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Echten Maennern gibt man ein Kuesschen - Roman

Echten Maennern gibt man ein Kuesschen - Roman

Titel: Echten Maennern gibt man ein Kuesschen - Roman
Autoren: Sarah Harvey
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Kapitel 1
    I ch liebe eine andere Frau.«
    Sie denken bestimmt, das sei der schlimmstmögliche Satz auf der Welt, den eine Frau von dem Mann, den sie liebt, zu hören bekommen kann, aber Remy hatte soeben begriffen, dass es einen Satz gab, der noch viel schlimmer war.
    Er musste ihn dreimal sagen, bevor sie ihn schließlich voll und ganz erfasste.
    »Ich habe jemand anders kennengelernt«, hatte er zunächst begonnen. Das allein war ja schon schlimm genug, doch die vier Worte, die folgten, katapultierten den Satz auf eine ganz andere Ebene.
    »Ich liebe …«
    Und dann zögerte er.
    Remy, deren Fingernägel sich in die Innenflächen ihrer Hände gruben, ertappte sich dabei, wie sie den Satz in ihrem Kopf für ihn beendete, indem sie wieder und wieder die Worte »eine andere Frau« wiederholte, als würde ihr ein ums andere Mal ein Messer ins Herz gerammt.
    Und dann formte sein Mund endlich die noch fehlenden Worte.
    »… einen Mann.«
    Sie brauchte einen Moment, bis sie realisierte, dass er nicht die erwarteten Worte ausgesprochen hatte. Remy blinzelte verwirrt.
    »Einen Mann?«, wiederholte sie mit kaum hörbarer Stimme.
    »Einen Mann«, bestätigte Simon, deutlich mutiger jetzt, nachdem es erst einmal heraus war.

    »Keine Frau?«, flüsterte Remy.
    Beim Anblick ihres schmerzerfüllten Gesichts biss Simon sich so fest auf die Lippe, dass sie blutete.
    Er liebte sie immer noch, aber er war nun einmal nicht in sie verliebt.
    Er litt so wie sie.
    Und er wollte ihr wirklich nicht wehtun.
    »Keine Frau«, erwiderte er sanft. »Remy, es tut mir wirklich leid … aber ich musste ehrlich zu dir sein. Ich musste es dir sagen. Ich kann nicht weiter mit einer Lüge leben, Rem. Bitte vergib mir, aber … du und ich … das ist nicht richtig … Ich liebe dich, ich werde dich immer lieben, aber ich kann dir nicht das geben, was du willst, und du … du … du …«
    Er konnte sich nicht überwinden, es auszusprechen.
    Remy ließ ihn noch einen Augenblick weiter mit sich ringen, wollte ihn zwingen, es laut auszusprechen, um es ihm schwerer und es für sie selbst voll und ganz erfassbar zu machen. Doch seinem Stammeln folgte Schweigen. Er hatte die Augen auf das Tischtuch gerichtet, auf seinen leeren Teller, auf was auch immer, um bloß nicht zu ihr aufblicken und ihren Gesichtsausdruck sehen zu müssen. Einen Gesichtsausdruck, von dem er wusste, dass er ihn zu Stein werden lassen konnte.
    »Ich bin kein Mann«, sagte Remy schließlich an seiner Stelle.
    Da schloss er die Augen, und zwar so lange, dass sie nicht sicher war, ob er sie je wieder öffnen würde, zumindest nicht, solange sie ihm noch gegenübersaß, doch dann tat er es doch und zwang sich, sie anzusehen und ihr zu sagen, was er ihr schon so lange hatte sagen müssen und nicht übers Herz gebracht hatte, ihr zu erzählen.
    »Es tut mir leid, Remy …« Beim Hören seiner zu oft wiederholten Entschuldigung schloss nun Remy die Augen, sodass
sie nur die Worte hörte, die folgten, sein Gesicht beim Aussprechen derselben aber nicht sah. »Es ist vorbei.«
     
    Es ist vorbei.
    Fünf Jahre zusammen.
    Zwei davon verlobt.
    Hochzeitspläne hatten sie keine gehabt, allerdings hatte es eine große Verlobungsfeier gegeben, mehr auf Betreiben ihrer Eltern als auf ihren und Simons Wunsch, aber es war auch keine leere Sache aus dem Gefühl heraus gewesen, klarstellen zu müssen, wohin ihr Weg gehen würde oder weil es sich besser anfühlte, einen Ring zu tragen, nein: Es war eine ernsthafte Absichtserklärung gewesen. Die Absicht, den Rest ihres Lebens gemeinsam zu verbringen.
    Und jetzt saßen sie hier und feierten den zweiten Jahrestag ihrer Verlobung. Im gleichen Restaurant, in dem er ihr den Verlobungsantrag gemacht hatte.
    Hatte er es in der Absicht getan, sie noch mehr zu verletzen? War der Mann, den sie für liebenswürdig, ehrlich und aufrichtig gehalten hatte, nur ein gefühlloser, unsensibler Lügner?
    »Warum hier? Warum jetzt?«, flüsterte sie mit noch immer geschlossenen Augen.
    »Es ist keine Absicht, das schwöre ich dir. Ich habe schon so oft versucht, es dir zu sagen, aber ich konnte es einfach nicht, und heute hier mit dir zu sitzen… Ich habe mich einfach so fürchterlich gefühlt, so scheinheilig, dass ich so nicht weitermachen konnte. Ich musste es dir sagen, egal, wie weh ich dir tun würde. Ich wusste, dass es noch viel, viel schlimmer wäre, weiter herumzulügen … und damit meine ich nicht, dich anzulügen, Remy, abgesehen von ein paar Auslassungen
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