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Der Mann, der die Frauen belog - Roman

Titel: Der Mann, der die Frauen belog - Roman
Autoren: PeP eBooks
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geöffnet.
    Charles sah zur Decke. Gratuliere, Effrim.
    »Eine erstaunliche Pechsträhne für die Familie«, sagte er.
    »Nur für die Frauen«, widersprach Mallory. »Wir übernehmen den Fall.«
    Sie wich seinem Blick noch immer aus, aber er nahm ihr die Selbstherrlichkeit nicht übel. Vielleicht blieb sie dadurch der Firma Mallory & Butler noch eine Weile erhalten. Auf lange Sicht aber war die Trennung unvermeidlich. Schon deshalb, weil ihr die Polizei den Zweitjob nicht mehr würde durchgehen lassen.
    »Den Vorschuss bekommt ihr per Scheck«, sagte Effrim. Damit verschwand er. Nur sein breites Lächeln – ein Trick, den er wohl der Cheshire-Katze aus Alice im Wunderland abgesehen hatte – schwebte noch eine Weile im Raum.
    Mallory stand auf. »Ich kümmere mich am besten gleich mal um die Lebensversicherungen.«
    »Moment, Mallory! Unser Auftrag lautet nicht, die Familiengeschichte zu erforschen, sondern den psychokinetischen Aktivitäten auf den Grund zu gehen.«
    »Scherzbold! Was ich noch sagen wollte: Im Bürokühlschrank herrscht gähnende Leere.«
    Charles nickte schuldbewusst. Auf der Rückseite des ihm von Mallory anvertrauten Einkaufszettels hatte er zwei Telefonnummern notiert und ihn dann als Lesezeichen in irgendeinem Buch verschwinden lassen.
    »Gehen wir zu mir«, schlug er vor.
    In seiner Wohnung, die auf dem gleichen Stockwerk wie das Büro lag, sorgte die gestrenge Mrs. Ortega aus Mitleid mit dem einkaufstechnisch behinderten Charles dafür, dass stets Vorräte im Haus waren. Heute hatte sie mit einem Magneten eine Skizze an die Kühlschranktür geheftet, auf der sämtliche auf dem Kriegsschauplatz Küche für die Maus aufgestellten Fallen eingezeichnet waren. Charles hatte unbegrenztes Vertrauen zu Mrs. Ortega und ihren Fähigkeiten, weshalb ihm der unglückliche Nager jetzt schon leidtat.
    Mallory hatte es sich erwartungsvoll am Küchentisch gemütlich gemacht. In der Küche war Charles am allerliebsten. Auf Wandregalen standen in Reih und Glied Gewürze, Fleischzartmacher und all die praktischen Folterinstrumente, die man gern zur Hand hat, um unschuldiges Gemüse zu köpfen, zu häuten, zu vierteln und in siedendes Öl zu tauchen. Er packte auf den Tisch, was er im Kühlschrank fand, Mallory sichtete sachkundig das Fleisch-, Aufschnitt- und Käseangebot und kreierte damit originelle Sandwich-Schöpfungen. Als er zum letzten Mal vom Kühlschrank zurückkam, brachte er eine neue Gewürzsauce mit.
    »Bei der Polizei hast du dich wohler gefühlt, nicht?«
    »Als Markowitz noch lebte.« Sie schraubte das Glas auf, schnupperte und nickte kurz. Der Inhalt war genehmigt. »Coffey ist eben anders. Er ist stocksauer auf mich. Wenn ich ins Dezernat zurückgehe, steckt er mich in die Computerabteilung und lässt mich nie wieder auf die Straße.«
    »Ich denke, die Suspendierung ist nur eine Formsache.«
    »Ist sie auch. Wer auf einen Täter schießt, wird vom Dienst suspendiert, solange die Zivile Kontrollbehörde den Fall untersucht.«
    »Aber du hast den Täter doch nicht umgebracht! Und schließlich hatte er einen alten Mann zusammengeschlagen.«
    »Coffey hat eine etwas andere Einstellung zu der Sache.«
    »Du willst also unser Partnerschaftsverhältnis nicht auflösen?«
    »Nein, warum denn? Aber zur Polizei zurück will ich auch. Eins schließt das andere ja nicht aus.« Sie sah auf die Uhr und schaltete den kleinen Fernseher an. Es war Zeit für die Nachrichten, und sie hielt sich gern über die New Yorker Todesrate auf dem Laufenden.
    »Aber gibt es bei euch nicht eine Vorschrift, wonach Polizisten keine Nebentätigkeiten ausüben dürfen?«
    »Ja und?«, gab sie leicht erstaunt zurück.
    Das Fernsehen berichtete über das tägliche Gemetzel mit einem zusätzlichen Bildschirmfenster, das die Todesuhr am Times Square zeigte. Der Nachrichtensprecher verlas die Statistik, und dazu sprangen vor den Augen Tausender von Autofahrern und Fußgängern und der Millionen, die ihre billigen Sensationen lieber über die Mattscheibe bezogen, die Zahlen auf der riesigen Anzeigetafel um.
    »Ich hasse das Ding«, sagte Mallory, während die elektronische Anzeige den landesweiten Stand der tödlichen Schusswaffenverletzungen registrierte.
    »Ach ja? Ich dachte, eine computergesteuerte Todesstatistik müsste dir liegen. Sie macht die Morde so schön übersichtlich.«
    Ihr Gesicht wurde abweisend und fast maskenhaft starr. Warum bildete er sich immer noch ein, Mallory ergründen zu können? Wer wusste schon, was in
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