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DS058 - Das Ungeheuer aus dem Meer

DS058 - Das Ungeheuer aus dem Meer

Titel: DS058 - Das Ungeheuer aus dem Meer
Autoren: Kenneth Robeson
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1.
     
    Der alte Herr hatte weiße Haare, eine rosige Haut wie ein Säugling und sah verängstigt aus. Auf seinem Gesicht malte sich ein Entsetzen wie bei einem Menschen, der plötzlich bemerkt, daß eine Schwarze Witwe unter seinen Jackenärmel kriecht.
    Der alte Mann war im Begriff, vor dem Haupteingang des Museums of Natural History aus einem Auto zu steigen. Das Auto war mit Panzerplatten und kugelsicherem Glas ausgerüstet. Ein zweiter Wagen war voraus zum Eingang des Museums gefahren, ein dritter ihm gefolgt. Die Begleitfahrzeuge waren voller Gentlemen mit Schießeisen in den Taschen, Mißtrauen in den Augen und Polizeimarken unter den Reversen.
    Bevor der alte Herr sich aus seinem Auto bemühte, hatten die anderen Gentlemen sich über den Gehsteig verteilt und waren in das Museum gerannt, um sich davon zu überzeugen, daß für den alten Herrn nirgends Gefahr bestand. Der bullige Mensch, der die Polizisten befehligte, hatte dem alten Herrn berichtet.
    »Anscheinend ist alles in Ordnung«, sagte er. »Aber natürlich wäre es für uns einfacher, Mr. Quietman, wenn wir eine Vorstellung davon hätten, wer Sie bedroht. Wer ist dieser See-Engel?«
    Der alte Herr – Leander L. Quietman, nach Auskunft der Boulevardzeitungen ein Philanthrop und großzügiger Kunstmäzen, der die Angewohnheit hatte, Bettlern, Eckenstehern, Briefträgern und Zeitungsjungen Dollarnoten als Trinkgeld zu schenken – zuckte mit den Schultern und blickte sich verwirrt um.
    »Ich habe Ihnen doch gesagt, daß ich es nicht weiß«, erklärte er. »Sie haben den Auftrag, mich gegen jeden zu beschützen! Und jetzt werde ich die Ausstellung der Clahugi-Indianer betrachten, schließlich bin ich der
    Förderer, und Sie und Ihre Leute passen auf, daß mir nichts passiert.«
    Als Quietman in das Museum trat, wirkte er noch verängstigter als vorher – jedenfalls verängstigter, als ein Mann sein sollte, der angeblich lediglich die Telefonstimme seines Gegners und den Namen kannte, unter dem dieser sich eingeführt hatte: See-Engel.
     
    Die Ausstellung der Calhugis befand sich in einer großen Nische in der riesigen zweiten Etage, wo auch Sammelobjekte aus der Historie anderer Indianerstämme Kanadas, Alaskas und der restlichen Vereinigten Staaten untergebracht waren. Außer Quietman gab es keinen einzigen Besucher; denn es war erst sieben Uhr morgens, und das Museum war offiziell noch nicht geöffnet.
    Leander L. Quietman schickte einen Polizisten in die Nische, um sich zu vergewissern, daß sich dort in der Zwischenzeit kein Feind eingeschlichen hatte.
    »Okay« sagte er anschließend zu dem Polizisten. »Wenn Sie wollen, können Sie draußen auf mich warten. Ich möchte mir das allein ansehen.«
    Er spazierte den langen Korridor entlang, den die Nische abschloß, während der Polizist zu seinen Kollegen vor der Tür zurückkehrte, um mit ihnen wieder einmal darüber zu diskutieren, wer dieser ›See-Engel‹ wohl sein mochte und weshalb er ausgerechnet den netten alten Leander L. Quietman drangsalierte.
    Quietman war von seiner Ausstellung sehr angetan. Die Calhugis waren wohl die am wenigsten bekannten Autochtonen, die je einen Bison gejagt oder ein Rindenkanu gesteuert hatten, und die Ausstellung bestand im wesentlichen aus einer Lehmhütte in der Form eines Bienenkorbs. Auf einer Seite dieser Behausung war eine kleine Mustangherde, sechs oder sieben struppige, ausgestopfte Tiere. Auf einem der Mustangs saß ein dicker, nicht sehr großer, aber unglaublich breitschultriger Indianer. Er hatte überdimensional entwickelte Muskeln und ein bestürzend einfältiges Gesicht. Andere Indianer saßen um ein erloschenes Lagerfeuer herum und schnitzten Pfeile oder fertigten Tonpfeifen, einige Squaws hantierten mit Kochkesseln.
    Quietman seufzte vor Entzücken. Er wußte, daß die angesehensten Fachleute des Landes bis zum frühen Morgen mit Wachs und Farben gearbeitet hatten, um diese Figuren termingerecht zu vollenden. Er kletterte über die Samtschnur, die rings um die Lagerszene gespannt war, um einen der Indianer aus der Nähe zu besichtigen. Der Indianer hatte einen Tomahawk quer über den Knien und war noch lebensechter als die übrigen.
    »Ein herrliches Kunstwerk«, sagte Leander L. Quietman leise. Er hatte die Angewohnheit, Selbstgespräche zu führen, wenn er sich allein wähnte. »Ein wunderschönes Exemplar der menschlichen Spezies.«
    »Wahrscheinlich haben Sie recht«, entgegnete der Krieger, der eigentlich aus Wachs hätte bestehen sollen.
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