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Zwergenzwist im Monsterland

Zwergenzwist im Monsterland

Titel: Zwergenzwist im Monsterland
Autoren: Craig Shaw Gardner
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überdimensionaler Schatten, der die Spätsommersonne verdeckte. In einer riesenhaften Hand hielt er die verfluchte Kriegskeule Schädelbrecher, die kein Mann besitzen, sondern nur leihen konnte. Der von einem geflügelten Helm beschützte Kopf drehte sich, als Hendrek den Raum absuchte.
    »Verdammnis!« wiederholte er. »Hier ist was faul!«
    »Das mag ich an dir, mein großer Freund«, antwortete eine Stimme in einer unangenehm hohen Stimmlage. »Du schaffst es immer wieder, zum Kern eines Problems vorzudringen, egal wie offensichtlich es bereits für alle Umstehenden ist.« Der wahrheitsliebende Dämon Snarks lugte vorsichtig um des Kriegers Bauch. »Was haben wir denn hier? Sieht aus wie ein Kongreß zur Förderung der Hongkong-Grippe!«
    »Es ist furchtbar!« erklärte ich. »Ebenezums Krankheit hat alle Zauberer von Vushta angesteckt!«
    »Verdammnis!« Verständnisvoll nickte Hendrek. »Schon wieder ein niederträchtiges Komplott der Niederhöllen!«
    Snarks pfiff leise vor sich hin. »Sieht aus, als hätten sie diesmal ein Gewinnlos gezogen.« Der Dämon zuckte zurück, als der Krieger ihn anknurrte. »Schon gut, schon gut, vielleicht ist im Moment ein Toast auf die Niederhöllen unangebracht.« In Snarks Augen trat ein verträumter Ausdruck. »Man darf doch wohl noch freundliche Gefühle an den Ort seiner Geburt haben. Ich erinnere mich genau: der Geruch der Schleimtümpel, das weiche Gefühl der Pilze in meinem Kinderzimmer, dieses ganz spezielle Prickeln, wenn das Sumpfgras einem in die Augen geriet.« Der Dämon seufzte. »Eben alles so richtig schön abstoßend.«
    Man muß Snarks entschuldigen. Seine Mutter war vor der Niederkunft von einem dämonischen Politiker so erschreckt worden, daß durch einen unglücklichen Zufall der kleine Dämon zu einem Wesen heranwuchs, welches nur noch die Wahrheit sagen konnte, die reine Wahrheit und nichts als die Wahrheit. Unerfreuliche Wahrheiten, um genau zu sein, je unerfreulicher, desto besser. Diese undämonische Wahrheitsliebe hatte zu seiner Verbannung aus den Niederhöllen geführt. Wegen dieser seiner Veranlagung war er jedoch auch ein so vertrauenswürdiger Gefährte in unseren Kämpfen gegen seine frühere Heimat gewesen.
    »Verdammnis!« wiederholte Hendrek, als das Niesen unvermindert fortfuhr.
    »Wie konnten wir nur so gedankenlos sein!« erklärte Norei. »Wir müssen die Zauberer nach draußen bringen, raus aus dieser magieverseuchten Luft!«
    Meine Liebste hatte natürlich recht! Einen kurzen Anfall schmerzenden Schuldgefühls, nicht selbst an die Rettung der Zauberer gedacht zu haben, kämpfte ich beherzt nieder. Ein Schauder rann mir den Rücken hinunter. Könnte dies auch ein Teil des niederträchtigen Niederhöllenkomplotts sein?
    »Verdammnis!« murmelte Hendrek, während er bündelweise Zauberer an die frische Luft beförderte. Norei und Snarks halfen denjenigen, die in der Lage waren zu laufen.
    »Das glaube ich nicht«, flüsterte Snarks mit heiserer Stimme.
    »Hallo Leute!« Der Schuhbert winkte aus der Menge der im Staub liegenden Zauberer. »Sind die Schuhe, die ich für dich gemacht habe, strapazierfähig genug? Laß uns über Schuhbertschubkraft reden!«
    Snarks schluckte, sein für gewöhnlich krankhaft grünes Gesicht verfärbte sich krankhaft grau. »O nein«, stöhnte er. »Womit habe ich das verdient? Ich wurde aus meiner Heimat verbannt. Das habe ich akzeptiert. Ich muß in einer fremden Welt mein Leben fristen, muß sogar mein eigen Fleisch und Blut bekämpfen, wann immer wir uns treffen. Das akzeptiere ich auch. Meine menschlichen Gefährten schlagen alle Ratschläge, die ich ihnen, selbstlos, wie ich bin, zukommen lasse, in den Wind. Selbst das akzeptiere ich noch. Aber schon wieder dieser Schuhbert?« Der Dämon verdrehte die Augen gen Himmel und fiel in einen Anfall von Theatralik auf seine Knie. »Wo bleibt denn da die Gerechtigkeit?«
    »Warum so traurig, Freund Dämon?« Tap sprang fröhlich zu Snarks hinüber. »Kein Grund zur Panik. Nun bin ich ja zurück. Ich habe beschlossen, dich in die Geheimnisse eines Schuhberts einzuweihen!«
    »In die Geheimnisse eines…« Snarks bibberte haltlos.
    »Oh, du brauchst mir nicht zu danken!« unterbrach ihn Tap, bevor der Dämon seinen Satz beenden konnte. »Ich weiß schon, es wird große Geduld erfordern, aber Geduld lernt man beim Schuhemachen. Und wenn meine Anstrengungen nicht ausreichen sollten, dir die Erleuchtung zu bringen… nun, Tausende von meinem Volk sind bereit, meinen
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