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Der gruene Stein

Der gruene Stein

Titel: Der gruene Stein
Autoren: Martin Scott
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kennt.«
    »Ist Euch die Gefahr bewusst, in die Ihr die ganze Stadt gebracht habt?«
    Avenaris wirkt zerknirscht, aber ob es wegen des Ärgers ist, den sie verursacht hat, weiß ich nicht. Vielleicht ist sie auch nur traurig wegen der Probleme, die ihr Freund hat.
    »Das war sehr treulos Lisutaris gegenüber«, sagt Makri missbilligend.
    Avenaris hebt den Kopf. Ein merkwürdiger Ausdruck zeigt sich auf ihrem Gesicht. Ich kann ihn nicht genau entschlüsseln, aber einen Moment lang wirkt sie beinah trotzig.
    »Ich hätte eigentlich die Reiche von uns beiden sein sollen«, sagt sie. »Mein Vater war schließlich der Patriarch der Familie.« Dann senkt sie wieder kläglich den Kopf.
    »Wie viele Kopien des Medaillons hat er angefertigt?«
    »Fünfzehn. Dann hat der Zauberspruch nicht mehr funktioniert.«
    »Ich habe neun Medaillons in meinem Beutel. Lisutaris hat drei. Macht zusammen zwölf. Also müssen wir noch vier einsammeln.«
    »Drei«, meint Makri und zieht eines aus ihrer Tasche.
    »Du hast eines gefunden? Und nicht hineingesehen?«
    »Ich besitze auch Willenskraft«, erwidert Makri.
    Wir eilen davon und lassen Avenaris heulend unter den Bäumen zurück. Wir müssen noch drei Medaillons suchen, die sich rasch auf zwei reduzieren, als wir über die Leiche eines jungen Mannes stolpern, der eines mit seinen Fingern umschließt. Ich schiebe es in meinen Beutel. Hoffentlich dämpft das Elfentuch ihre Wirkung wirklich so gründlich, wie Lisutaris behauptet.
    »Wird die Stadt tatsächlich dem Erdboden gleichgemacht?«, will Makri wissen.
    »Das ist durchaus möglich.«
    »Aber ich muss morgen eine Prüfung ablegen. Und ich habe wirklich sehr hart dafür gelernt.«
    Ein Einhorn trabt zwischen den Bäumen hervor. Es sind eigentlich sehr anmutige Tiere. Ich hätte nie gedacht, dass mich ihr Anblick eines Tages so anwidern würde. Es nähert sich Makri und fängt an, an ihrem Gesicht herumzulecken.
    »Ich verstehe einfach nicht, warum Einhörner dich so gern haben. Schließlich bist du keine Jungfrau mehr.«
    »Soll das eine Beleidigung sein?«, erkundigt sich Makri misstrauisch.
    »Nein, nur eine schlichte Feststellung.«
    »Ich bin sicher, dass Jungfernschaft nichts damit zu tun hat«, erwidert Makri und streichelt das Einhorn. »Es liegt wohl eher an meinem sonnigen Gemüt. Oder vielleicht auch an meinem Elfenblut. Ist das wirklich ein echtes Einhorn?«
    »Das weiß ich nicht. Jedenfalls macht es keine Anstalten, sich aufzulösen. Genauso wenig wie die Meerjungfrau da drüben, die gerade dabei ist, den Mann in dem Seemannskostüm zu hypnotisieren. Komm, wir müssen noch zwei Medaillons finden.«
    Mein Armband glüht auf. Ich steige in den Brunnen, verscheuche die Meerjungfrau und sammle ein weiteres Medaillon ein. Jetzt fehlt uns nur noch eines.
    Lisutaris nähert sich uns in ihrem prachtvollen Engelskostüm. Sie befindet sich in Begleitung einer Person, die Prinz Frisen-Lackal sein könnte. Sein Kostüm ist aufwendig genug für einen Prinzen, und außerdem ist er vollkommen betrunken, also spricht alles dafür. Als Lisutaris uns sieht, fertigt sie den Prinzen mit einigen freundlichen Worten ab und fragt uns, welche Fortschritte wir gemacht haben.
    »Ein Medaillon fehlt noch.«
    »Seid Ihr sicher, dass nur noch eines fehlt?«
    »Ja.«
    »Dann sind wir fertig«, verkündet die Zauberin. »Ich habe es. Ich fand es bei zwei Senatoren, die es einem Einhorn weggenommen haben. Sie stritten sich gerade darum. Glücklicherweise konnte ich rechtzeitig eingreifen, bevor ihre verdorbenen Träume sie in den Wahnsinn treiben oder sie sich umbringen konnten.« Lisutaris atmet erleichtert auf. »Ich bin froh, dass jetzt alles vorbei ist. Allmählich wurde es etwas hektisch. Ich musste eine ganze Bande Bergtrolle wegzaubern, die dabei waren, das ganze Essen aufzufressen. Und der Konsul hatte sich mit einer verärgerten Dryade angelegt. Vielleicht war es auch nur ein verärgerter Bürger. Das konnte man schwer unterscheiden.«
    Wir ziehen uns in die Abgeschiedenheit einer Baumgruppe zurück. Es ist eine warme Nacht, und hinter meiner Maske rinnt mir der Schweiß über das Gesicht. Makri nimmt ihren Helm ab und wischt sich über die Stirn. Lisutaris nimmt meinen Beutel mit den Medaillons und legt diejenigen, die sie bereits hat, hinzu. Dann wühlt sie eine Weile darin herum. Nach einigen Augenblicken zieht sie ein Juwel heraus.
    »Das hier ist das echte.«
    »Woher wisst Ihr das?«
    »Bin ich die Oberhexenmeisterin der
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