Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Macabros 024: Marionetten des Schreckens

Macabros 024: Marionetten des Schreckens

Titel: Macabros 024: Marionetten des Schreckens
Autoren: Dan Shocker
Vom Netzwerk:
verhindern konnte, passierte es. Er sah sie nicht
schnell genug nach vorn kommen, so schnell stand Cheryl vor ihm.
    Die aufgedunsenen, schuppigen Arme drückten ihn an sie. Ihr
Mund preßte sich auf den seinen. Der Mann war vor Schreck wie
erstarrt.
    In seinen Ohren rauschte das Blut. Er hatte das Gefühl, als
würde ihm bei lebendigem Leib die Haut vom Körper
gezogen.
    Alles in ihm wehrte und sträubte sich. Langsam, wie bei einer
Marionette, deren Fäden nicht mehr einwandfrei funktionierten,
kamen seine Arme in die Höhe. Eine Gänsehaut bedeckte
seinen Körper, und er glaubte, diese Gänsehaut
plötzlich auch innerlich zu fühlen. Es wurde ihm nach einer
Hitzewelle eiskalt, als würde alles Blut erstarren und sein
Rückenmark gefrieren.
    Poul Hardy trommelte gegen die Schultern und versuchte die Arme,
die ihn festhielten, loszulösen. Ungeheure Kraft steckte
dahinter.
    Das Monster hechelte, stinkender Atem schlug ihm entgegen und
füllte seine Lungen wie ein ätzendes
Lösungsmittel.
    Dann fühlte er einen brennenden Schmerz. Wie glühende
Nadeln bohrte sich etwas in seine Schultern, und er spürte
gleich darauf das warme Blut Rücken und Brust hinablaufen.
    Ihre messerscharfen Krallenfinger! Sie rissen sein Hemd auf und
bohrten sich hart und unerbittlich in die muskulösen
Schultern.
    Dann erhielt Poul einen Stoß vor die Brust, daß er
taumelte und gegen einen alten, handgeschnitzten Schrank aus dem 15.
Jahrhundert flog, dessen linke Tür sich durch den Aufprall
öffnete.
    Hinter der Tür stand auf einem ziselierten silbernen Tablett
ein Teeservice aus dem frühen China, ein hauchdünnes
Porzellan, versehen mit wundervollen Handmalereien.
    Das hielt die Erschütterung nicht aus.
    Es schepperte. Die Mokkatassen hüpften von den kleinen
Tellern, kippten um und fielen aus dem Schrank.
    Hell und silbern war das Geräusch, das das zerspringende
Porzellan verursachte.
    Hardy war aschfahl. Kostbare, unersetzliche Werte gingen hier
verloren, und doch bekam er das Geschehen nur am Rande mit.
    Ekel und Grauen schnürten ihm die Kehle zu. Er wankte, drehte
sich plötzlich ab und begann zu schluchzen. Er war mit seinen
Nerven am Ende und fragte sich, ob er vielleicht zuviel getrunken
hätte und dies der Anfang des Delirium tremens war.
    »Was willst du von mir?« gurgelte er, an der Tür
stehend, sich links und rechts am Pfosten abstützend und auf das
abscheuliche Monster starrend, das wie eine Erscheinung aus einer
anderen Welt genau vor dem Kamin stand, und seine plumpen
Füße auf dem weichen Fellteppich verankert hatte.
    »Dein Geld, Liebster! Du bist reich genug. Du darfst mir
etwas davon abgeben!« Düster und nachhallend drangen die
Worte an sein Ohr.
    Poul Hardy lief rückwärts zur Wohnungstür und
drehte den Schlüssel. Panik erfüllte ihn. Er verstand
überhaupt nichts mehr. Nichts mehr paßte zusammen!
    Wie von Furien gehetzt, lief er durch den Gang und vermied es,
Licht zu machen. Er rannte die Treppen nach unten. Ein Stockwerk
tiefer wohnte ein junges Ehepaar, mit dem er gut befreundet war.
Hoffentlich waren die zu Hause! Er mußte einen normalen,
vernünftigen Menschen sprechen, der mit ihm kam und ihm sagte,
daß er das gleiche sah wie er. Nur dann würde er sein
inneres Gleichgewicht wieder zurückgewinnen.
    Poul Hardy fiel fast nach unten und konnte sich gerade noch
fangen, erreichte die Wohnungstür und begann wie von Sinnen zu
klingeln und gegen die Tür zu pochen.
    Minuten verstrichen. Fünf? Zehn? Er hatte jegliches
Zeitgefühl verloren, aber es kam ihm vor wie eine Ewigkeit, ehe
er Geräusche hinter der Tür hörte.
    »Verdammt, was ist denn jetzt los?« schimpfte Peter
Lowell. »Mitten in der Nacht einen solchen Lärm zu
veranstalten! Das geht einem ja an die Nieren!«
    »Peter! Ich bin’s! Poul! Mach’ auf, schnell!«
Er wollte es ganz laut sagen, aber seine Stimme war zu einem heiseren
Krächzen herabgesunken.
    Lowell sah verschlafen aus und hatte kleine Augen. Er brauchte
erst noch eine Minute, eher er klar sah, wen er da vor sich
hatte.
    »Du hast dich in der Etage geirrt, Poul«, sagte Lowell.
Er war etwa gleichaltrig mit Hardy, einen Kopf kleiner und unterhielt
einen Kosmetiksalon und Friseurladen in der Southampton Row, nicht
weit vom Britischen Museum entfernt.
    »Komm mit mir, Peter.« Hardys Stimme klang
kläglich.
    Lowell war plötzlich putzmunter. Im Hintergrund sah Hardy
eine zweite Gestalt auftauchen, eine schlanke, grazile, dunkelhaarige
Person im blütenweißen Neglige, das mit
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher