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Der Mann auf dem Balkon

Der Mann auf dem Balkon

Titel: Der Mann auf dem Balkon
Autoren: Maj Sjöwall;Per Wahlöö
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Djurgärden befand. Seitdem er bei Gröndal gesichtet worden war, hatte kein Bus mehr die Brücke passiert, und der Weg zur Stadt war sofort abgesperrt worden, und bis Skansen oder Djurgärdsstaden konnte der Mann in der kurzen Zeit kaum gekommen sein. Die Hoffnung, ihn zu überrumpeln, mußten sie allerdings aufgeben - es war nicht anzunehmen, daß er das Polizeiaufgebot nicht bemerkt hatte.
    Martin Beck und Kollberg stiegen in ihren Wagen und fuhren über die Kanalbrücke, dicht gefolgt von zwei Mannschaftswagen, die gerade angekommen waren. Sie hielten auf dem Weg zwischen der Manilla-Schwerhörigenschule und der Djurgärdsbrunnsbron an. Von dort aus organisierten sie die Jagd.
    Eine Viertelstunde später waren aus den verschiedenen Revieren genügend Leute eingetroffen, und etwa hundert Polizisten suchten von verschiedenen Stellen aus das Gelände zwischen Skansen und Blockhusudden gründlich ab.
    Martin Beck leitete vom Vordersitz seines Wagens aus über Sprechfunk die Aktion.
    Die Suchtrupps waren mit Sprechfunkgeräten ausgerüstet, und auf allen Wegen und Straßen des Gebiets patrouillierten Streifenwagen. Viele unschuldige Spaziergänger wurden ein ums andere Mal angehalten und mußten sich ausweisen. Dann wurden sie gebeten, den Park zu verlassen. An den Straßensperren stoppte man alle Autos und kontrollierte sie.
    Im Schloßpark Rosendal versuchte ein junger Mann zu fliehen, als ein Polizist ihn nach dem Ausweis fragte. Zu seinem Entsetzen lief er zwei anderen Polizisten direkt in die Arme. Er weigerte sich, seinen Namen zu nennen und den Grund für seine Flucht anzugeben. Bei einer schnellen Leibesvisitation fand man eine geladene Neun-Millimeter-Parabellum-Pistole in seiner Rocktasche. Er wurde zur Sommerwache der Polizei in Gröna Lund gebracht.
    »Auf diese Art und Weise sind uns fast sämtliche Kriminellen von ganz Stockholm ins Netz gegangen - bloß nicht der, den wir suchen«, stellte Kollberg fest.
    »Aber er muß sich hier irgendwo herumdrücken«, sagte Martin Beck. »Diesmal kann er uns nicht entwischen.«
    »Sei nur nicht zu sicher«, entgegnete Kollberg. »Wir können hier nicht unbegrenzt absperren. Und wenn er über Skansen entwischt ist…«
    »Ausgeschlossen! Das ist zu weit. Dazu müßte er ein Auto gehabt haben, und das glaube ich nicht.«
    »Vielleicht hat er eins geklaut«, meinte Kollberg.
    Eine Stimme krächzte im Empfänger. Martin Beck drückte auf den Knopf und meldete sich.
    »Wagen siebenundneunzig - neun sieben. Wir haben ihn!«
    »Wo seid ihr?« fragte Martin Beck.
    »Am Biskopsudden, vor dem Jachtklub.«
    »Wir kommen«, sagte Martin Beck.
    Bis Biskopsudden waren es nur drei Minuten. Drei Streifenwagen, ein Kradfahrer und mehrere Polizisten in Zivil oder Uniform standen auf der Straße. Zwischen den Autos und umringt von Polizisten stand ein Mann. Ein Streifenwagenfahrer in Lederjacke hatte ihm den Arm auf den Rücken gedreht.
    Der Mann war hager und etwas kleiner als Martin Beck. Er hatte eine kräftige Nase, blaugraue Augen und sandfarbenes, nach hinten gekämmtes, schütteres Haar. Er trug eine braune Hose, ein weißes Hemd ohne Schlips und eine dunkelbraune Jacke. Als Martin Beck und Kollberg auf ihn zutraten, sagte er: »Was ist eigentlich los?«
    »Wie heißen Sie?«
    »Fristedt, Wilhelm Fristedt.«
    »Können Sie sich ausweisen?«
    »Nein, ich habe meinen Führerschein nicht bei mir. Er steckt zu Hause in einer anderen Jacke.«
    »Wo waren Sie in den letzten zwei Wochen?« fragte Martin Beck.
    »Nirgends. Ich meine zu Hause. In der Bondegatan. Ich war krank.«
    »Allein zu Hause?« Kollbergs Stimme klang sarkastisch.
    »Ja«, antwortete der Mann.
    »Sie heißen Fransson, nicht wahr?« fragte Martin Beck freundlich.
    »Kein, ich heiße Fristedt«, sagte der Mann. »Muß er eigentlich so hart zufassen? Mir tut der Arm schon weh.«
    Martin Beck nickte dem Polizisten in der Lederjacke zu.
    »Okay. Setz ihn ins Auto.«
    Dann nahm er Kollberg beiseite.
    »Was meinst du… ist er's?« Kollberg fuhr sich durchs Haar.
    »Ich weiß nicht recht. Er wirkt so ordentlich und normal. Das paßt irgendwie nicht zusammen. Aber die Personenbeschreibung paßt, und er hat keinen Ausweis. Ich weiß wirklich nicht…«
    Martin Beck ging zum Auto und öffnete die hintere Tür.
    »Was machen Sie hier draußen im Djurgärden«, fragte er.
    »Nichts. Ich gehe spazieren. Aber was wollen Sie eigentlich von mir?«
    »Und Sie können sich nicht ausweisen?«
    »Leider nicht.«
    »Wo wohnen
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