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Hauptsache Hochzeit

Hauptsache Hochzeit

Titel: Hauptsache Hochzeit
Autoren: Townley Gemma
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Kapitel 1
    »Und wir werden wirklich heiraten?«
    Ich schmiegte mich an Max’ Brust. Max ist mein Verlobter. Der Mann, mit dem ich von jetzt an mein Leben verbringen will.
    »Na klar«, bestätigte er und angelte die Fernbedienung unter der Daunendecke hervor. Unserer Daunendecke. Ich war immer noch dabei, mich mit dem Gedanken vertraut zu machen. Kniff mich tagtäglich, um sicherzugehen, dass ich nicht träumte.
    »Und ich werde Mrs. Wainwright?«
    »Klar, falls du meinen Namen annehmen willst.«
    »Falls?« Auf Max’ Stirn zeichnete sich eine angestrengte Falte ab, die ich eingehend betrachtete. Was wollte er mir damit sagen? »Bist du dir unsicher, was das angeht?«
    Max zuckte die Achseln, küsste mich und schaute auf den Fernseher. »Das bleibt ganz dir überlassen. Ich finde deinen Namen ja schön. Wäre eigentlich schade, ihn zu ändern.«
    Das musste ich ein Weilchen verdauen. Und einen Anflug von Misstrauen vertreiben. Ich neige eigentlich nicht zur Paranoia. Aber das ist einfach nicht mein Terrain. Die Liebe, meine ich. Ich hatte geglaubt, mit der ganzen Sache nichts anfangen zu können, bis ich Max kennen lernte; bis dahin hielt ich Liebe für ein Anzeichen von Schwäche, für eine sentimentale Reaktion auf Liebesromane
und Make-up-Werbung. Doch das hatte sich in letzter Zeit geändert; binnen weniger Monate hatte ich mich vom Workaholic und überzeugten Single zur liebestrunkenen Verlobten entwickelt. Was natürlich neue Umgangsformen erforderte – die ich erst noch lernen musste. Aber das würde ich schon schaffen.
    »Ich werd’s mir mal überlegen«, sagte ich leichthin. Max nickte; ihm schien das Thema keine Sorgen zu bereiten. Mir schon. Diesmal wollte ich alles richtig machen, nicht wie letztes Mal, als ich zum Traualtar schritt. Diese Ehe sollte perfekt werden.
    Nicht, dass ich schon mal verheiratet gewesen wäre. Nur … na ja … fast verheiratet.
    Aber das ist eine ziemlich lange Geschichte. Die man nicht gerne auf Partys erzählt, es sei denn, man ist dazu gezwungen.
    »Was wollen wir dieses Wochenende machen?«, fragte ich. »Lass uns doch heute Abend essen gehen. Dann erzähle ich dir von meinen Catering-Plänen für den Empfang. Und über die Gästeliste sollten wir uns auch Gedanken machen.«
    »Heute Abend?« Max wandte sich mir zu. Er sah leicht besorgt aus. »Tut mir leid, aber das geht nicht.«
    Ich schaute ihn anklagend an. »Und das sagst du mir erst jetzt?«
    Er blickte unbehaglich drein. »Mir ist was dazwischengekommen. Gestern Abend hab ich einen Anruf gekriegt …«
    »Ich wusste es!« Ich boxte ihn. »Du hast behauptet, das sei nichts Wichtiges gewesen. Aber ich hab doch bemerkt, dass du dich hinterher komisch benommen hast!« Das stimmte. Das Telefon hatte gegen zehn geklingelt,
und er war rausgegangen, um abzunehmen. Das war ganz normal, aber als er wieder ins Zimmer gekommen war, hatte er irgendwie eigenartig gewirkt. Ausweichend und schuldbewusst. Nun wusste ich also, warum.
    »Tut mir wirklich leid, Jess. So was kommt eben manchmal vor, das weißt du ja.«
    »Klar.« Ich war enttäuscht, versuchte das aber zu verdrängen. Schließlich musste Max ja nicht ständig mit mir zusammen sein. Auch nicht am Samstagabend.
    »Ist was Geschäftliches«, äußerte er mit einem Achselzucken. »Ich muss mit einem Kunden essen gehen.«
    Ich nickte und hoffte, dabei möglichst verständnisvoll auszusehen. Es würde mir gelingen, verliebt und stark zugleich zu sein, sagte ich mir streng. Wenn ich mich genügend anstrengte, würde ich das auch schaffen, der Überzeugung meiner Oma zum Trotz. Meine Großmutter hatte nämlich nicht viel von der Liebe gehalten. Die Liebe war der Ruin meiner Mutter gewesen, das hatte Oma mir immer wieder erzählt. Falsche Hoffnungen, Unvernunft, Charakterschwäche und Verlust der Moral – das alles wurde durch die Liebe verursacht. Mam war bei einem Autounfall ums Leben gekommen, aber das hielt meine Großmutter nicht davon ab, Mams Schwäche für Lippenstift, ihre immer hochrutschenden Röcke und ihre Neigung zu großen, gutaussehenden, dunkelhaarigen Männern für ihren Tod verantwortlich zu machen. »Denk immer dran«, hatte Oma mir mindestens einmal die Woche mitgeteilt, »dass du es nur durch harte Arbeit und Unabhängigkeit zu etwas bringst im Leben. Betrachte die Liebe als deinen Feind, Jessica. Am Anfang merkst du es vielleicht gar nicht, aber im Lauf der Zeit wird die Liebe dir alles zerstören.« Bei alldem darf man vielleicht nicht
vergessen, dass
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