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Boeses Blut

Boeses Blut

Titel: Boeses Blut
Autoren: J.R. Rain , Scott Nicholson , H.T. Night
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    1. Kapitel
     
     
    Der Unterricht war zu Ende.
    Im Dunkeln machte ich mich auf den Weg zu meinem Wagen, den Rucksack locker über der Schulter. Ein Mädchen kam mir nachgerannt. Wir hatten zur gleichen Zeit das Klassenzimmer verlassen. »Die Geschichte der USA«, drittes High-School-Jahr. Ich musste mich nicht umdrehen, um zu wissen, dass ich verfolgt wurde. Ich musste mich nicht einmal umdrehen, um zu schauen, wer es war, weil ich sie riechen konnte.
    Es war die Neue. Gut, mittlerweile war sie auch schon seit zwei Wochen hier. Und sie duftete nach Blumen, Shampoo und sauberer Kleidung. Außerdem roch sie nach Curry. Darum wusste ich auch, dass sie e s war. Schließlich rochen die meisten Mädchen einfach nur nach Blumen und Shampoo.
    Ich hatte schon immer ein Faible für einzigartige Mädchen, jedenfalls so weit ich überhaupt für irgendetwas ein Faible haben kann.
    Gerade hatte ich die Türen meines Wagens mit der Funkfernbedienung entriegelt, als ich hörte, wie sie langsam schneller wurde. Schließlich fing sie an zu rennen und kam mir dabei immer näher. Ich hörte Atemgeräusche … ihre Atemgeräusche, und vielleicht konnte ich auch noch etwas anderes hören. Unter dem Lärm startender Motoren und dem Gerede und Lachen unserer Klassenkameraden habe ich vielleicht ihr Herz schlagen gehört.
    Und es schien schnell zu schlagen.
    Es hat allen Grund schnell zu schlagen , dachte ich. Hier lauern Monster .
    Ich hatte ihr noch immer den Rücken zugewandt, als sie hinter mir zum Stehen kam. Ihr Duft eilte ihr voraus, umkreiste mich wie ein kleiner Wirbelsturm, und ich atmete tief ein. Mit einem Ruck drehte ich mich um.
    Im Licht der minderwertigen Straßenlaternen leuchtete ihr Gesicht ein wenig orangefarben. Sie hatte den Mund geöffnet , um zu sprechen, doch nun schnappte sie nur nach Luft. Sie hatte nicht erwartet, dass ich mich zu ihr umdrehe. Scheiße, wahrscheinlich hatte sie sogar gedacht, ich hätte sie gar nicht bemerkt.
    Vielleicht war sie sich nicht sicher, ob sie wirklich mit mir reden wollte. Vielleicht hatte sie, kurz bevor ich mich ihr zugewandt hatte, beschlossen, sich eines Besseren zu besinnen, auf dem Fuß kehrt zu machen und abzuhauen.
    Vielleicht hatte sie die Geschichten über mich gehört. Vielleicht hatte man ihr gesagt, dass ich anders war als die anderen Schüler. Dass irgendetwas an mir seltsam war.
    Auch ich kannte die Geschichten. Wie oft hatte ich das Flüstern hinter meinem Rücken vernommen. Sie wussten ja nicht, dass ich sie hören konnte. Sie glaubten, sie wären vorsichtig. Doch ich konnte ihre abfälligen Worte hören, ihre Hasstiraden. Ich hörte, wie sie mich schlecht machten. Ich hörte ihr Gelächter. Doch vor allen Dingen hörte ich ihre Angst.
    Ich hörte alles.
    Ihr Keuchen hing in der Luft. Ihre Kinnlade war ins Bodenlose gefallen. Sie war ein hübsches Mädchen. Langes, blondes Haar. Braune Rehaugen. Sie war klein mit wohlgeformten Kurven. Sie sah aus wie eine Puppe, die zum Teenager herangewachsen war.
    » Du verfolgst mich«, sagte ich.
    Sie schloss den Mund. Einige der Schüler, die auf den Parkplatz strömten, beobachteten uns. Besser gesagt, fast alle Schüler beobachteten uns. Ich ignorierte sie. Alle, bis auf die Neue.
    » Ja, tut mir leid«, antwortete sie.
    » Warum tut dir das leid?« Ich drehte mich um und öffnete die Autotür. Dann schmiss ich meinen Rucksatz auf den Rücksitz.
    » Ich weiß nicht.«
    » Du siehst aus, als hättest du einen Geist gesehen.«
    Jetzt konnte ich ihr Herz laut und deutlich schlagen hören. Es pochte wie verrückt. Anscheinend hatte es sogar ein paar Aussetzer. Vielleicht hatte sie einen Herzfehler. Verwunderlich für dieses junge Alter. Sie schaute über ihre Schulter nach hinten und ich konnte beinahe ihre Gedanken hören, auch wenn mein Gehör nun doch nicht so gut ist. Sie dachte, und darauf würde ich ein hübsches Sümmchen verwetten: Ich kann immer noch abhauen. Denk dir eine gute Geschichte aus, von mir aus sogar eine schlechte. Irgendetwas. Hau einfach ab. Sie nennen ihn nicht ohne Grund einen Freak.
    Doch sie ging nicht, und ich wusste, warum. Sie ging nicht, weil Freak nicht mein einziger Spitzname war.
    Sie nannten mich auch Spider.
    » Du brauchst Hilfe.« Ich legte einen Arm auf die offene Autotür, ließ sie ein Stück des Gewichts tragen, das auf mir lastete.
    Sie hörte auf sich umzuschauen und hielt meinem Blick stand. Und während sie das tat, wurde ihr Herzschlag gleichmäßiger. Sie hatte keine Angst
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