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Der Graf und die Diebin

Der Graf und die Diebin

Titel: Der Graf und die Diebin
Autoren: Patricia Amber
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trugen, dann hätte sie gern gewusst, wie die darin atmen konnten – von der Bewegung mal ganz abgesehen. Sie kam sich vor wie die alte Norine, die kurzatmig war und bei jedem Schritt schnaufte und röchelte.
    Marthe hatte einen großen Korb mit schmutziger Wäsche aus der Kammer gezogen und ein Stück Seife dazu gelegt.
    „Jetzt gehst du hinunter zum Bach, wäschst die Sachen und legst sie auf die Bleiche. Und am Abend bringst alles heim, dass ich es austeilen kann.“
    Marthe wusch hin und wieder für einige alte Frauen aus dem Dorf die Wäsche und verdiente sich damit ein paar Sous. Meist musste jedoch Jeanne die Arbeit tun, ohne dass sie etwas von dem Lohn zu sehen bekam.
    Jeanne hatte zwar Bedenken, ob sie den schweren Korb bewältigen würde, doch letztlich war die Aussicht, am Bach Wäsche waschen zu dürfen, sehr verlockend. Es war eine harte, aber doch saubere Arbeit, und man traf meist andere Frauen, mit denen man lachen und schwatzen konnte. Es war viel angenehmer, als auf dem Acker herumwühlen zu müssen und die ganze Zeit über Pierres lüsterne Blicke im Rücken zu spüren.
    Marthe schaute der Tochter nach, die mit dem Korb auf dem Rücken davonging. Immer noch hatte sie etwas in ihrem Gang, das einen Mann um den Verstand bringen konnte. Marthe seufzte. Es ging so nicht weiter, sie war am Ende ihrer Kräfte. Gleich würde sie zum Feld gehen und dort mit Pierre gemeinsam Unkraut jäten, damit sie ihn unter Kontrolle hatte, und er nicht etwa auf die Idee kam, zum Bach hinunterzugehen. Aber sie konnte ihre Augen nicht überall haben – früher oder später würde etwas Schlimmes geschehen.
    Es gab nur eine Lösung: Das Mädchen musste fort. Je früher, desto besser.
     
    Claude hatte Halsschmerzen, sein Schädel brummte und seine Nase war so verstopft, dass er kaum sprechen konnte.
    „Sind dem Herrn am Ende gar die Wasserspiele nicht bekommen?“, witzelte René. „Dabei habt Ihr ein so nettes Bild abgegeben, als Ihr so rücklings in den Brunnen fielt, und wie ein Karpfen nach Luft schnapptet.“
    Man hatte soeben ein üppiges Frühstück auf der Terrasse eingenommen, und Renés Laune war vortrefflich wie immer, wenn er satt war. Die Sonne brannte vom wolkenlos blauen Himmel, nur ein paar Pfützen auf den Sandwegen im Park erinnerten an das gestrige Unwetter. Christian musterte Claude, dessen schmales Gesicht in der hellen Sonne noch blasser wirkte. Er hatte Mitleid, verordnete heiße Milch mit Honig und wies den Gefährten an, den Vormittag im warmen Bett zu verbringen.
    „Marie wird sich aufopfernd um dich kümmern“, meinte er grinsend. „Ich habe dich ihrer ganz besonderen Fürsorge empfohlen.“
    Christian und René rüsteten sich zu einem Ausritt, der unglückliche Claude stieg in seine Lagerstatt und rollte sich unter der Decke zusammen. Eifersüchtig stellte er sich vor, wie René jetzt mit dem jungen Comte unbekümmert über die Wiesen ritt, seine Witze riss und gute Laune verbreitete. Er, Claude, war eher sauertöpfisch veranlagt und fürchtete stets, der kraftstrotzende und meist gut aufgelegte René könnte ihn bei dem jungen Comte ausstechen.
    Seine Laune besserte sich nur wenig, als sich nach kurzer Zeit die Zimmertür öffnete, und die rundliche Marie mit einem Tablett in den Händen erschien. Darauf dampfte eine Tasse mit irgendeinem Kräutersud, ein brauner Tiegel stand daneben, ohne Zweifel eine von Maries geheimen Salben, mit denen sie Mensch und Tier im Schloss von allerlei Krankheiten kurierte.
    „Leg dich auf den Rücken“, ordnete sie an und stellte das Tablett ab. Claude gehorchte brav und streckte sich auf dem Rücken aus. Sie setzte sich ohne Umschweife zu ihm auf den Bettrand, in den Händen das kleine Tongefäß, dessen Deckel sie nun entfernte.
    „Halsschmerzen?“, wollte sie wissen und betrachtete ihn forschend mit ihren klugen, blauen Augen. Das Haar hatte sie unter einer Spitzenhaube verborgen, ihr rosiges Gesicht war herzförmig, der Mund klein und rot wie eine Kirsche.
    „Es schmerzt überall“, seufzte er. „Im Kopf, in der Brust, in den Beinen....“
    Ein heiterer Zug glitt über ihr Gesicht, sie schlug seine Bettdecke zurück und ließ den Blick über seinen Körper schweifen. Er trug nur noch das Hemd und die culotte – Weste, Strümpfe und Schuhe hatte er abgelegt.
    „Zieh das Hemd aus“, befahl sie.
    „Wieso?“, fragte er errötend.
    Ein Bauernmädel auf der Wiese zu verführen, wenn man Wein getrunken hatte, und die Freunde in der Nähe waren
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