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Der Khmer-Job

Der Khmer-Job

Titel: Der Khmer-Job
Autoren: Barry Eisler
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Gangsterbossen. Politikern. Cops. Er kennt jeden Zoll- und Grenzbeamten entlang des gesamten Mekong. Er sorgt dafür,dass alle ihren Schnitt machen – Geld für die Gierigen, Opium für die Süchtigen, Kinder für die Perversen.«
    Die Bedenken, die Dox noch vor ein paar Sekunden gehegt hatte, lösten sich in Luft auf. Bestechung und Drogenhandel platzierten diesen Sorm mitten in der Welt des Zwielichts. Und Kinder? Der Mann klang, als wäre er ein mehr als legitimes Ziel. Er klang nach jemandem, der schlicht und einfach beseitigt werden musste.
    Trotzdem gab es ein paar Aspekte in Gants Geschichte, die nicht zusammenpassten. »Ihr Problem ist also, dass ›Verbindungen‹ gleichzeitig ›Protektion‹ bedeutet.«
    »Stimmt genau. Wussten Sie, dass Sorm diese Woche in Phnom Penh sein wird?«
    Natürlich hatte er keine Ahnung davon gehabt, also wartete er einfach, dass Gant weitersprach.
    »Es findet ein Treffen der UN-GIFT-Arbeitsgruppe statt – das ist die United Nations Global Initiative to Fight Human Trafficking, die Initiative der Vereinten Nationen gegen den Menschenhandel. Sorm kommt dazu immer in die Stadt – es ist eine gute Gelegenheit für ihn, alte Klienten zu bewirten und potenzielle neue kennenzulernen. Kundenpflege und das Erschließen neuer Märkte, ohne auch nur in ein Flugzeug steigen zu müssen. Und wissen Sie was? Ich mache den Leuten nicht einmal einen Vorwurf, die sich von ihm korrumpieren lassen. Sie wissen, dass sich nie etwas ändern wird, warum also gegen das System ankämpfen? Warum nicht davon profitieren, solange man die Gelegenheit dazu hat?«
    »Ist das der Grund, warum Sie ihn nicht einfach verhaften?«
    Gant nickte. »Das Weiße Haus versucht seit Jahren, die kambodschanische Regierung dazu zu bringen, gegen Sorm vorzugehen. Es ist, als würde man gegen eine Mauer laufen.«
    »Und da haben Sie beschlossen, der Gerechtigkeit auf andere Art Geltung zu verschaffen.«
    »Das ist eine nette Art, es auszudrücken, und sie scheint im Trend zu liegen. Ihnen ist sicher aufgefallen, dass das Militär langsam wieder zu Ehren kommt, richtig? Soldaten werden als Cops eingesetzt, es gibt Militärtribunale statt Zivilgerichte … Und es besteht Einigkeit weit über die Parteigrenzen hinaus, dass der Präsident das Recht besitzt, die unbegrenzte Inhaftierung und sogar Exekution von Terrorverdächtigen anzuordnen, einschließlich amerikanischer Bürger. Das ist gar kein großer Unterschied zu dieser Sache hier, wenn man richtig darüber nachdenkt. Dasselbe Prinzip, nur ein bisschen … großzügiger interpretiert.«
    »Ein bisschen.«
    Gant zuckte die Achseln. »Die Öffentlichkeit ist zufrieden mit Drohnenangriffen auf Terroristen. Wir glauben aber, dass der Markt noch nicht ganz reif ist für die öffentliche Exekution von Menschenhändlern. Das löst leider das drängende Problem mit Sorm nicht.«
    »Verzeihen Sie mir, aber ich finde nicht, dass das nach einem langfristigen Erfolgskonzept klingt.«
    »Ganz sicher nicht. Aber – darf ich das Unaussprechliche aussprechen? Langfristige Konzepte … die sind ein Ding der Vergangenheit. Das Imperium befindet sich im Niedergang. Es geht nicht mehr um andauernde Gesundheit, sondern nur noch darum, dem Patienten ein paar letzte, angenehme Jahre zu verschaffen.« Er lächelte. »Aber zitieren Sie mich bitte nicht.«
    Dox erwiderte das Lächeln. »Soll ich Ihnen was sagen? Was mich betrifft, hat dieses Treffen nie stattgefunden.«
    »Allerdings. Wie auch immer, so ist das eben, wenn das Ende naht. Die Dinge laufen … auf
Ad-hoc
-Basis. Improvisiert. Man nutzt alle noch verfügbaren Werkzeuge, selbst für Zwecke, für die sie nicht bestimmt waren. Im Grunde tun wir nur, was wir tun müssen, damit unser eigenes Land nicht so endet wie dieses hier.«
    Dox fühlte sich leicht angewidert von Gants pessimistischer Haltung, aber vermutlich lag das daran, dass er nicht viel dagegen einwenden konnte. Doch das spielte keine Rolle. Wichtig war nur, dass die Besprechung mit Gant ihm gesagt hatte, was er wissen musste. Vielleicht hätte er die Sache einfach auf sich beruhen lassen sollen. Aber wenn man erst einmal damit angefangen hatte, Fragen zu stellen, konnte man nicht so leicht wieder damit aufhören.
    »Na schön«, meinte er. »Aber warum ich? Bei meiner Ankunft am Flughafen sagte mir ein Typ in Zolluniform, dass er mich für fünf Dollar an die Spitze der Schlange an der Passkontrolle befördern könnte. Verdammt, wenn sich ein Zollbeamter mit fünf Dollar
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