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Hauptsache Hochzeit

Hauptsache Hochzeit

Titel: Hauptsache Hochzeit
Autoren: Townley Gemma
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mein Großvater meine Oma genau zu dem Zeitpunkt verließ, als sie gezwungen war, mich bei sich aufzunehmen. Auch dafür machte sie meine Mutter verantwortlich. Und mich. Und die Männer im Großen und Ganzen. Ehrlich gesagt, war meine Kindheit nicht gerade ein Zuckerschlecken gewesen. »Na schön«, sagte ich. »Ich meine, kein Problem. Ich hatte nur … gedacht, dass wir mal früh ins Bett gehen könnten.«
    »Ich dachte, du wolltest essen gehen?«
    Max sah mich prüfend an, und ein kleines Lächeln spielte um seine Lippen.
    »Ich wollte nur höflich sein«, sagte ich leicht verdrossen.
    »Du könntest doch mit Helen ausgehen«, schlug Max vor.
    »Ja, klar«, sagte ich. Er hatte natürlich recht. Aber ich wollte eben nicht mit Helen ausgehen, sondern mit ihm. In letzter Zeit war er so eingespannt gewesen – ständig war er aus dem Haus geschossen, um ins Büro zu fahren oder nach der Arbeit Kunden zu treffen. Ich hatte ihm x-mal angeboten, ihm zu helfen, aber er hatte jedes Mal abgelehnt und verkündet, ich solle mir keine Sorgen machen, alles sei bestens. Und das stimmte auch. »Ich wollte nur, na ja, eben den Abend mit dir verbringen.«
    Max nickte. »Ich weiß. Tut mir echt leid. Ich würde auch nichts lieber tun, als den Abend mit dir zu verbringen. Es ist nur … du weißt schon. Ich bin jetzt Geschäftsführer. Ich muss eben meinen Job machen.«
    »Natürlich«, erwiderte ich artig. Tatsächlich war Max wild entschlossen, in seiner neuen Position erfolgreich zu sein, und dafür musste er seine gesamte Zeit opfern. Im Grunde war ich damit einverstanden, nicht zuletzt weil ich in gewisser Weise schuld daran war, dass er in
der Agentur aufgestiegen war. Und es war auch meine Schuld, dass er sich mit seinem besten Freund, Anthony, zerstritten hatte, der die Agentur vorher geleitet hatte. Max hatte mir immer gesagt, etwas Besseres hätte ihm gar nicht passieren können, aber dennoch … ich sollte ihn jedenfalls unterstützen.
    »Aber ich könnte doch mitkommen?« Der Einfall kam mir spontan. Sein Kunde war ja auch mein Kunde. Ich war jetzt Etatdirektorin bei Milton Advertising – seit vier Monaten. Max hatte mich befördert, nachdem ihm jeder in der Agentur versichert hatte, man würde ihm keine Vetternwirtschaft unterstellen.
    »Nein, es …« Max runzelte die Stirn. »Ist noch ein potenzieller Kunde. Nicht diese Art von … ich meine, ich sollte mit ihm alleine sein. Ich denke … das hat er sich so vorgestellt. Tut mir leid, Jess.«
    »Ach so.« Ich biss mir auf die Lippe. »Nein, nein, macht ja nichts. Kein Problem, wirklich.« Ich blickte im Zimmer umher. Es war tatsächlich kein Problem. Bevor ich Max kennen lernte, hatte ich so viele Samstagabende ohne ihn verbracht – da sollte ich doch diesen einen problemlos verkraften. Ich könnte ein Buch lesen. Oder eines der Nachrichtenmagazine, die sich auf dem Küchentisch stapelten. Oder … Ich seufzte. Ich hatte auf nichts davon Lust. »Ich steh jetzt mal auf«, sagte ich mit leicht gekränktem Unterton. »Und mach uns Frühstück. Du kannst ja weiter Nachrichten schauen, wenn du willst.«
    »Nun sei doch nicht so. Verzeih mir wegen heute Abend«, sagte Max. »Wie wär’s denn, wenn wir stattdessen frühstücken gingen? Dann kannst du mir die ganzen Sachen wegen der Hochzeit erzählen.«
    »Frühstücken gehen?« Ich überlegte kurz, wog meinen
Ärger gegen den Wunsch auf, so viel von Max’ knapp bemessener Zeit mit ihm zusammen zu verbringen wie möglich. »Na gut«, räumte ich ein. »Aber es muss ein ausgedehntes Frühstück sein. Und Zeitunglesen ist verboten. Abgemacht?«
    »Abgemacht.« Max grinste. »Aber vorher musst du noch mal ins Bett kommen und dafür sorgen, dass ich überhaupt Hunger kriege.«
    »Und wie soll ich das wohl anstellen?«, fragte ich, aber das Ende des Satzes klang schon sehr undeutlich, da Max mich unter die Decke zurückzog und meine Frage auf seine Art beantwortete.
     
    »So«, sagte Max. Eine Stunde später saßen wir an einem Tischchen in einer kleinen Brasserie, tranken dampfend heißen Kaffee aus dem Becher und tunkten Croissants in Marmeladenteiche.
    »So was?«, fragte ich. Da ich gerade in mein Croissant gebissen hatte, verteilte ich dabei Krümel auf dem ganzen Tisch.
    »So, nun erzähl mir von der Hochzeit«, sagte Max und lehnte sich zurück. »Wolltest du nicht mit mir darüber sprechen?«
    Ich schluckte den Bissen runter und zuckte die Achseln. »Ja, schon. Aber auch noch über andere Sachen. Es gibt ja nicht nur
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