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Der Khmer-Job

Der Khmer-Job

Titel: Der Khmer-Job
Autoren: Barry Eisler
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eine ideale Sichtlinie zur anderen Seite haben.
    Er stellte den Motor aus und nahm den Helm ab. Es war ziemlich dunkel und nur wenig Licht von den Restaurants und Bars am anderen Ufer spiegelte sich auf der Oberfläche des Flusses. Es war absolut windstill. Er wischte sich mit dem Hemdsärmel übers Gesicht und wartete, bis seine Augen sich an die Dunkelheit gewöhnt hatten. Er lauschte. Ganz schwach konnte er Verkehrsgeräusche und Unterhaltungen von der anderen Seite des Flusses hören. Sonst gab es nur das Zirpen der Nachtinsekten.
    Er stellte das Motorrad unter einem Baum fünfzig Meter vom Ufer entfernt ab. Dann kehrte er zu Fuß zurück und legte sich auf einem der Erdhügel flach ins Unkraut. Er nahm das Gewehr heraus, schob das Magazin ein, repetierte eine Patrone in die Kammer und legte über den Fluss hinweg an. Er brauchte nur ein paar Sekunden, um das
Khmer Borane
zu finden, und sah sofort, dass er Glück hatte. Gant saß im Freien mit …
    Was zum Henker?
    Er wandte den Blick ab und sah wieder hin. Nein, kein Zweifel. Es war der Khmer, den er beim Frühstück gesehen hatte, als das Personal ihn wie einen König behandelte. Der Mann, der aussah wie der Dalai Lama und die ausländischen Gäste bewirtet hatte. Der Typ sollte Sorm sein?
    Gant und der Khmer saßen auf derselben Seite des Tisches dem Fluss zugewandt, vermutlich, damit sie beide den Blick genießen konnten. Dox scannte nach rechts und links und entdecktedie beiden Leibwächter aus dem Restaurant an den vorderen Ecken der Terrasse postiert.
    Einen Moment lang beobachtete er Gant und den Khmer. Ihren Mienen und Gesten nach zu schließen waren sie in ein entspanntes, aber ernstes Gespräch verwickelt, wobei jeder von ihnen auf seine Art eine Aura gelassener Zuversicht verströmte. Doch während Gant dabei etwas leicht Schmieriges an sich hatte, war die Ausstrahlung des Khmer … Scheiße, wie nur? Väterlich? Wohlwollend? Gütig?
    Dieser Kerl sollte ein ehemaliger Roter Khmer sein, der inzwischen mit Rauschgift handelte und Kinder als Sexsklaven verkaufte?
    Nein. Ausgeschlossen.
    Dox stöpselte einen Ohrhörer ein und wählte aus dem Gedächtnis Gants Nummer, dann klemmte er sich wieder hinter das Zielfernrohr. Einen Augenblick später griff Gant in die Hemdtasche und zog sein Handy heraus. Er sah auf das Display, entschuldigte sich bei dem Khmer und trat auf den Fußweg, der an der Seite der Terrasse zur Straße führte.
    »Schießen Sie los«, forderte er Dox gekünstelt komisch auf.
    »Wer ist der Mann bei Ihnen?«, fragte Dox.
    Eine kurze Pause. »Sorm. Sie können schießen.«
    »Nein, Sir. Wer immer Sorm ist, dieser Mann bestimmt nicht. Hier ist etwas faul im Staate Dänemark und ich will wissen, was es ist.«
    Gant spähte über den Fluss und seine Augen huschten nach links und rechts.
    »Nein, Sie können mich nicht sehen«, meinte Dox. »Aber ich kann Sie sehen. Hübsches Hemd, übrigens. Rot steht Ihnen gut. Haben Sie es für den Fall angezogen, dass sie im Augenblick der Wahrheit zu nahe dran sind?«
    »Ja, tatsächlich. Nur als Vorsichtsmaßnahme. Wir vergeuden Zeit.«
    »Richtig, so ist es. Jedes Mal, wenn sie mich zwingen, etwas zweimal zu sagen, vergeuden Sie meine Zeit. Also noch einmal. Wer zum Teufel ist der Mann da bei Ihnen?«
    Gant runzelte die Stirn und blickte wieder in Dox’ Richtung. Er wirkte eher verärgert, als besorgt. »Was zum Teufel macht das für einen Unterschied?«
    Jesus Christus, glaubte der Kerl denn, er wäre kugelfest? »Sie haben mich angelogen, Mr. Gant. Wir kennen uns nicht besonders gut, daher wissen Sie vielleicht nicht, dass ich auf so etwas ausgesprochen eingeschnappt reagiere. Aber egal, wenn Ihnen nicht in den nächsten paar Sekunden etwas mächtig Überzeugendes einfällt, werde ich einfach die Anzahlung behalten, Ihnen einen schönen Abend wünschen und verschwinden.«
    »Seien sie nicht dumm«, sagte Gant. »Die Leute, die Sie angeheuert haben, lassen nicht mit sich spaßen.«
    »Ach, wollen Sie mir drohen? Das macht mich nicht nur sauer. Das macht mich richtig wütend. Wussten Sie eigentlich, dass ich durch dieses schicke Leupold-Zielfernrohr, das Sie mir besorgt haben, die einzelnen Schweißtropfen auf Ihrer Stirn zählen kann? Da rollt Ihnen gerade einer über die linke Schläfe. Nur zu, wischen Sie ihn weg, ich warte so lange.«
    »Verdammt, wo liegt Ihr Problem? Hier geht es ums Geschäft. Der Auftrag ist echt. Das Geld ist echt. Sie haben eingewilligt. Jetzt halten sie auch ihren Teil der
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