Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zwergenzwist im Monsterland

Zwergenzwist im Monsterland

Titel: Zwergenzwist im Monsterland
Autoren: Craig Shaw Gardner
Vom Netzwerk:
 
Kapitel Eins
     
     
Selbst Zauberer haben manchmal einen schlechten Tag, was das folgende alltägliche Beispiel illustrieren mag:
Ein Magier entdeckt bei der Vorbereitung eines mächtigen Zaubers, daß nicht nur seine Entengrütze schimmelig geworden ist, sondern ihm zu allem Überfluß auch noch die Wassermolchaugen ausgegangen sind. So weit, so schlecht. Der Magier wirft sich in seine Ausgehrobe und schlendert zum Alchimisten an der Ecke, nur um dort entdecken zu müssen, daß Entengrütze bereits seit Monaten bestellt, aber nicht geliefert wurde, und darüber hinaus die vorhandenen Wassermolchaugen bei weitem zu klein sind und sowieso die vollkommen falsche Farbe haben.
Unser guter Magier ist natürlich zu versiert, als daß ein paar fehlende Komponenten seinen perfekten Spruch ruinieren könnten. Er kehrt schnell in seinen Turm zurück und versucht es mit einigen schlichtweg genialen Ersatzkomponenten, sagen wir mit Fledermausflügeln und getrocknetem Salamanderblut sowie mit etwas Schnittlauch, um das Ganze farblich ansprechend zu gestalten. Und der Trank sieht am Schluß perfekt aus! Der Zauberer beginnt mit der Beschwörung, die des langen Tages Mühen zum fruchtbaren Abschluß bringen sollen. Doch halt! Der Topf blubbert, anstatt kochend aufzuschäumen! Was ist schiefgegangen?
Der Magier schlägt sofort in einem Handbuch nach, vielleicht in der 46bändigen Enzyklopädie ›Der Universelle Führer zur Magie‹ oder – auf alle Fälle die klügere Wahl – in meinem Standardwerk ›Auch Meisterzauberer haben schlechte Tage‹.
Und hier liest er zu seinem nicht unerheblichen Schrecken, daß durch einen unendlich winzigen Fehler ein einfacher Spruch zur Wettervorhersage zu einer Beschwörung ausartete, die nicht nur ihn selbst, sondern auch seine Liebsten und überhaupt alles Leben im großen Umkreis vernichten wird.
In letzter Sekunde gelingt es unserem Zauberer zwar, den Spruch zu stoppen, aber er ruiniert bei diesem Versuch ein gutes Paar Stiefel. Endlich gelangt der kundige Mann aufgrund seiner Weisheit zu der unvermeidlichen Einsicht: Dies ist ein Unglückstag – für ihn selbst und für alle, die das Pech haben, mit ihm zusammenzutreffen.
Trotzdem sollte der wahrhaft findige Zauberkundige nicht am Schicksal verzweifeln! Statt dessen wird der kluge Magier auch noch den kleinsten Vorteil zu nutzen wissen, der sich dieser Situation entreißen läßt:
Möglicherweise wird er seine Schwiegermutter besuchen oder sich einen Termin beim königlichen Steuereintreiber verschaffen.
    aus: – EBENEZUM, DER GRÖSSTE ZAUBERER DER WESTLICHEN KÖNIGREICHE: MAGIE FÜR JEDERMANN. EINE ANLEITUNG ZUM SELBSTSTUDIUM, vierte Auflage, Allgemeine Einführung
     
    Es schien, als würde jedermann nur noch niesen.
    »O Wuntvor«, flüsterte Norei. Ihre wunderschönen grünen Augen versanken in meinen. »Ist das nicht furchtbar?«
    Das vielstimmige Niesen echote durch die Große Halle, in der wir standen. Vielleicht hundert verschiedene Zauberer niesten wie einer, Nieser in Dur, Nieser in Moll, verschämt unterdrückte Gluckser und langanhaltende nasale Explosionen. Es war schwer, die Augen von der wunderbaren jungen Hexe an meiner Seite zu lösen, meiner einzig wahren Liebe, die ich nun endlich gefunden hatte, aber die Nieserei war einfach zu überwältigend. Beklommen wandte ich mich von meiner Liebsten ab und dem anderen Ende der Halle zu.
    Meine schlimmsten Befürchtungen bewahrheiteten sich. Die große Eichentür, hinter der die Zauberer über die Möglichkeiten zur Genesung meines Meisters Ebenezum beraten hatten, war aufgestoßen worden. Die Zauberer, noch vor ein paar Stunden beim Einzug in den Raum so majestätisch und prachtvoll anzuschauen, taumelten nacheinander heraus, ihre einstmals eleganten Roben nun verrutscht und zerrissen.
    Ein Mann ragte aus der Masse heraus, grimmige Entschlossenheit auf seinem dunklen Gesicht. Zwei Arme, in pures Silber gewandet, erhoben sich über die schniefende Masse, als dieser herrliche Beschwörer, dieser Erzmagier unter Zauberern, sein »Genug!« in die Menge schleuderte.
    Die Nächststehenden hielten ihre Hand vor die Nase und wandten sich zu ihrem Mitbruder um.
    »Dies wird nie wieder geschehen!« rief der Silbergekleidete mit einer Stimme, so tief wie der tiefste Abgrund. »Ich werde diesen Fluch bannen, ich werde die Hohen Mächte anrufen!«
    Seine Hände woben mit solcher Geschwindigkeit ein Muster in die Luft, daß die Augen kaum zu folgen vermochten. »Ich rufe Dich, o
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher