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Der Khmer-Job

Der Khmer-Job

Titel: Der Khmer-Job
Autoren: Barry Eisler
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kann Ihnen exakt sagen, wo der Mann sich wann aufhalten wird.«
    »Wie soll ich ihn erkennen?«
    »Sollte nicht allzu schwierig sein. Er wird neben mir sitzen.«
    Dox musterte Gant und fragte sich, ob das sein Ernst war. »Sie wollen direkt neben dem Typen sitzen, wenn es passiert?«
    »Meiner Ansicht nach ist es die sicherste und unkomplizierteste Art, es zu erledigen, finden Sie nicht?«
    Dox dachte über einen passenden Kommentar nach.
Sie haben anscheinend keine Scheißahnung davon, wie es ist, gerade noch angenehm mit einem Typen zu plaudern und im nächsten Moment über und über mit seinem Gehirn bespritzt zu sein
.
    Stattdessen fragte er: »Also gut, wer ist der Kerl?«
    Gant runzelte die Stirn. »Ist das … ist das etwas, das Sie unbedingt wissen müssen?«
    Dox antwortete nicht gleich. Tatsächlich brauchte er normalerweise nur ein Minimum an Informationen: einen Namen, Aufenthaltsorte, Bekannte, Gewohnheiten, ein Foto. Die Leute, die ihn anheuerten, wollten nicht, dass er mehr erfuhr als unbedingt nötig, und das war ihm ganz recht so. Zu viel über eine Zielperson zu wissen, machte sie zu menschlich. Und je menschlicher das Ziel war, desto schwerer fiel einem der Job. »Wenn es in deinem Gehirn steckt, steckt es auch in deinem Abzugsfinger«, hatte ihm einmal ein Ausbilder gesagt und er wusste aus Erfahrung, dass diese Warnung zutraf.
    Dennoch war ihm noch nie ein Job untergekommen, bei dem man ihm absolut gar nichts hatte sagen wollen. Es war ein wenig beunruhigend und ihm wurde klar, dass er sich bis jetzt immer darauf verlassen hatte, ein Mindestmaß an Informationen über eine Zielperson zu erhalten, damit er den Auftrag ohne Bedenken annehmen konnte. Man mochte es Rationalisierung nennen, aber die Leute, die er umbrachte, waren auf die eine oder andere Weise Hauptakteure in diesem zwielichtigen Spiel. Wer sich dafür entschied, musste auch das Risiko tragen. Eine normale, auf das Nötigste beschränkte Akte über eine Zielperson reichte eigentlich immer aus, um das Profil eines »Hauptakteurs, der das Risiko kannte« zu bestätigen. Aber einen Typen umzulegen, über den er nicht das Geringste wusste … das fühlte sich falsch an.
    »Mister Gant …«
    »Sie können mich Mike nennen, wenn Sie wollen.«
    »Egal. Der springende Punkt ist: Ich kenne nicht einmal Sie. Ein Kumpel hat sich für Sie verbürgt, okay, das zählt schon etwas, aber ich weiß nicht, zu welchem Verein Sie gehören und ich habe keinen Schimmer, in was für Dinge Sie verwickelt sind. Nach allem, was ich weiß, könnte es durchaus sein, dass der Typ, mit dem Sie ein Problem haben, der Premierminister von Kambodscha ist.«
    »Und wenn dem so wäre?«
    Dox lächelte. »Dann hätte ich das Honorar zu niedrig angesetzt und wir müssten neu verhandeln.«
    Ein langes Schweigen breitete sich aus. Wenn Gant glaubte, die Stille würde Dox nervös machen und zum Reden bringen, dann irrte er sich. Schweigen und Geduld waren Dox’ zweite Natur.
    Endlich sagte Gant: »Wie viel wissen Sie über dieses Land?«
    »Ich weiß, dass das Leitungswasser einen umbringen kann und sie keine anständigen Martinis mixen.«
    Gant lachte. »Na gut, dann will ich Sie aufklären. Unser Mann heißt Rithisak Sorm. Er ist ein ehemaliger Roter Khmer.«
    »Von denen laufen immer noch welche herum?«
    »Oh ja. Viele von ihnen haben sich in die Provinz Pailin zurückgezogen. Tatsächlich trifft das auch auf unseren Mann zu. Allerdings wäre es da schwierig, an ihn heranzukommen, weil Ausländer dort viel mehr auffallen als in der Hauptstadt.«
    »Sie wollen ihn wegen seiner Kriegsverbrechen ausschalten?«
    »Es kümmert keinen Menschen, welche Gräueltaten er in seinem jugendlichen Überschwang begangen hat, obwohl ich Ihnen versichern kann, es waren viele. Nein, hier geht es um etwas Aktuelleres. Wie Sie vielleicht wissen, ist Kambodscha eine der weltgrößten Drehscheiben des Menschenhandels. Arbeits- und Sexsklaven, Männer, Frauen und Kinder, von und nach Thailand, Vietnam, Malaysia, Macao und Taiwan … sie alle kommen durch Kambodscha. Oder bleiben hier hängen.«
    Das alles und noch viel mehr wusste Dox bereits, aber seine Erfolgsstrategie war, die Leute in dem Glauben zu lassen, er sei ein ahnungsloser Hinterwäldler. Sein Südstaatenakzent eignete sich vorzüglich für diesen Zweck. Darauf fielen sie alle rein. »Okay«, sagte er.
    »Sorm ist eine zentrale Figur in dieser Branche. Er hat ein besonderes Talent, die richtigen Verbindungen zu knüpfen. Mit
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