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Blutige Vergeltung

Blutige Vergeltung

Titel: Blutige Vergeltung
Autoren: Lilith Saintcrow
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    Kurz vor der Morgendämmerung senkt sich die Stille über Santa Luz. Was bei Nacht gedeiht und auf die Jagd geht, ist entweder gerade auf der Suche nach einem Unterschlupf für den Tag oder nach einem letzten Snack. Je näher die Dämmerung, desto härter der Kampf, lautet ein altes Jägersprichwort. Die Räuber werden immer verzweifelter, während die Sonne, dieser mächtige Feind aller Finsternis, immer näher rückt.
    Was auch erklärt, warum ich mal wieder mit dem Rücken auf dem Boden lag, während Finger mit der Kraft einer Höllenbrut mir die Luft abschnürten und es in meinem Kopf dröhnte, als hätte man darin Dynamit hochgejagt. Aus den silbernen Amuletten, die in mein Haar gebunden waren, sprühten Funken, als das geweihte Mondmetall auf etwas Feindseliges reagierte. Der Trader zischte, während er zudrückte und mir die Nägel in den Hals grub. In seinen verengten Augen lag der matte Glanz eines Angeldust-Junkies, und zwischen den abgebrochenen gelben Zahnstummeln zuckte eine gespaltene Zunge hervor.
    Zahnärztliche Versorgung gehörte ganz offensichtlich nicht mit zu dem Vertrag, den er mit irgendeiner Höllenbrut geschlossen hatte, um übermenschliche Kraft und die Fähigkeit zu erlangen, mit irrwitziger Geschwindigkeit Kacke zum Dampfen zu bringen.
    Mit voller Wucht rammte ich ihm mein Knie in den Unterleib.
    Der Dämon, mit dem sich dieser Trader eingelassen hatte, hatte ihm auch kein Suspensorium mitgegeben. Der knochige Teil meines Knies versank mit so immenser Kraft in seinem Schritt (wo er auf reichlich wenig Widerstand stieß), dass etwas zerplatzte.
    Es hörte sich ziemlich unangenehm an.
    Der Trader verdrehte die Augen, und auf der Stelle ließ er meinen Hals los. Ich setzte gleich noch einmal nach und verpasste ihm einen Schlag mit dem Messerknauf gegen die Schläfe. Noch würde ich ihn nicht töten, weil ich ihn befragen wollte.
    Wer weiß? Vielleicht hatte ich heute auch einfach einen meiner guten Tage.
    Abgesehen davon hatte ich ganz andere Probleme. Zum Beispiel die brennende Lagerhalle.
    Dicke Rauchschwaden hingen in der stickigen Luft, und das Prasseln der Flammen übertönte beinahe die Schreie des Mädchens, das mit Handschellen an einen Stützpfeiler gefesselt war. Mit seinem Gekreische verschwendete es wertvolle Energie und brauchbaren Sauerstoff auf einmal, es musste völlig verrückt sein vor Angst. Brennende Gebäudeteile stürzten auf den Betonboden. Mir tränten die Augen. Mit einem akrobatischen Satz kam ich wieder auf die Füße und legte dem Trader silberbesetzte Handschellen um die knochigen Gelenke. An Junkies war nie viel dran, aber dieser hier war klapperdürr. Jammernd wand er sich, als ich ihm die Hände von seinen Genitalien wegriss und auf den Rücken drehte.
    Ich hätte ihm mitgeteilt, dass er verhaftet war, aber mir fehlte die Puste. Ich klaubte meine Peitsche auf und setzte über einen Stapel Holzkisten hinweg, die unter der brutalen Hitze an den Seiten schon anfingen, zu kokeln und zu rauchen. Meine stahlverstärkten Stiefel kamen nach einigem Schlittern geräuschvoll zum Stehen, und meine Finger verstauten wie automatisch die Peitsche, während ich dem Mädchen einen prüfenden Blick zuwarf.
    Mausbraunes Haar: stimmt. Große blaue Augen: stimmt. Muttermal hoch oben auf der rechten Wange: stimmt auch.
    Damit wäre sie eindeutig identifiziert. Gott sei Dank. Jetzt sieh zu, wie du sie sie hier rausbringst!
    „Regan Smith.“ Ich musste husten und atmete eine gute Lunge voll Rauch ein. Mein Rücken tat höllisch weh, und keinen Meter neben mir donnerte etwas Brennendes zu Boden. „Deine Mum schickt mich.“
    Die Kleine hörte mich nicht. Sie war zu sehr mit Schreien beschäftigt.
    Als sie versuchte, mir auszuweichen, griff ich nach ihren Handschellen, und sie knallte hart gegen den Pfeiler. Sie trat sogar nach mir. Braves Mädchen. Ich wette, du hast es dem Arschloch nicht leicht gemacht. Dann legte ich die Finger um beide Seiten ihrer Fesseln und zog einmal kräftig daran.
    Prickelnde Hitze ergoss sich aus der Narbe an meinem rechten Handgelenk und pumpte Kraft in meine Hand. Die Handschellen barsten förmlich, und noch im selben Augenblick versuchte sie abzuhauen. Sie war hysterisch und mager, aber kräftig. Wenn sie genug Luft bekam, unterbrach sie ihr Würgen, um wieder loszukreischen. Das Tosen des Feuers übertönte jeden meiner Versuche, sie zu beruhigen, und allmählich fing sogar mein langer Ledermantel an zu rauchen. Abgesehen davon trug ich so
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