Vater!“
    Sie kniff die Augen zusammen und glich jetzt einer wütenden Katze. „Das bist du nicht!“
    Er trat vorsichtig einen Schritt näher. Wenn er nur dicht genug an sie herankam, dann würde er sie schon packen. Und dieses Mal würde er dafür sorgen, dass die Wildkatze weder beißen noch kratzen konnte. „Ich habe dich großgezogen und gefüttert. Unter meinem Dach haust du, undankbares Gör!“
    Sie erkannte, was er vorhatte. Pierre war so dumm wie hässlich mit seinem grauen Stoppelhaar und den braunen, fauligen Zähnen. Aber er war stark, auch wenn er mit einem Fuß ein wenig hinkte.
    „Du bist nicht mein Vater und hast mir gar nichts zu sagen!“
    Sie versuchte den zerrissenen Stoff vor der Brust zusammenzuraffen – und die Bewegung erschien ihm so aufreizend, dass es ihn schwindelte. Was für eine Hölle, dieses Mädel tagein tagaus vor Augen zu haben. Zu sehen, wie ihre jungen Brüste sich unter dem Stoff bewegten, wie sie die Hüften beim Gehen wiegte. Er hatte ihre Beine bis hinauf zu den Schenkeln gesehen, als der Wind ihr auf dem Acker unter den Rock fuhr, und er hatte seinen Schwanz an diesem Abend überhaupt nicht mehr heruntergekriegt.
    „Auf die Straße setze ich dich. Betteln gehen kannst du, wenn du nicht gehorchen willst!“
    Sie maß mit einem schnellen Blick die Entfernung zu der Heugabel – die links an der Wand lehnte – und tat einen Sprung. Verblüfft glotzte Pierre auf die drei spitzen Holzzinken, die nun auf ihn gerichtet waren. Er lachte laut auf. „Denkst du vielleicht, ich hätte Angst vor dir?“
    Jeanne wusste, dass er im
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