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Der Khmer-Job

Der Khmer-Job

Titel: Der Khmer-Job
Autoren: Barry Eisler
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würde.«
    »Aber klar hast du das. Ein UN-Beauftragter, der in Phnom Penh erschossen wird, während er in offizieller Mission unterwegs ist? Du wusstest genau, dass ich aus den Nachrichten erfahren würde, wen ich tatsächlich umgelegt hatte. Darum hast du die drei Halsabschneider auf mich angesetzt. Ich lege Vann um, du legst mich um, keine losen Enden. Und was hattest du mit dem Rest des Honorars vor, das du mir schuldest? Es selbst behalten? Ja, warum gegen das System ankämpfen? Warum nicht davon profitieren, solange man die Gelegenheit dazu hat, richtig?«
    Gant schwitzte jetzt aus allen Poren. Sein Atem ging schnell und flach. Es war ein herrlicher Anblick.
    »Hören Sie«, sagte Gant. »Hier geht es ums Geschäft, richtig? Sie sind um des Geschäfts willen hier. Machen wir nichts Persönliches daraus.«
    Dox überlegte. Der Gedanke hatte etwas Verlockendes an sich. Klammerte er sich nicht genau daran, seit er in Phnom Penh angekommen war?
    Aber plötzlich hatte er ein Gefühl, als würde er sich selbst belügen.
    »Tut mir leid, mein Sohn. Schätze, so bin ich einfach nicht gestrickt. Ich kann Geschäft und Persönliches nicht immer fein säuberlich trennen. Ich weiß nicht einmal, ob ich das möchte. Ein besserer Mensch als du hat mir das vor Kurzem klargemacht.«
    »He«, sagte Gant. Seine Augen waren weit aufgerissen und zuckten hin und her, versuchten die Dunkelheit über dem Fluss zu durchdringen. »Ich sagte Ihnen doch, die Leute, die Sie angeheuert haben, die verstehen keinen Spaß. Schlimm genug, dass Sie den Auftrag nicht ausführen. Wenn mir auch noch etwas zustoßen sollte, werden sie Sie nicht damit davonkommen lassen.«
    »Zwei Dinge«, meinte Dox, der sich immer noch daran weidete, wie Gant die Fassung verlor. »Zum einen glaube ich dir nicht. Ich glaube, du bist ein degeneriertes Nichts. Nur ein Mittelsmann, der andere Mittelsmänner anheuert. Du tust, als wärst du unantastbar, aber letztlich bist du nur Hundekacke, die an einem Stiefel klebt. Ich glaube nicht, dass es irgendjemanden kümmert, wenn man dich am Rinnstein abstreift.«
    Gant schluckte. »Und was ist das Zweite?«
    »Das Zweite? Soll ich dir was sagen? Selbst wenn du ein wichtiger Mann wärst: Es ist mir egal.«
    Zärtlich zog er den Abzug zurück. Das SR-25 ruckte glatt und hart gegen seine Schulter. Er hörte das leise Krachen. Fastgleichzeitig erblühte ein kleines Loch in Gants Stirn. Er zuckte kurz, ließ das Telefon fallen und sackte zu Boden. Auf seinem Gesicht lag ein Ausdruck völliger Überraschung.
    Dox machte sich auf den Rückweg zum Motorrad, während er durch das Nachtsichtgerät Ausschau hielt. Diesmal kam er aus der entgegengesetzten Richtung an. Es war eine reine Vorsichtsmaßnahme – er rechnete nicht mit einem weiteren Hinterhalt, nachdem er die drei Khmer erledigt hatte. Deshalb war er überrascht, jemanden in der Dunkelheit am Wegrand kauern zu sehen, kaum älter als ein Teenager, wie es aussah. In einer Hand hielt er ein Handy, in der anderen ein Messer.
    Dox krümmte den Finger um den Abzug. Aber, Herrgott noch mal, das war nur ein Kind. Ein Kind.
    Er umging den Jungen und schlich sich auf Zehenspitzen lautlos von hinten an ihn an. Als er ihn erreicht hatte, hob er das Bein und trat ihm kräftig gegen den Hinterkopf. Der Junge flog mit ausgebreiteten Armen aufs Gesicht und ließ Handy und Messer fallen. Dox fegte sie mit dem Fuß beiseite. Der Junge stieß einen Schrei aus und versuchte, sich aufzurichten. Dox stellte ihm den Fuß zwischen die Schulterblätter und drückte ihn zurück in den Dreck.
    Er blickte durch das Nachtsichtgerät um sich, konnte aber nichts Verdächtiges erkennen. Dann sah er auf den Jungen hinab. »Was zum Teufel hast du hier zu suchen, Söhnchen?«
    Der Junge stöhnte und stieß etwas auf Khmer hervor. Es klang nicht nach
Freut mich, Sie kennenzulernen
.
    »Ich spreche kein Khmer. Kannst du Englisch?«
    »Du fick deine Mutter!«
    Dox schnaubte. »Na, ob das der ideale Satz ist, um sich durchs Leben zu schlagen? Meinst du nicht, mit ›Bitte ein Bier‹ oder ›Entschuldigung, wo geht’s hier zur Toilette?‹ kommst du entschieden weiter? Aber ich hatte gefragt, was du hier zu suchen hast.«
    »Ich sehe nach große Amerikaner. Er kommen, ich rufe an.«
    Also ein Posten auf dem Weg, den er normalerweise zu seinem Motorrad genommen hätte. Entweder hatten sie keinen Älteren gefunden oder der Knabe war sehr billig gewesen. »Was zahlen sie dir?«
    »Fünf Dollar.«
    »Und wenn du
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