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Zwergenzwist im Monsterland

Zwergenzwist im Monsterland

Titel: Zwergenzwist im Monsterland
Autoren: Craig Shaw Gardner
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hofften!«
    »Unglücklicherweise nicht.« Mein Meister kratzte sich geistesabwesend den dichten weißen Haarschopf unter seinem Zaubererhut. »Ich fürchte, unsere Siegesfeiern waren etwas verfrüht. Wir scheinen nur die erste Schlacht gewonnen zu haben. Vushta und die Niederhöllen befinden sich noch immer im Kriegszustand.«
    »Aber das ist ja schrecklich.« Ich schauderte bei dem Gedanken an diese hinterlistige Niederhöllenbande zusammen. »Was können wir nur tun?«
    »Zuerst einmal keine Panik«, gab er mit einem Kopfnicken in Richtung der niesenden Menge zu verstehen. »Der Feind hat vorübergehend die Überraschung auf seiner Seite. Er verfügt damit über einen leichten Vorteil, aber nicht für lange. Seht, wie die armen geplagten Kreaturen um uns herum bereits lernen, mit ihrer Krankheit umzugehen.«
    Vielleicht hatte mein Meister recht. Trotz allem mußten wir nicht notwendigerweise die Hoffnung verlieren.
    »In der Tat«, fuhr mein Meister fort, »müssen wir nun eine Langzeitstrategie entwickeln. Solange wir unseren Kopf nicht…«
    Irgend etwas explodierte in der Mitte der Halle.
    »Hallo Leute«, ertönte ein dünnes Stimmchen, »ich bin zurück!«
    Ich wußte, wer das war, noch bevor der Rauch sich gelichtet hatte. Nur ein einziges Wesen besitzt eine Stimme, die gleichzeitig so schnell ist und so gnadenlos Begeisterung verbreiten kann.
    »Schuhbert-Power ist mal wieder gefragt«, ließ sich die Stimme dissonant vernehmen.
    Es gab keinen Zweifel. Eine kleine braune Gestalt hüpfte fröhlich auf einem Haufen niesender Zauberer auf und ab. Es konnte nur Tap der Schuhbert sein.
    »Junge tut das gut, wieder zurück zu sein!« fuhr Tap fort. »Die Trennung kam mich schwer an, das kann ich euch sagen. Ich meine, wer geht schon zurück und macht Schuhe, wenn er statt dessen Vushta, die Stadt der tausend verbotenen Lüste, besuchen könnte? Aber jetzt darf ich alles besuchen, was ich will. Das heißt, sofort nachdem ich diese kleine Botschaft losgeworden bin.«
    Tap faltete ein Stück braunen Pergaments auseinander, welches in seinem Gürtel gesteckt hatte. »Dies ist eine offizielle Proklamation Ihrer Schuhbertschaft«, begann er.
    Tap räusperte sich, dann rezitierte er mit klarer hoher Stimme: »Dreihundertundzwanzig Paar Schnallen, zweitausendzweihundertundvier Nieten, vierhundertundzwölf Meter…«
    Seine Stimme erstarb. »Es scheint eine Inventarliste zu sein«, bemerkte er hastig und durchsuchte fieberhaft seinen Gürtel. »O Mann, die Proklamation muß in meinem anderen Anzug stecken. Macht nichts. Ich hole sie später. Kurz gesagt, nach den immer zutreffenden Informationen der Schuhbert-Gesellschaft steckt ihr bis über beide Ohren in Schwierigkeiten. Ja, in größeren Schwierigkeiten als jemals zuvor!«
    Dann endlich schien er den Raum voll verschnupfter Zauberer zu bemerken. Der Schuhbert pfiff leise durch die Zähne. »Scheint, daß ich nicht zu früh gekommen bin. Bei dem, was euch bevorsteht, werdet ihr alle Schuhbertschubkraft brauchen, die ihr kriegen könnt!«
    Was konnte das nur bedeuten? Ich wandte mich an meinen Meister, um eine Antwort auf meine bangen Fragen zu erhalten. Aber die Ankunft des Schuhbert war zuviel für ihn gewesen. Nun fing auch Ebenezum an, unkontrolliert durch die große Halle zu niesen.

 
Kapitel Zwei
     
     
Die Weisen sagen: ›Man kann nicht genug Freunde haben.‹ Und die Weisen haben in ihrer Weisheit ausnahmsweise einmal recht. Jeder weiß zum Beispiel, daß mit der Freundlichkeit einer Menschenmenge auch die Überlebenschancen eines Zauberers proportional wachsen, nachdem sein Spruch fatalerweise das falsche Ergebnis gezeitigt hat.
Es gibt allerdings Umstände, da selbst Freunde zu einer Last für den Zauberer zu werden drohen. Zauberer brauchen schließlich ihre Privatsphäre, vor allen Dingen bei der Handhabung von überaus komplizierten und delikaten Beschwörungen mächtiger Zauberwesen oder bei einem Tarnzauber für die angehäuften Schätze.
Trotzdem sind Freunde ein wichtiger Bestandteil im Leben eines Zauberers, nämlich wenn besagter Magier auf einer langen und gefahrvollen Reise fern der Heimat weilt – und irgend jemand zu Hause seine Katze hüten muß.
    aus: – LEHREN DES EBENEZUM, Band XXVII
     
    Die Außentür der Großen Halle splitterte nach innen und krachte zu Boden, während die Angeln unter der Wucht des Ansturms aus der Wand brachen.
    »Verdammnis!« brüllte der riesenhafte Krieger. Seine Gestalt füllte den Türrahmen, ein
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