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Macabros 024: Marionetten des Schreckens

Macabros 024: Marionetten des Schreckens

Titel: Macabros 024: Marionetten des Schreckens
Autoren: Dan Shocker
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ihr wenden.
    »Sie kam herein, fragte, ob sie an dem Tisch da drüben
Platz nehmen könne, weil sie jemand erwarte, und ich gestattete
es ihr. Man weiß ja schließlich, was sich gehört.
Vielleicht hat sie auch schon von dein besonderen Service in Charlys
Bar gehört und wollte sich einen persönlichen Eindruck
davon verschaffen, wer weiß. Ich würde sie aufnehmen, wenn
sie das wollte.«
    »Sie bereichert dein Repertoire.« Poul Hardy war wie
aufgekratzt. Er nahm sein Glas. »Ich kümmere mich mal um
sie. Vielleicht bin ich derjenige, auf den sie gewartet hat,
Charly.« Er zwinkerte dem Barbesitzer zu, rutschte vom Hocker
und bahnte sich einen Weg durch die schmalen Tischreihen.
    Er kam an Marlene vorbei. Die kastanienbraune Schöne mit der
hellen Haut und den grünen Augen tastete nach seiner Hand.
»Willst du mir keine Gesellschaft leisten, Poul?« fragte
sie mit dunkler Stimme, daß einem warm werden konnte. Das
Timbre ging einem durch und durch. Hardy griff kurz nach ihrer Hand.
»Vielleicht nachher, Marlene. Ich habe erst etwas
Geschäftliches zu erledigen. Es sind so viele gutaussehende
Männer hier, tröste dich einstweilen mit denen!«
    »Viele? Ich sehe gerade zwei, und die sind besetzt. Blond
scheint wieder groß in Mode zu sein. Ich werde mir die Haare
färben.«
    »Nicht verzweifeln, Marlene! Der Abend hat erst begonnen, die
Nacht wird lang. Bis nachher.« Die beiden letzten Worte sagte er
einfach so dahin, denn er wußte: wenn er bei der
Schwarzhaarigen landen konnte, dann stand Marlene nicht mehr zur
Diskussion.
    Dann war er am Tisch der Fremden.
    »So allein?« fragte er.
    »Manchmal ist das so im Leben.« Das übliche
Geplänkel.
    Und doch ganz anders. Wie sie sprach – dieser Augenaufschlag!
Die Frau stand einige Klassen höher als diejenigen, die Charly
zum Vergnügen seiner Gäste einsetzte. Und dabei war Charlys
Bar beileibe keine billige Absteige, die seichtes Amüsement
vermittelt. Die Dinge hier hatten Hand und Fuß.
    »Ich habe gehört, Sie erwarten jemand? Darf ich Ihnen so
lange Gesellschaft leisten?«
    »Natürlich, gern. Derjenige, auf den ich gewartet habe,
ist gekommen.«
    »Danke, ich…« Da erst begriff er ihre Worte. Um
seine Lippen zuckte es. Das ging ja leichter, als er erwartet
hatte.
    Er warf einen schnellen Blick zu Charly an der Theke hinüber,
spreizte Zeige- und Mittelfinger der rechten Hand, und deutete das
Zeichen für »Victory«, Sieg, an. Der Barbesitzer
schüttelte nur kurz den Kopf, zeigte sich aber sonst nicht
sonderlich verwundert. Zuviel Merkwürdigkeiten hatte er schon in
seinem Leben erlebt, um überrascht zu sein.
    »Ich heiße Poul«, stellte der
Antiquitätenhändler sich vor.
    »Okay. Mein Name ist Cheryl.«
    »Ein schöner Name…«
    »Hmmm…«
    »So schön wie Sie…«
    Ihre Lippen schimmerten, ihr Blick sprach Bände. Hardy war
verrückt. So hatte ihn schon lange keine Frau mehr
fasziniert.
    »Die schöne Cheryl«, murmelte er und fühlte
sich wie im siebten Himmel. Das Gefühl, unendlich glücklich
zu sein, erfüllte ihn. Das war Liebe, rekonstruierte er in
Gedanken… Natürlich, so mußte das sein. Hier schwang
mehr mit als das rein sexuelle Verlangen, diesen Körper zu
besitzen. Er ertappte sich dabei, daß er sich in Gedanken
bereits Sätze zurechtlegte, die eine Heiratsabsicht
ausdrückten, ohne daß er mit der Tür ins Haus fiel.
Liebe auf den ersten Blick? So etwas mußte man sich vorstellen.
Charly würde quieken, wenn er ihm das erzählte.
    Wie schön sie war!
    Er kam nicht davon los…
    Aber Name und Aussehen – beides war nicht echt.
    Er saß einer wunderschönen Cheryl gegenüber.
    Ein Trugbild!
    In Wirklichkeit war er Phantoma, der Tochter der Finsternis in die
Netze gegangen, ohne zu ahnen, welche Folgen das haben
würde…
     
    *
     
    Sie kamen sich schnell näher. Ein paar Cocktails, eine
Flasche Sekt erleichterten das.
    Als zwei Stunden vergangen waren, hatte Poul Hardy das
Gefühl, die Frau, die er so schick, so unwiderstehlich fand,
schon seit einer Ewigkeit zu kennen. Sofort war Resonanz da, ihre
Gespräche fanden auf einer Ebene statt, von der er glaubte, sie
niemals bei einer Frau aus Charlys Bar zu finden.
    Es war von vornherein alles ganz anders als sonst, auch wenn es im
Prinzip aufs gleiche hinauslief: er zahlte die Rechnung und lud seine
Bekanntschaft ein mit nach Hause. Aber aus einem anderen Grund als
sonst: Cheryls Kenntnisse über alte Möbel, über
Kunstgegenstände, Bilder und dergleichen waren beachtlich. Er
konnte
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