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Der Mann, der die Frauen belog - Roman

Titel: Der Mann, der die Frauen belog - Roman
Autoren: PeP eBooks
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nicht den kleinsten Hinweis.«
    »So was Ähnliches hast du vorhin schon mal gesagt. Hast du ihre Augen aufleuchten sehen? Wie grüne Kerzen. Bei so was könnte man wahrhaftig wieder anfangen, an die Hölle zu glauben.«
    »Wir wissen über den Täter nur so viel, dass er für Frauen eine Bedrohung darstellt. Und da soll ich ihm Mallory zum Fraß vorwerfen?«
    »Sie ist für den Fall genau die Richtige.«
    »Wie kommst du denn darauf?«
    Coffey griff nach einem Drehbleistift, um den Bericht abzuzeichnen, der vor ihm lag. Riker rutschte in seinem Stuhl tiefer und legte die Füße auf die Schreibtischplatte. Coffeys Bleistiftmine brach ab.
    »Markowitz«, sagte Riker durch blaue Wolken hindurch, »war immer unheimlich stolz auf Mallory. Ständig hat er mit ihr angegeben. Nicht jeder Vater in meiner Gegend, sagte er immer, hat eine Tochter, die vom Persönlichkeitsprofil her eine Soziopathin ist.«

2
    21 . Dezember
    E r hatte wieder von der magischen Kugel geträumt. Ganz langsam war sie aus der Revolvermündung auf ihn zugeflogen, hatte ihr Ziel getroffen und das Blut aufspritzen lassen.
    Auf dem Weg ins Badezimmer stieß Riker mit einem nackten Fuß an eine leere Bierflasche, aber er spürte keinen Schmerz, weil ihm der Traum noch so lebhaft vor Augen stand.
    Irgendwann würde der Suff ihn umbringen, würden die Reflexe, die er brauchte, um sein jämmerliches Leben zu retten, nicht mehr funktionieren. Im Schlafen wie im Wachen war die magische Kugel nie weit weg.
    Doch er und die Flasche waren mittlerweile ein altes Ehepaar. Und der Traum von der Kugel war ihm immer noch lieber als die Spinnen. Die waren über ihn gekommen, als er mal wieder einen Anlauf genommen hatte, diese Beziehung aufzulösen. Dreizehn Jahre musste das inzwischen her sein. Mindestens.
    Er hatte angeschnallt im Bett gelegen, als Kathy Mallory plötzlich durchs Fenster kletterte. Kinderbesuch war in der Entziehungsklinik verboten. Auf lautlosen Gummisohlen und mit der Heimlichkeit der geborenen Diebin sprang sie vom Fensterbrett zu Boden.
    Einen Lidschlag lang hatte dieses seltsame Kind gar nicht so schlecht in das Gewimmel von Spinnen gepasst, die über seinen Körper, das Bettzeug, die Wände krabbelten. Die größte hatte sich einen prächtigen Faden gesponnen, an dem sie sich mit ihren acht schwarzen Beinen von der Decke herunterließ. Dann fing sie, elegant wie eine Primaballerina, auf seinen Augen an zu tanzen, und er war ihr hilflos ausgeliefert.
    »Die Spinne! Mach sie weg!«, hatte er Mallory zugerufen, die er damals noch Kathy hatte nennen dürfen. (Erst später, als sie zur Polizei ging, hatte sie sich das verbeten.) Kathy war an sein Bett getreten, hatte ihm in die Augen gesehen und sie verächtlich für spinnenfrei erklärt. Sie war ihm so nah gewesen, dass er sich in ihren Augen gespiegelt sah. Winzig wie ein Mistkäfer.
    Der große Spiegel an der Wand zeigte ihm genauer, was Kathy sah: sein schweißnasses, zuckendes Gesicht. Die Spur von Erbrochenem, die sich vom Mund zum Kinn zog. Er nickte ergeben und konnte Kathy nur recht geben: Mit einem so hoffnungslosen Fall mochten nicht einmal mehr Spinnen was zu tun haben.
    Er wusste noch, dass er gedacht hatte: Ein Glück, dass Helen Markowitz ihrer Kathy beigebracht hat, in geschlossenen Räumen nicht auszuspucken. Denn dazu hatte sie in diesem Moment sichtlich die größte Lust gehabt. Stattdessen hatte sie sich wortlos umgedreht und war auf dem gleichen Weg, auf dem sie gekommen war, wieder gegangen. Lautlos schlossen zwei kleine Hände das Schiebefenster.
    Nachdem die Spinnen von ihm abgelassen hatten, um sich auf vielversprechendere Opfer zu stürzen, hatte er keinen Versuch mehr gemacht, von der Flasche loszukommen. Dafür hatte er nach besten Kräften versucht, sich nicht noch einmal vor Kathy zu blamieren. Diese unerbittliche kleine Range hatte den Sauftouren, von denen er auf allen vieren nach Hause gekrochen war, und den peinlichen Szenen in der Öffentlichkeit ein Ende gemacht. Er war ein halbwegs diskreter Säufer geworden.
    Das Tageslicht blendete ihn trotz der Sonnenbrille. Er setzte sich auf den Beifahrersitz von Mallorys braunem Kleinwagen, beugte sich vor und besah sich über die zerschrammten grünen Gläser hinweg die Gegend.
    »So sieht die Welt also am frühen Morgen aus.«
    Mallory hüllte sich in beredtes Schweigen.
    Die Pünktlichkeitsfanatikerin hatte warten müssen, während er sich angezogen und rasiert hatte. Er rutschte tiefer in seinen Sitz, band sich noch
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