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Im Geisterschiff

Im Geisterschiff

Titel: Im Geisterschiff
Autoren: Ulf Blank
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Drachenwetter
    Ein ungewöhnlich starker Wind wehte durch Rocky Beach. Es kam in der Gegend selten vor, dass am Himmel kleine Wolkenfetzen vorbeizogen und immer wieder die Sonne kurzzeitig verdunkelten.
    Justus Jonas lehnte sein Fahrrad an den Brunnen am Marktplatz und biss in einen Apfel. Er hatte sich hier mit seinen beiden Freunden verabredet. Aber erst nach einer viertel Stunde kamen Peter und Bob angefahren.
    »Wo bleibt ihr denn? Hätte ich keinen Proviant dabei, dann wäre ich glatt verhungert«, schimpfte Justus. Doch Bob grinste nur. »Bis du verhungerst, können Wochen vergehen.« Justus lachte nicht mit und wischte sich den Mund ab. »Sehr witzig! Erst muss ich stundenlang auf euch warten und dann bekomme ich noch dumme Sprüche zu hören. Los, lasst uns zu Porter fahren, sonst macht der noch seinen Laden zu!«
    Das Kaufhaus von Mister Porter kannte jeder inder kleinen Stadt. Hier gab es alles, und was nicht auf Lager war, wurde umgehend besorgt. Als die drei ??? das Geschäft betraten, füllte Mister Porter gerade die Regale mit Dosengemüse auf.

    »Hallo, Jungs! Was kann ich für euch tun? Hat euch mal wieder Mathilda Jonas zum Einkaufen geschickt?« Justus schüttelte den Kopf. »Nein, wir kommen wegen Ihres Angebotes.« Der Kaufmann musterte sie über seine Brille hinweg. »Ihr meint die Campingstühle. Vier Stück mit Tisch für sage und schreibe nur dreiunddreißig Dollar!« Jetzt mischte sich Bob ein. »Was sollen wir denn damit ? Nein, wir meinen denLenkdrachen für zwanzig Dollar! Wir haben gestern den ganzen Tag dafür bei Justus’ Onkel auf dem Schrottplatz gearbeitet. Haben Sie den Drachen noch in Weiß, Rot und Blau?«
    »Tja, tut mir leid, Jungs. Das Angebot hat sich schnell herumgesprochen. Ich habe den Drachen weder in Weiß, Rot oder Blau noch in irgendwelchen anderen Farben. Alles ausverkauft. Na ja, kein Wunder, bei dem tollen Drachenwind.«
    Enttäuscht drehten sich die drei ??? um und wollten das Geschäft verlassen.
    »Wartet! Moment! So schnell lasse ich keine Kunden mit zwanzig Dollar in der Tasche davonlaufen. Kommt mal mit, ich habe da noch eine Speziallieferung!« Justus wurde hellhörig. »Sie reden aber nicht von Campingstühlen, oder?«
    »Nein, keine Angst. Es handelt sich ebenfalls um einen Lenkdrachen. Besser gesagt, um ein Muster, das mir geschickt wurde. Wenn ihr wollt, könnt ihr den Drachen für mich testen. Ich prüfe alles genau, bevor ich es in größeren Mengen kaufe.«
    Misstrauisch blickte Bob auf das lange Paket. »Und müssen wir dafür etwas bezahlen?« Porter sah ihn verschmitzt an. »Bezahlen ist nicht das richtige Wort. Es ist vielmehr eine Art Gebühr. Der Drachen wird später für über hundert Dollar verkauft. Es ist ein Hochleistungsdrachen. Wahnsinnige Zugkraft und schnell wie ein Pfeil.« Doch Bob ließ sich nicht ablenken. »Und wie hoch ist diese Gebühr, wenn ich fragen darf?«
    »Ihr habt Glück, Jungs. Es sind gerade mal zwanzig Dollar. Nehmt ihn mit und sagt mir später, wie er fliegt. So, und jetzt muss ich mich wieder um meine Dosen kümmern. Vom Drachenverkaufen allein kann ich nicht leben. Passt auf, dass ihr nicht mit dem Drachen wegfliegt. Und wenn doch, schreibt mir mal eine Ansichtskarte.«
    Noch auf der Straße hörten sie das Lachen des Kaufmanns. Bob betrachtete das lange Paket. »Der hat doch für das Muster bestimmt keinen Cent bezahlt. Hoffentlich funktioniert dieser Vogel auch.« Peter war ebenfalls misstrauisch. »Für die Größe fühlt sich derDrachen ganz schön leicht an. Und dass der einen wegziehen soll, glaube ich erst recht nicht.«
    Bob pustete daraufhin die Backen auf. »Falls doch, binden wir einfach Just an die Leine. Den zieht kein Drachen der Welt in die Luft.« Justus reichte es allmählich. »Was sollen eigentlich die dummen Sprüche den ganzen Morgen? Ich wiege genauso viel wie Peter.«
    »Stimmt«, grinste Bob. »Aber dafür ist Peter auch einen Kopf größer. – Okay, ich mache für heute keine Witze mehr. Lasst uns lieber an den Strand fahren und den Drachen testen. Sonst ist der Wind weg.«
    Doch es schien nicht so, als würde sich das Wetter ändern und der Wind nachlassen. Im Gegenteil: Immer schneller rasten die Wolken am Himmel und kleine Staubwirbel tanzten durch die Straßen. Die Luft schmeckte salzig wie der nahe Pazifik.
    Von der Stadt aus fuhren sie einige Kilometer die Küstenstraße entlang und bogen dann in einen schmalen Weg ein. Dieser führte direkt ans Meer. DerPfad war steinig und mit
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