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Der Mann, der die Frauen belog - Roman

Titel: Der Mann, der die Frauen belog - Roman
Autoren: PeP eBooks
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aber so schlank wie sie und etwa im gleichen Alter.
    Es dauerte eine Weile, bis Riker sich wieder im Griff hatte. Um ein Haar hätte er, ein ausgebuffter Cop mit fünfunddreißig Dienstjahren auf dem Buckel, losgeheult wie ein Weichei. Er machte kurz die Augen zu.
    »Verdammter Idiot, dieser Palanski«, sagte eine vertraute Stimme hinter ihm. Riker drehte sich um. Dr. Edward Slope, der Chefpathologe, streifte gerade die Gummihandschuhe über, die Maske hing ihm um den Hals, das zerklüftete Gesicht war unbewegt. Auch Slope kannte Kathy von klein auf.
    »Nicht mal für Schwestern würde man sie halten.«
    »Palanski ist ein junger Spund«, sagte Riker, für den alle Männer unter vierzig in diese Kategorie fielen, »und hat ja auch nicht täglich mit ihr gearbeitet.«
    »… die Hände zerquetscht, aber kein Blutverlust. Deutet darauf hin, dass ihr diese Verletzungen erst nach dem Tod beigebracht wurden …«
    Riker schlug sein Notizbuch auf. Er sah die Frau auf dem Tisch, die jetzt nackt und wehrlos den Lichtern, den Männerblicken, der kalten Luft ausgesetzt war, nicht mehr an. »Sie haben sie im Park gefunden, etwa fünf Blocks von Mallorys Wohnung auf der Upper West Side entfernt. Sie trug einen Blazer und Jeans, genau wie Mallory. Und auf dem Schneideretikett stand Mallorys Name.«
    Dr. Slope sah stirnrunzelnd auf die Tote hinunter. »Aber Kathy Mallorys grüne Augen sind doch unverkennbar, und die hier sind hellblau. Wie konnte Palanski das bloß verwechseln?«
    »An ihre Augen hat er sich bestimmt nicht rangetraut«, sagte Riker. »Dazu hatte er zu viel Angst vor ihr. Auch noch im Tod.«
    »… Leichenstarre noch im Nacken und Kiefer vorhanden …«
    Dr. Slope trat an den Tisch heran, nickte dem jungen Kollegen zu und griff sich das Klemmbrett, das an einer Kette baumelte. »Was liegt bis jetzt vor?«, fragte er Riker.
    »Die Kollegen von der West Side haben Coffey einen ersten Bericht geschickt. Ihr Mitarbeiter, der am Tatort war, schätzt die Todeszeit auf gestern Vormittag zwischen sechs und neun. Ein Entomologe untersucht gerade die Käferlarven, vielleicht kriegen wir es dadurch noch ein bisschen genauer. Angeblich ist die Leiche eine Stunde nach dem Tod noch mal von der Stelle bewegt worden.«
    In seinem Notizbuch stand nur ein Wort: Käfer.
    Riker wusste, auch ohne hinzusehen, was jetzt mit der Frau geschah. Der junge Mann mit der OP-Maske führte den ersten V-förmigen Schnitt von der Schulter zum Brustbein und wieder nach oben zur anderen Schulter. Aus dem Augenwinkel verfolgte Riker, wie der nächste Schnitt die Leiche von der Brust bis zum Venushügel hin öffnete. Es roch nach Blut, Urin und Fäkalien. Durch seitlich am Tisch angebrachte Öffnungen liefen die Körperflüssigkeiten ab.
    »Palanski war als erster Polizeibeamter vor Ort. Er schätzt, dass die Leiche im Park nur abgelegt worden ist.«
    »Und was glauben Sie, Riker?«
    »Nicht ausgeschlossen. Auf der Kleidung sind Grasflecken. Vielleicht hat der Täter sie im Park umgebracht und dann tiefer ins Unterholz gezerrt, um sich ungestört ihre Hände vorzunehmen.«
    Mit einem satten Platschen landete das erste Organ auf der Waage. Eine Lunge vielleicht. Oder das Herz.
    »Klingt einleuchtend«, sagte Slope. »Die Hände hat man ihr nach dem Tod zerschlagen. Mit Fingerabdrücken ist da nichts mehr zu machen.«
    Er holte eine Röntgenaufnahme aus einem großen gelben Umschlag und hielt sie ans Licht. »Der Schlag auf den Kopf wäre nicht tödlich gewesen. Als er ihr den Hals gebrochen hat, muss sie schon bewusstlos gewesen sein. Die Bruchstellen lassen auf einen schweren, stumpfen Gegenstand schließen.«
    »Einen Stein zum Beispiel?«
    »Möglich. Nach dem Verlauf der Bruchstellen würde ich sagen, dass er von vorn zuschlug und den Gegenstand in der rechten Hand hielt. Keine Würgemale. Den Hals hat er ihr wahrscheinlich mit beiden Händen umgedreht. Wollen Sie auf den Bericht warten?«
    »Ich weiß nicht recht«, sagte Riker. »Jetzt, wo sich herausgestellt hat, dass es keiner von unseren Leuten war, geht der Fall zurück an die Kollegen von der West Side.«
    »… Anzeichen einer kürzlich erfolgten Abtreibung …«
    Weitere Organe landeten auf der Waage. Dreimal zählte Riker, stur in sein Notizbuch blickend, den Aufschlag von weichem Gewebe auf Metall. »Hat nicht Dr. Oberon was von einer Defensivwunde gesagt?«, fragte er.
    Slope griff nach dem Arm der Toten. »So weit würde ich nicht gehen. Sieht aus, als habe er sie an dieser Stelle
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