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Macabros 024: Marionetten des Schreckens

Macabros 024: Marionetten des Schreckens

Titel: Macabros 024: Marionetten des Schreckens
Autoren: Dan Shocker
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Zwei Dinge traten gleichzeitig auf und ergänzten sich zu
einem furchtbaren Geschehen. Anfangs wußte keiner vom anderen,
und dies machte die Vorgänge so rätselhaft und
undurchsichtig. Sie kosteten unschuldigen Menschen das Leben, auf
eine Weise, wie sie sich das in ihren schlimmsten Alpträumen nie
vorgestellt hatten…
    Die erste Episode erlebte Poul Hardy in einer Bar in Soho. Dort
ging er des öfteren hin.
    Es gab anständige Drinks und schöne Frauen, die einem
die Zeit vertrieben und mit denen man sich mehr als amüsieren
konnte.
    Er kannte fast jeden, der hier verkehrte, denn es waren immer
dieselben. Mit dem Wirt war er befreundet und Charly, wie ihn alle
freundschaftlich nannten, hieß in Wirklichkeit Mike und mit
Nachnamen Stenton. Wie er zu dem Namen Charly gekommen war,
wußte kein Mensch.
    »Wahrscheinlich, weil du wie ein Charly aussiehst«,
bekam er häufig zu hören. Dabei fragte sich der
glattrasierte, mit einem stramm gezogenen Scheitel stets gepflegt und
geschniegelt aussehende Barbesitzer, der beinahe knabenhaft wirkte,
ob alle Charlys dieser Welt so aussahen wie er?
    Poul Hardy, vierunddreißig, selbständiger
Geschäftsmann, war Junggeselle und hatte in einem neuerbauten
Hochhaus in der Kingsroad eine Vierzimmer-Apartment-Wohnung, die sich
sehen lassen konnte. Hardy handelte mit Antiquitäten, und so war
es nicht verwunderlich, daß seine Wohnung kostbare alte
Möbel und Zierat beherbergte.
    Hardy kam wie immer zuerst an den Tresen, und da Charly ihn im
Dämmerlicht schon durch den mit einem schweren roten Samtvorhang
versehenen Eingang erblickt hatte, griff er gleich zu einer Flasche
Whisky und schenkte einen Doppelstöckigen ein. Das Glas rutschte
wie immer gekonnt über die braune, glattpolierte Oberfläche
der Theke, und Hardy kam gerade rechtzeitig an, um noch die Hand
danach auszustrecken.
    »Klappt ja wieder wie am Schnürchen«, freute der
junge Geschäftsmann sich. Er rutschte auf den Barhocker, zog die
Beine an und erwiderte lächelnd die Blicke der
leichtgeschürzten Girls, die hier bedienten oder an der Bar
hockten und mit kleinen Schlucken ihre Cocktails quälten.
    Hardy ließ seine Blicke genießerisch über
großzügige, tiefe Einblicke gewährende Ausschnitte
und lange, dunkel bestrumpfte Beine schweifen.
    »Eine schöner als die andere, Poul. Du kannst es nicht
lassen.« Charly entblößte die Zähne. Die waren
tadellos in Ordnung. Sein Lächeln hatte etwas Zerbrechliches an
sich. »Wer ist denn heute abend an der Reihe, der du deine alten
Möbel zeigen willst?«
    Hardy zuckte die Achseln. »Weiß ich noch nicht. Ich
habe viel Zeit mitgebracht und hab’s nicht eilig, Charly. Und:
Wer die Wahl hat, hat die Qual. An diesem alten Sprichwort ist etwas
Wahres dran. Ich schau’ mir die Ware noch ein bißchen an
und…« Plötzlich stutzte er. »Zum
Donnerwetter«, entfuhr es ihm. Er blickte in eine bestimmte
Richtung und konnte den Blick nicht mehr abwenden von der Frau, die
dort, nur vier Schritte von ihm entfernt, wie eine Offenbarung
saß.
    Sie hatte dichtes, schwarzes Haar und ein Gesicht wie aus Marmor,
von feinnervigen Künstlerhänden herausgearbeitet, ferner
schwarze, unergründliche Augen, die noch tiefer und
undurchdringlicher aus der Ferne wirkten weil das Licht in Charlys
Bar immer so sparsame Anwendung fand.
    In dem bequemen Sessel saß diese wunderschöne Frau in
einem langen, geschlitzten, grünseidenen Kleid. Der Stoff
paßte wie eine zweite Haut, und die Konturen ihres Körpers
zeichneten sich wohltuend darunter ab.
    »Ich habe ja schon viel gesehen, Charly«, flüsterte
Hardy und tastete unwillkürlich nach seinem Krawattenknoten, als
müsse er ihn zurechtrücken. »Wo hast du denn dieses
Rasseweib aufgegabelt?«
    Charlys dezentes Lächeln hätte jeder Zahnpastareklame
zur Ehre gereicht. »Sie kam von selbst.«
    »Auf Empfehlung einer Freundin, die hier…«
    »Ich sagte: sie kam von selbst. Vorhin. Ist noch keine halbe
Stunde her.«
    »Was? Sie gehört gar nicht zu deinen
Pferdchen?«
    »Nein. Ein Gast.«
    Poul Hardy zog die Augenbrauen empor. »Und deine Mädchen
haben gar keinen Krach geschlagen?«
    »Poul!« Charly schloß die Augen und öffnete
sie wieder wie ein scheues Mädchen. »Bei Charly geht’s
doch nicht gewöhnlich zu. Diese Bar steht jedem offen. Hier kann
kommen und gehen wer will.«
    »Sag’ mir was über sie!« Der
Antiquitätenhändler blickte noch immer nach drüben.
Wie in einen unerklärlichen Bann gezogen konnte er seine Augen
nicht von
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