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Der Khmer-Job

Der Khmer-Job

Titel: Der Khmer-Job
Autoren: Barry Eisler
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bestechen lässt, braucht man sicher nicht mehr als fünfzig, um ein echtes Problem zu regeln. Was erheblich unter meinen Preisen liegt.«
    »Ihre Einschätzung ist korrekt«, erwiderte Gant. »Aber Sorm ist nicht die Art von Zielperson, an die ein Halsabschneider für fünfzig Dollar herankommen würde. Er reist beispielsweise mit einem Gefolge von Leibwächtern.«
    »Warum schicken Sie dann nicht eine von den schicken Drohnen, die Sie gerade erwähnt haben? Es wirkt so vorgestrig, sich die Mühe zu machen, eine Zielperson mit Präzisionsmunition abzuservieren. Nicht, dass ich was dagegen hätte. Schließlich blicke ich auf eine stolze Reihe vorgestriger Ahnen zurück. Aber trotzdem.«
    Gant beugte sich vor. »Wissen Sie, es gibt eine ganze Menge ansonsten recht heller Burschen, die glauben, unser Vorgehen wäre dumm oder kontraproduktiv wegen der öffentlichen Kritik, die es hervorruft. Aber seien wir mal ehrlich, man kann nicht jemanden wegen seiner Taktik kritisieren, wenn man die angestrebten Ziele nicht begreift, meinen Sie nicht? Manchmal geht es uns darum, eine Botschaft zu übermitteln, und der öffentliche Aufschrei verstärkt die gewünschte Wirkung. Dass wirBradley Manning gefoltert haben? Eine nachhaltige Mitteilung an zukünftige Möchtegern-Whistleblower, nicht wahr? Leute im schwarzen Loch von Guantanamo verschwinden zu lassen? Eine klare und deutliche Ansage an jeden, den wir in Zukunft gefangen nehmen und verhören. Und jetzt stellen Sie sich einen Kinderhändler am anderen Ende der Welt vor, dessen Schädel sich mit einem Fingerschnippen in rosa Nebel aufgelöst hat. Glauben Sie nicht, das trägt eine Botschaft in sich?«
    »Schätze ja. Und zwar eine, die man nicht mit der Post schicken kann.«
    Ein langer Augenblick verstrich. Dox hatte seit Beginn ihres Gesprächs automatisch ständig die Umgebung kontrolliert und abermals wunderte er sich, dass Gant nicht ein einziges Mal dasselbe tat. Der Kerl benahm sich, als stünde er über solchen Vorsichtsmaßnahmen für Normalsterbliche. Dox hatte einmal in Los Angeles den Ausbruch eines Bandenkriegs miterlebt. Er erkannte die Anzeichen gerade noch rechtzeitig und konnte hinter einem Lastwagen in Deckung springen, bevor es losging. Die Zivilisten in der Gegend reagierten einen Tick später, verschwanden aber auch von einer Sekunde auf die andere, sobald ihnen klar wurde, was ablief. Nur ein Typ mit Anzug und Aktenkoffer war einfach durch die ganze Sache hindurchmarschiert, als ginge sie ihn nicht das Geringste an. Und das Verrückte daran war, dass er keinen einzigen Kratzer abbekam. Die Kerle aus dem Slum gingen mit Wasserrohren und Ketten aufeinander los und Mr. Aufrechter Bürger schlenderte unbeirrt weiter, sah auf die Uhr und fummelte an seinem Handy herum. Manche Leute schienen aus irgendeinem Grund einfach unantastbar zu sein und vielleicht gehörte Gant dazu.
    »Gut«, meinte Gant. »Gibt es noch etwas, das Sie wissen müssen?«
    »Tja, ich bin immer noch ein wenig darüber besorgt, dass Sie direkt daneben stehen werden, wenn es passiert. Das ist nicht gerade Standardprozedur.«
    »Wahrscheinlich nicht. Aber liege ich falsch, wenn ich sage, dass das eher mein Problem ist als Ihres?«
    »Sie befürchten nicht, dass Zeugen Sie mit der Sache irgendwie in Verbindung bringen könnten?«
    »Auf das Risiko hin, unbescheiden zu erscheinen: Ich glaube, ich besitze ein Talent dafür, nicht aufzufallen. Oder, wenn ich bemerkt werde, nicht im Gedächtnis hängen zu bleiben. Und falls man sich an mich erinnert, nicht gefunden zu werden.«
    Es fiel Dox nicht schwer, das zu glauben. Er begriff nur nicht, was die Grundlage für das Selbstvertrauen des Mannes war. Er kannte durchaus ein paar altgediente Veteranen, die nicht mit der Wimper zucken würden, wenn mitten in der Unterhaltung ihr Gesprächspartner dem irdischen Dasein Lebewohl sagte, weil ihm aus großer Entfernung eine Kugel in den Kopf gejagt wurde. Aber jeder von denen war ein in zahlreichen Einsätzen abgehärteter, erfahrener Agent. Gant dagegen gab sich so gleichgültig wie ein draufgängerischer Anfänger. Und dennoch hatte Dox’ Kumpel ihm versichert, dass der Mann alles andere als das war. Er fragte sich, wie es sich anfühlte, zu dieser Sorte von Mensch zu gehören. Vielleicht waren das die wahren Könige der Welt, Leute, die so hochrangig oder privilegiert waren, dass sie sich benehmen konnten, als wären sie über alles erhaben. Er wusste es nicht.
    »Also gut, es ist Ihre Beerdigung. Aber
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