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Der Mann, der die Frauen belog - Roman

Titel: Der Mann, der die Frauen belog - Roman
Autoren: PeP eBooks
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ihr vorging? Und wann würde er aufhören, sich darüber den Kopf zu zerbrechen?
    »Und nun zu unserer letzten Meldung«, sagte der Nachrichtensprecher und holte damit Charles ins Hier und Jetzt zurück. Auf dem Bildschirm erschien Mallorys Gesicht.
    »Im Central Park wurde eine Kriminalbeamtin ermordet. Bei dem Opfer handelt es sich um Sergeant Kathleen Mallory, Tochter von Inspektor Louis Markowitz, der vor einiger Zeit ebenfalls in Erfüllung seiner Pflicht für die Allgemeinheit sein Leben gab. Weitere Einzelheiten wurden zunächst nicht bekanntgegeben, um die Ermittlungen nicht zu behindern.«
    Charles sah die ihm quicklebendig gegenübersitzende Mallory an wie einer, dem es schwerfällt, sich von seinem naiven Glauben an die Wahrhaftigkeit des Mediums Fernsehen zu trennen. Wie hätte er wohl reagiert, wenn sie in diesem Moment nicht bei ihm gewesen wäre?
    Sie zappten sich einmal durchs Programm. Alle Sender brachten dieselbe Meldung.
    Telefon und Türglocke läuteten gleichzeitig. Da kamen wohl schon die ersten Beileidsbekundungen. Mallory ging zur Tür, während Charles den Hörer abhob.
    »Hier Riker. Sag mal, Charles, wozu hast du eigentlich einen Anrufbeantworter, wenn du ihn nie abhörst?«
    »Geht es um die Meldung über Mallorys Tod?«
    »Ja. Ich bin in Slopers Büro. Wir versuchen schon den ganzen Tag, Mallory zu erreichen. Ist sie bei dir? Gibst du mir die Leiche mal eben rüber?«
    Mallory brachte eine Nachbarin, Dr. Henrietta Ramsharan aus dem Apartment 3 A, mit in die Küche. Henrietta trug schon ihre Freizeitkluft – Jeans und Karobluse –, hatte das schulterlange braune Haar aus dem strengen Knoten der Dienstfrisur befreit und sah so konsterniert drein, wie man es von einer Frau erwarten darf, der eine Tote die Tür öffnet.
    Lieutenant Jack Coffey saß an seinem Schreibtisch. Er behauptete jedenfalls, es wäre seiner – aber von dem Raum, in dem besagtes Möbelstück stand, sprach nach wie vor jedermann als dem Büro von Inspector Markowitz, auch wenn der inzwischen nicht mehr am Leben war. Manchmal sagte sich Coffey, dass er schon froh sein konnte, wenn der Gehaltsscheck auf seinen Namen lief. Aber im Augenblick dachte er nicht an seinen früheren Chef, sondern an dessen Tochter. Kathleen Mallory.
    Auf dem Schreibtisch lagen Palanskis Bericht und das Fax der Kollegen vom Revier West Side mit dem ersten Bericht vom Tatort. Die Fotos waren sehr dunkel, aber selbst in der körnigen Schwärze schien das blonde Haar zu leuchten, und mit einiger Mühe waren die Umrisse der vertrauten Gestalt in Jeans, Laufschuhen und Blazer zu erkennen. Jetzt fehlte nur noch die endgültige Identifizierung durch einen Freund der Familie.
    Für Sergeant Riker war es besonders hart. Schon der Tod von Markowitz hatte ihn schwer getroffen. Dass es Mallory erwischt hatte, würde ihm den Rest geben.
    Der sechsunddreißigjährige Coffey knipste die Schreibtischlampe aus und stützte sich zum Aufstehen auf die Schreibtischplatte wie ein gebrechlicher Greis.
    Wer hatte so dicht an sie herankommen, sie so zurichten können? Er konnte es noch immer nicht fassen.
    Aber der Beweis lag schwarz auf weiß vor ihm, auf allen Sendern flimmerte ihr schönes Gesicht über die Mattscheibe. Und wenn er den Cop fand, der es den Medien gesteckt hatte, würden Köpfe rollen.
    Könnte er sie für ein paar Minuten zurückbekommen, würde er mit Freuden ihren spöttischen Blick ertragen, der stets jede Anteilnahme an ihrem Wohlergehen zurückwies und ihm mehr als deutlich zeigte, dass sie ihn für einen Schlappschwanz hielt. Er sah sie förmlich vor sich, meinte, ihr Parfüm zu riechen. Zeit zum Heimgehen. Zeit für die Flasche. Er wandte sich um.
    Das darf nicht wahr sein …
    Er tastete nach dem Türrahmen, griff daneben, landete unsanft auf einem Stuhl. Sein Magen fuhr Achterbahn.
    Unter der Tür stand Mallory. Ihr Haar leuchtete im Gegenlicht. Hinter ihr tauchte Riker auf. Er wirkte unter den Neonröhren fahl und verwaschen.
    »Klarer Fall«, sagte Mallory. »Du hast gedacht, die Frau in der Leichenhalle bin ich.«
    »Wie man’s nimmt.« Riker grinste. »Das mit deinem Tod hat der Lieutenant schon geglaubt. Aber er weiß auch, dass eine wie du nach Sonnenuntergang wiederkommt.«
    Er warf seinen Bericht auf den Schreibtisch. Ein Getränkefleck und zwei Essenskleckse unterschiedlicher Herkunft zierten die erste Seite.
    Während Mallory sich einen Stuhl heranzog und die langen Beine ausstreckte, starrte Coffey auf den Bericht und suchte
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