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Zwergenzwist im Monsterland

Zwergenzwist im Monsterland

Titel: Zwergenzwist im Monsterland
Autoren: Craig Shaw Gardner
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hast recht«, antwortete Snorphosio zu meiner Überraschung. »Wir haben keine Zeit für Theoreme, Handeln ist gefragt. Das sage ich, Snorphosio.« Seine Stimme übertönte das kollektive Niesen. »Freunde, Mitzauberer! Kann irgendeiner lange genug die Luft anhalten, um mir zu sagen, was in jenem Raum dort geschehen ist?«
    Ein halbes Dutzend Zauberer versuchte auf einmal zu sprechen. Keiner von ihnen brachte mehr als einen Satz heraus, bevor er wieder in das allgemeine Nieskonzert einfiel.
    »Dies scheint schwerwiegender zu sein, als ich dachte«, erklärte Snorphosio. »Aber wer kann ermessen, wie schwerwiegend eine Situation wirklich ist? Und wer ermißt die Grenzen des Ermessens? Oder, wie schwerwiegend ist das Ermessen? Andererseits müssen wir uns die Frage stellen, inwiefern die Grenzen des Schwerwiegenden Ermessenssache…«
    Der theoretische Magier riß sich mit einer unglaublichen Willensanstrengung aus dem Strudel der Philosopheme zurück.
    »Nein! Ich habe keine Zeit für diese Mutmaßungen! Zeit zum Handeln!« Er zögerte. »Aber ist nicht auch Mutmaßen eine Form des Handelns? Und was, wenn man auf Mutmaßung hin handelt? Ist es nicht eigentlich so, daß…«
    Snorphosio fuhr erneut zusammen und ballte die Fäuste. »Handeln!« Er betrachtete erneut die Menge seiner kränkelnden Zaubergenossen. »Kollegen! Bitte versucht für einen Augenblick die Luft anzuhalten, während ich einen kurzen Aufhebungszauber wirke. Danach können wir uns in Ruhe unterhalten.«
    Der Geräuschpegel sank tatsächlich, als die Magier sich bemühten, der Aufforderung Folge zu leisten. Snorphosio schaffte es bis zur Hälfte seines Spruches, bevor er ebenfalls zu niesen anfing.
    »Halt«, erscholl eine klare Stimme aus dem Raum, in dem die Zauberer beraten hatten. »Fahrt nicht fort in eurem Tun!«
    Norei und ich drehten uns um und blickten über die außer Gefecht gesetzten Zauberer in den Konferenzsaal, in dem dies alles seinen Beginn genommen hatte.
    Ein weiterer Zauberer trat kühn aus dem Raum, ein Zauberer, der unbeeindruckt von der Krankheit zu sein schien, die alle anderen befallen hatte. Die Niesanfälle der anwesenden Magier hatten den Staub der Äonen aufgewirbelt, so daß es schwierig war, etwas zu erkennen. Doch ich spürte etwas Vertrautes an der Haltung des Mannes, an seinem langen weißen Bart und seiner dunkelblauen Robe.
    Der Magier erreichte die niesenden Zauberer. »In der Tat«, sagte er.
    Und nachdem dieses Wort gefallen war, wußte ich, es war mein Meister, Ebenezum, der mächtigste Magier der Westlichen Königreiche!
    »Meister!« rief ich, erfreut über seine Selbstbeherrschung inmitten des ihn umgebenden Chaos. »Hatten die Zauberer Erfolg? Seid Ihr geheilt?«
    Der Magier sah die Menge vor ihm mißbilligend an. Er zog geistesabwesend an seinem Bart, dann richtete sich sein Blick von der zuckenden Masse auf mich.
    »Unglücklicherweise nicht.« Er schneuzte dezent in seinen silberbestickten Ärmel. »Ich pflege den Umgang mit dieser Krankheit allerdings schon viel länger als die anderen und kann sie deshalb besser beherrschen.« Er schüttelte den Kopf. »Es ist schon ein trauriger Anblick, die versammelte Weisheit von Vushta in einem solch unwürdigen Zustand zu erleben.«
    »Verzeiht mir, guter Zauberer«, unterbrach Norei, »aber wie konnte das passieren?«
    »In der Tat«, sagte Ebenezum, als er sich den Weg durch die Menge der unpäßlichen Magier bahnte. »Wenn ich noch etwas näher herankomme, brauchen wir vielleicht nicht so zu schreien.« Er bewegte sich so schnell er konnte durch die niesende Horde. Der Anblick der geschmackvoll plazierten silbernen Monde und Sterne auf seiner Robe brachte die Magier in unmittelbarer Nähe dazu, ihre nasalen Ausfälle zu verdoppeln. Endlich erreichte er das freie Ende der Halle, an dem wir uns aufhielten.
    Ebenezum ließ seinen Blick über das zitternde Meer hilfloser Magier schweifen. »Es scheint, als hätten wir neue Schwierigkeiten zu erwarten. Die Machenschaften der Niederhöllen sind noch heimtückischer, als ich gedacht hatte. Als sie Vushta in ihre giftgeschwängerte Heimstatt entführten, müssen die Dämonen sie geringfügig verändert haben. Ich fürchte, daß diese Veränderung alles innerhalb der Stadt beeinflussen wird. Wir sehen ja, wie der Gebrauch von Magie davon betroffen ist.«
    »Das haben alles die Dämonen getan?« fragte Norei. »Das bedeutet ja, daß wir sie längst nicht so gründlich besiegt haben, wie wir
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