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Der Khmer-Job

Der Khmer-Job

Titel: Der Khmer-Job
Autoren: Barry Eisler
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angerufen habe.«
    Eine Pause entstand. Dann: »Bist du … bist du allein?«
    Scheiße, er war gar nicht auf die Idee gekommen, dass sie so etwas denken könnte. »Ja, ich bin allein. Ich war nur müde. Wirklich.«
    »Möchtest du, dass ich zu dir komme?«
    Er schwieg, fühlte sich traurig und hin- und hergerissen. »Die Wahrheit, Liebes? Ja, ich möchte. Aber ich muss morgen früh abreisen und ich weiß nicht, wann ich wiederkomme. Oder … ob ich jemals wiederkomme.«
    Wieder entstand eine Pause. »Ich verstehe«, sagte sie.
    »Und wenn du heute herkommst, da … ich weiß einfach nicht.«
    Noch eine Pause, länger diesmal. Dann sagte sie: »Ich will es. Wenn du mich willst.«
    Er fühlte, wie er schwach wurde. Er wusste, dass es ein Fehler war. »Bist du sicher?«, fragte er.
    Sie war sicher.
    Eine halbe Stunde später traf sie ein und er küsste sie, sobald sich die Tür hinter ihr geschlossen hatte. Und sie erwiderte seine Küsse mit gleicher Leidenschaft. Sie rissen sich gegenseitig die Kleider vom Leib und schleuderten sie beiseite, als stünden sie in Flammen. Er versuchte, sich Zeit zu lassen, aber sie bedeutete ihm, dass sie das nicht wollte, und sie war feucht, als er sie berührte, so feucht, und Herrgott, war er froh, dass sie angerufen hatte. Es waren noch Kondome da aus der Zeit, bevor er sie getroffen hatte, und als die Sonne aufging, hatten sie drei davon benutzt und dazwischen gedöst und miteinander gelacht. Beim zweiten Mal hatte es länger gedauert als beim ersten, und beim dritten noch länger, denn sie wollten es beide hinausziehen, weil es das letzte Mal sein konnte.
    Ihr Handy weckte sie um acht Uhr. Sie duschte und zog sich an, und er schlüpfte in den Morgenmantel, um sie zur Tür zu begleiten. Er fühlte sich erschöpft und schuldig und glücklich und traurig zugleich. Er wollte etwas sagen, aber er wusste nicht, was.
    An der Tür drehte Chantrea sich um und berührte seine Wange. »Ich bin glücklich.«
    Er lächelte. »Ich auch.«
    »Du siehst nicht glücklich aus.«
    »Ja, ich bin auch traurig. Ich … ich mag dich, Chantrea.«
    »Ich mag dich auch.«
    Die Art, wie sie das sagte, so direkt und offen. Er wollte glauben, dass es wahr war, dass nichts anderes dahintersteckte.
    Er meinte: »Aber ich muss heute abreisen.«
    Sie sah ihn an und etwas wie eine Jalousie ging in ihren Augen herunter. »Komm doch irgendwann wieder. Wenn du möchtest.«»Ich bin nicht sicher, ob das möglich sein wird. Aber … ich würde gerne. Wirklich.«
    Ihre Lippen bewegten sich und ein seltsamer Ausdruck in ihrem Gesicht verriet ihm, dass sie etwas sagen wollte, es sich aber anders überlegt hatte. Sie lächelte, doch das Lächeln war zu strahlend. »Okay. Du hast ja meine Nummer.«
    Er wollte fragen, was sie ihm hatte sagen wollen. Aber er tat es nicht. Sie zögerte noch einen Moment, dann öffnete sie die Tür und ging rasch davon.
    Er schloss die Tür hinter ihr und lehnte sich mit dem Rücken dagegen. Ihm fiel ein, dass er ihr gar kein Geld gegeben hatte. Wahrscheinlich war sie nur deshalb so schnell gegangen, weil ihr der Abschied nicht leicht fiel. Vielleicht hatte sie aber auch befürchtet, er würde versuchen, sie zu bezahlen, und wollte ihm nicht die Möglichkeit geben, die Dinge noch schlimmer zu machen, als er es schon getan hatte.
    Verdammt, was war nur los mit ihm? Sie war süß und klug und stark. Und absolut bezaubernd dazu. Er mochte sie. Er bewunderte sie. Wo lag sein Problem? Hatte er Angst, dass sie in irgendeiner Weise versucht hatte, ihn zu manipulieren? Warum zögerte er, sich auf sie einzulassen?
    Scheiß drauf. Es gab nichts, was er tun konnte.
    Er dachte an den Jungen, den er in der Nacht zuvor beinahe getötet hätte. Und an die mit Rouge geschminkten, halb betäubten Mädchen, die er vor dieser düsteren Ladenfassade gesehen hatte.
    Er hieb mit der Faust gegen die Wand. Herrgott, was war nur los mit diesem Land?
    Lange Zeit blieb er so stehen und dachte nach. Dann stieß er sich von der Tür ab und lief eine Weile hin und her. Es endete damit, dass er vor dem Fenster stand und auf den sonnigen Garten hinabblickte. Irgendwie fühlte er sich jetzt besser. Ruhiger.
    Er fragte sich, ob sie hier wirklich keine anständigen Martinis mixten. Eine Schande, dass er das nicht getestet hatte.
    Und Gant hatte gesagt, es wäre schwieriger, in der Provinz Pailin an Sorm heranzukommen, seiner Heimat, weil Ausländer dort auffielen. Wäre interessant, auch diese Theorie mal auf die Probe zu
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