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Sklaven für Wutawia / Gauner mit der 'Goldenen Hand'

Sklaven für Wutawia / Gauner mit der 'Goldenen Hand'

Titel: Sklaven für Wutawia / Gauner mit der 'Goldenen Hand'
Autoren: Stefan Wolf
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1. Klößchens gefährliche Wette
     
    Das Ereignis warf drohende Schatten
voraus, drückte auf die Stimmung wie dieser düstere Herbsttag. Insgeheim fragte
sich Klößchen, ob er da nicht eine Riesen-Eselei begangen hatte. Aber jetzt war
es zur Umkehr zu spät. Man hätte ihm die Ehre abgeschnitten.
    Tim sah das locker. Er stufte das
Vorhaben ein als eine Art Abenteuer-Urlaub. Und sowas ist bekanntlich ganz nach
der Nase des TKKG-Häuptlings, den man früher Tarzan genannt hat.
    Jetzt — es war am Freitagnachmittag und
eher früh — galt es erstmal Abschied zu feiern von der Zivilisation (den
modernen Lebensbedingungen) und all ihren Annehmlichkeiten.
Selbstverständlich waren Karl und Gaby dabei.
    „Wir sind da“, sagte Tims Freundin,
pustete gegen ihren goldblonden Pony und hielt mit ihrem Drahtesel vor einem
schmiedeeisernen Tor.
    Es war etwa zweieinhalb Meter hoch, schätzte
Tim. Oben liefen die grüngestrichenen Eisenstreben in Speerspitzen aus. Rechts
und links der begrenzenden Steinpfeiler — aus jedem hätte man ein Denkmal
herausmeißeln können — setzte sich der Zaun in gleicher Höhe und aus gleichem
Material fort.
    Die TKKG-Bande blickte durch die
Eisenstreben in einen weitläufigen Park: scheinbar endloser Rasen mit Mulden
und Hügeln, gut verteilt prächtige Rotbuchen, Ulmen und Libanonzedern.
    Zu der weit hinten liegenden Villa
führte eine geschwungene Auffahrt. Der Himmel mochte wissen, weshalb die vielen
Kurven nötig waren. Daß die Villa höchstens 20 Zimmer enthielt — na gut, 22 — ,
konnte man aus der Ferne erkennen.
    „So bescheiden habe ich mir das nicht
vorgestellt“, sagte Tim. „Wie oft warst du schon hier, Gaby?“
    „Keine Ahnung“. Sie hob die Achseln
unter ihrem bunten Strick-Poncho. „Ich zähle es doch nicht, wie oft ich meine
drittbeste Freundin besuche. Außerdem ist das nicht Carolines Adresse. Ihr
Großvater wohnt hier.“
    „Friedrich-Etzel von Färber“, nickte
Klößchen. „Vor einigen Jahren war der mal irre klamm mit Kohle. Es hieß, daß er
die ganze Landschaft hier verkaufen müsse. Mein Vater, der weitbeste
Schokoladen-Fabrikant, wollte zugreifen und hatte schon verhandelt mit dem
alten Etzel. Aber dann wendete sich an der Börse das Blättchen. Etzels Aktien
stiegen aus dem Keller übers Dach hoch, und seitdem ist Carolines Opa reicher
denn je.“
    „Du liebe Güte!“ murmelte Tim.
„Unsereins wünscht sich ein neues Paar Trainingsschuhe zu Weihnachten und ist
damit glücklich.“
    „Du bist ja auch nicht Eigentümer der
größten Bier-Brauerei“, meinte Karl. „Herr von Färber war das. Tja, und daß
Caroline hier gern herumschweift statt unten in der Stadt — das kann man
verstehen.“
    „Am Hang Nummer eins“, nickte Tim.
„Klingt tiefgestapelt für so eine Adresse.“
    Er wandte den Oberkörper, blieb aber
auf dem Sattel seines Rennrades und blickte abwärts.
    Die Am-Hang-Straße lag gut 100 Meter
über der Stadt, zog sich an den östlichen Hügeln hinauf — inmitten herrlich
frischer Luft und neben ausgedehnten Wäldern.
    „Wie kommen wir rein?“ fragte Karl.
„Wir sind zum Tee eingeladen. Das Grundstück haben wir nun bewundert.“
    „So geht das!“ Gaby drückte auf einen
fast verborgenen Klingelknopf am rechten Pfeiler.
    Nur drei Sekunden vergingen. Dann drang
Carolines frische Stimme aus den Metallrippen der Gegensprechanlage.
    „Wer ist da?“
    „Wir sind’s“, antwortete Gaby.
    „Prima. Ich drücke auf den Summer.“
    Der automatische Öffner funktionierte
einwandfrei, wie Tim feststellte.
    Das Sicherheitsschloß am Tor summte und
zitterte, dann öffneten sich die beiden Flügel wie von Geisterhand.
    „Hoffentlich haben sie die blutgierigen
Doggen angekettet“, unkte Klößchen.
    „Hier gibt’s keine Hunde“ , sagte Gaby.
    „Etzel bellt selbst“, nickte Klößchen.
„Ich habe schon gehört, daß er ständig heiser ist. O weh, mir wird himmelangst,
wenn ich an heute abend denke. Hätte ich mich doch nur nicht drauf
eingelassen!“
    „Niemand hat dich gezwungen“, grinste
Karl.
    „Doch. Der Andy. Indirekt schon. So
nach der Methode: Das traust du dich nicht! Da konnte ich nicht zurückweichen.
Man hat ja schließlich einen Ruf zu verteidigen. Oder hätte ich mich als
Mitglied der TKKG-Bande blamieren sollen?“
    „Jetzt ist ohnehin nichts zu ändern“,
sagte Gaby, während sie über die Auffahrt radelten. „Außerdem bist du nicht
allein. Tim ist dabei.“
    „Und was soll euch schon passieren?“
feixte
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