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Der Schluessel von Jirunga

Der Schluessel von Jirunga

Titel: Der Schluessel von Jirunga
Autoren: Joachim H. Schwarz
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a?“ , hauchte sie ihm noch zärtl i cher als zuvor ins Ohr.
    Lil küsste innig ihre Stirn und nickte ihr sanft zu. Sie setzte sich auf und lächelte ihn an. „Du möchtest das Kind nicht haben?“ , flüsterte sie.
    „Liebling“ , stimmte er an, „wir können es besser planen, damit es dem Kind wir k lich gut geht. Unsere Wohnung ist zu klein, ich ste he kurz vor einer Beförderung, wenn wir ein paar Jahre wa r ten, haben wir die besten Voraussetzungen für ein Baby, oder zwei wenn du willst. Lass es uns planen. Lass uns warten. Was meinst du?“
    Carmen erhob sich und wischte sich die Tränen aus den Augen. „Du hast vielleicht recht. Die Karriere geht vor“, flüsterte sie und begab sich schweigend ins Schla f zimmer. Er wusste nicht was sie vorhatte, als sie die Tür hinter sich schloss, er wartete noch eine Weile und hoffte, dass sie zurück käme. Müdigkeit übermannte ihn jäh und er fragte sich, ob er aufstehen und zu ihr gehen sollte, doch er schlu m merte ein, ohne es recht zu bemerken und als er einige Zeit später erwachte war sie verschwunden.

    ***

    Die bedauerns werten Handwerker fuchtelten noch immer mit Werkzeugen umher, die sie nicht kannten und die angebrochene Ginflasche verströmte ihren bitte r süßen Duft. Lil nahm im Liegen einen Schluck , der Gin lief ihm aus den Mundwinkeln auf sein T-Shirt und befleckte es. Er setzte sich auf und stellte die Flasche wieder ab. Tränen liefen unaufhörlich über seine Wa n gen. Er erinnerte sich an jenen Morgen, als sie ausgezogen war, weil er ihr zärtlich beigebracht hatte, dass sie ihre Schwangerschaft a b brechen sollte, weil das Timing nicht stimmte und er bereute es mit unglaublichem Schmerz. Wie gerne hätte er ein Kind von ihr gehabt, wie gerne wäre er der Vater ihrer Kinder geworden. Doch er hatte nur seine Karriere im Sinn gehabt. Seine Augen waren von selbstsüchtigen Gedanken g e blendet gewesen und sie wollte ihm ein Kind gebären. Wie blind war er gewesen, wie dumm war er gewesen, sein Glück nicht zu erkennen und nun hatte sie ihn verlassen. Keine Sekunde hatte er bemerkt, dass ihr zärtliches Lächeln und ihre sanfte Stimme an jenem Abend beste Scha u spielerei gewesen war, eingesetzt um die Wahrheit herauszufi n den. Sie hatte ihn ausgefragt um herauszufinden, ob er wir k lich die Abtreibung wollte, hatte ihn in eine Falle gelockt und er war darauf hereingefallen. Jetzt war sie weg. Endgültig und für i m mer. Sie war zu ihrer Mutter gezogen und hatte kurz danach eine Klinik au f gesucht. Dort hatte sie abgebrochen und ihm in einem abschließenden Brief mitgeteilt, dass das letzte Band zw i schen ihnen getötet worden war und damit keine Wege mehr z u einander führen würden. Sie hatte ihm keine Gelegenheit geg e ben, zu Wort zu kommen, auf seine Anrufe reagierte sie nicht. Chance n los ließ sie ihn allein. Er hatte akzeptieren müssen und endgültig mit ihr abgeschlossen, hatte sich damit abgefunden, sie für immer verloren zu haben. die Niede r trächtigkeit ihrer List war ihm zwar bewusst, doch böse war er ihr nicht. Er konnte sie verstehen. Hä t te er gewusst, wie viel ihr das B a by bedeutet hatte, hätte er anders reagiert, doch im nach hinein traten die Bilder immer anders auf, als zum Zeitpunkt des Geschehens . Seither hatte er sich dem A l kohol ve r bunden und alle Banden beendet, die sein Leben jemals gekreuzt hatten. Keine Freunde mehr, keine Ko n takte mehr. Sein Leben war zerstört und der A b stieg begann...

3

    Lil blickte mit zuckenden Augen in den Raum. Er spürte den Schweiß, der ihm über das Gesicht rann. Sein Alptraum war noch nicht am Ende. Es war noch nicht vorbei. Seine Gedanken haft e ten an einer Idee, die er schon häufig durchdacht hatte. Wozu es in die Länge ziehen? Beende es gleich hier. Gleich jetzt. Aber er wusste nicht wie. Erhängen? Eine dümmliche Idee. Schmerzlich und uns i cher. Erschießen erfordert eine Waffe, die er nicht hatte. Aus dem Fenster stürzen würde ihn höchstens zum Krüppel stempeln, doch nicht zielsicher umbringen. Tabletten? Auch das erschien ihm t ö richt. Starke Pillen wären verschreibungspflichtig und eine halbe Tonne Aspirin würde er wahrscheinlich wieder erbrechen bevor sie ihn umbrachten. Nein. Selbstmord kam für ihn nicht in Frage. Zu viele Unsicherheitsfaktoren. Kein Selbs t mord. Außerdem wäre es zu einfach, zu schmerzlos. Er hatte es verdient, zu leiden. Er sollte Höllenqualen erleiden. Es war i m merhin sein Fe h ler gewesen, dass es so weit
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