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Hauptsache Hochzeit

Hauptsache Hochzeit

Titel: Hauptsache Hochzeit
Autoren: Townley Gemma
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Anthony, wieso begreifst du das nicht?«
    »Weiß ich ja«, erwiderte Helen verdrossen. »Aber es geht schließlich um deine Hochzeit. Du solltest dir schon ein bisschen Mühe geben.«
    »Ich gebe mir Mühe«, versetzte ich unerbittlich. »Mit dem Raum. Den Blumen. Dem Essen.«
    »Ja, aber was soll mit deinen Haaren werden? Du musst zu Pedro gehen. Bitte. Er wäre am Boden zerstört, wenn er nicht irgendwas damit machen darf.«
    »Pedro?« Ich blickte sie unsicher an. Das letzte Mal war ich zu Beginn des Projekts Hochzeit bei Pedro gewesen, und zwar nicht freiwillig, sondern weil Helen mich dorthin geschleppt hatte. Dann hatte sie Pedro aufgetragen, sein Bestes zu geben, worauf er mich in jemanden verwandelt hatte, den ich nicht wiedererkannte. Die betreffende Person war hübsch gewesen, aber es hatte mich dennoch verstört, jedes Mal eine Fremde zu sehen, wenn ich in den Spiegel schaute.
    »Du musst ja nicht mal färben lassen«, versuchte Helen mir die Sache schmackhaft zu machen. »Er kann sie auch nur hochstecken. Und ein bisschen schneiden …«
    Sie griff nach meinen Haaren und betrachtete missbilligend die Spitzen.
    Ich rückte ein Stück von ihr ab. Ich hatte nichts einzuwenden gegen glänzende gepflegte Haare. Nicht wirklich. Ich war nur nicht bereit, die notwendigen Schritte dafür zu unternehmen, weil ich mir dabei eitel und oberflächlich vorkam. Aber der Hauptgrund war eigentlich, dass
mich gestylte Haare an die junge Frau erinnerten, die Anthony Miltons Verlobte gewesen war. Diese Frau, die ich nun gar nicht mehr verstehen konnte. Die gelogen und betrogen und um ein Haar den Mann verloren hatte, den sie liebte. Jetzt, da ich Max an meiner Seite hatte, wollte ich kein Risiko mehr eingehen. Obwohl er sich bestimmt nicht gleich von mir trennen würde, wenn ich mir die Haare ein bisschen schneiden ließ. Gegen simples Gepflegtsein war schließlich nichts einzuwenden.
    »Na gut«, gab ich nach. »Er kann zwei bis drei Zentimeter wegnehmen. Aber nicht mehr.«
    Das schien Helen glücklich zu machen. »Und, was wollen wir heute Abend so treiben?«, fragte sie. »Um die Häuser ziehen? Tanzen bis in die Morgenstunden? Oder uns Wiederholungen von CSI anschauen?«
    Sie grinste, weil ich bei Letzterem leuchtende Augen bekam. »Wir können auch ausgehen«, sagte ich etwas zögerlich.
    »Ist schon gut«, sagte Helen seufzend und legte mir den Arm um die Schultern. »Zuhausebleiben ist bestimmt die neue Form des Ausgehens.«
    »Meinst du?«, fragte ich interessiert.
    Helen schüttelte fassungslos den Kopf. »Nee, Jess. Ausgehen ist die neue Form des Ausgehens. Aber ich habe mich allmählich mit der Tatsache abgefunden, dass aus dir kein Partygirl mehr wird – egal, was ich anstelle. Und du bist meine Freundin. Wenn du also lieber zuhause bleiben und dir anschauen willst, wie Leute abgemurkst werden, dann geht das schon in Ordnung.«
    Ich musste lachen, obwohl ich gerade empört blicken wollte. »Wie wär’s, wenn wir was zu essen bestellen? Ich lad dich ein«, schlug ich vor.

    »Ist schon okay, ich kann uns was kochen«, erwiderte Helen und rümpfte dann die Nase. »Was rede ich denn da? Ich vergesse immer wieder, dass du jetzt ja reich bist. Genau, lass uns doch ein Curry bestellen. Ich hab irgendwo noch Speisekarten. Und lass uns Champagner trinken.«
    »Champagner zum Curry? Meinst du wirklich?«, fragte ich grinsend. Ich vergesse selber ständig, dass ich reich bin. Um ehrlich zu sein, denke ich gar nicht oft daran. Ich hegte schließlich nicht die Absicht, meine Arbeit an den Nagel zu hängen oder mir lachhaft teure Schuhe zuzulegen, was laut Helen unbedingt notwendig war. Es war eher so, dass ich die Tatsache geflissentlich zu ignorieren versuchte, dass Grace mir so viel Geld vererbt hatte. Ich wusste nämlich auch gar nicht recht, was ich damit anfangen sollte. Deshalb hatte ich Grace’ Anwalt beauftragt, den größten Teil davon für mich anzulegen. Der Rest war auf meinem Konto geparkt und wartete darauf, dass mir ein sinnvoller Verwendungszweck einfallen würde. Dasselbe galt übrigens für Grace’ Haus.
    Helen nickte entschieden. »Wir feiern«, sagte sie. »Und dabei trinkt man nun mal Champagner. Ich weiß auch genau, wo wir welchen kriegen. Ist nur zwanzig Minuten weg von hier.«
    »Zwanzig Minuten? Hier um die Ecke ist doch ein Spirituosenladen«, wandte ich ein.
    »Schon, aber der Laden, den ich meine, ist viel besser«, erwiderte Helen bestimmt.
    Sie schaute mich dabei nicht an, und ich zog
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