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Der Khmer-Job

Der Khmer-Job

Titel: Der Khmer-Job
Autoren: Barry Eisler
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bezweifelte, dass Gant es ihm zutraute. Das Zitat spiegelte die ganze Arroganz des Mannes wider. Verdammt, wahrscheinlich glaubte er, dass Dox nicht einmal wusste, was der Begriff Arroganz bedeutete.
    Er ging in ein kumpelhaftes Lächeln über. »Morgen Nacht sollte kein Problem sein.«
    In dieser Nacht lag er, angezogen wie üblich, mit Chantrea im Bett und dachte an Sorm und was er alles über Kambodscha nicht wusste.
    Wie viel er eigentlich gar nicht wissen wollte. »Darf ich dir eine persönliche Frage stellen?«, begann er. Sie sah ihn an, das Gesicht halb in Schatten gehüllt, und nickte.
    »Wenn du in einer Bar herumhängst, wie damals, als wir uns kennenlernten. Wenn du mit jemandem nach Hause gehst … Niemand … Ich meine, es zwingt dich doch niemand dazu, oder? Mit Gewalt, meine ich. Es ist deine freie Entscheidung?«
    Sie schüttelte langsam den Kopf. »Keine Gewalt.«
    Er fragte sich, ob sie diese Differenzierung mit Absicht gemacht hatte – nicht mit Gewalt zu etwas gezwungen zu werden, hieß nicht unbedingt, dass man die Wahl hatte.
    Er sah sie an. Gottverdammt, war sie hübsch. Diese flache Khmer-Nase mit den ausgeprägten Wangenknochen. Ein kleiner Mund und schöne, volle Lippen. Und diese großen, dunklen Augen. Er wusste nicht, wie lange er das noch durchhielt, ohne ihr zumindest einen echten Kuss zu geben. Aber wenn er sie küsste, konnte er vielleicht nicht wieder aufhören.
    »Weißt du, im Allgemeinen ist es mir egal, womit jemand seinen Lebensunterhalt verdient, und ich urteile auch nicht über ihn. Um die Wahrheit zu sagen, ich habe selbst schon mehr alsfragwürdige Dinge getan. Aber ich … ich kenne Kambodscha nicht so gut, wie es mir lieb wäre. Ich habe einiges darüber gelesen, was hier vor sich geht, und ich will nicht dazu beitragen.«
    Sie schwieg, versuchte zu erraten, worauf er hinaus wollte. »Sprichst du über Sexsklaverei?«
    Er war froh, dass sie es so offen aussprach, und schämte sich für seine Verklausulierungen. »Ja, genau.«
    Sie nickte. »Das ist ein schreckliches Problem. Es gibt dreißigtausend Kinderprostituierte in Kambodscha.«
    »Ich weiß, ich habe darüber gelesen. Armut, kulturelle Ursachen, durchlässige Grenzen, die Nachwehen des Krieges … Es ist einfach überall, es gibt nichts, was man dagegen tun könnte.«
    »Genau das ist es, was ich mit meinem Studium anfangen möchte. Dabei mithelfen, gerettete Mädchen wieder in die Gesellschaft einzugliedern.«
    »Du? Aber …«
    Sie wandte den Blick ab. »Ich glaube nicht, dass es meiner zukünftigen Arbeit schaden wird, ein paar persönliche Erfahrungen mit dem Leben einer Sexarbeiterin gemacht zu haben.«
    Dox antwortete nicht. Er wollte sie nicht als Sexarbeiterin sehen. Und der Gedanke gefiel ihm nicht, dass es vielleicht eine Verbindung gab zwischen Chantreas gelegentlichen, freiwilligen Nebeneinkünften und dem, wozu die Kinder von den Menschenhändlern gezwungen wurden.
    »Psychologische Betreuung«, fuhr sie kopfschüttelnd fort. »Ich fürchte, es ist nicht viel. Aber wir müssen tun, was wir können, nicht wahr? Selbst, wenn es nur ein bisschen ist.«
    Wieder gab er keine Antwort. Er war verwirrt. Es war eine Sache, etwas über die verborgenen Schrecken von Kambodscha zu lesen, aber jetzt hatten sie ihn irgendwie körperlich gestreift, Dinge, die er spüren, aber nicht richtig erkennen konnte. Und er fühlte sich schäbig, weil er gesagt hatte, dass man nichts tun könne. Sie hatte recht. Sie tat etwas.
    Dann sagte sie: »Du möchtest im Grunde wissen … ob ich freiwillig von der Bar mit dir ins Hotel gegangen bin? Ob ich jetzt wirklich mit dir hier sein will?«
    Die Frage überraschte ihn, obwohl sie bei ein wenig Nachdenken sehr naheliegend war. »Nun ja, ehrlich gesagt, ich bin mir nicht sicher. Bist du? Willst du?«
    »Du meinst, ob ich mich weiter mit dir treffen würde, wenn du mir kein Geld mehr gibst?«
    »Ich vermute, so kann man es ausdrücken, ja.«
    »Warum hörst du dann nicht einfach damit auf und wartest ab, was passiert?«
    Er dachte darüber nach. Sie war so süß und klug und liebenswert. Und ein wahrer Leckerbissen. Aber er konnte sich nicht leisten, sich in irgendeine Studentin zu verlieben. Nicht, solange er in dieser Branche war. Vielleicht eines Tages, aber nicht jetzt.
    »Also gut«, sagte sie in die Stille hinein. »Wie es scheint, benutzt du das Geld nicht, um dir das Offensichtliche zu erkaufen. Dann bezahlst du vielleicht für etwas anderes?«
    Plötzlich beschlich ihn das
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