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Der gruene Stein

Der gruene Stein

Titel: Der gruene Stein
Autoren: Martin Scott
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Flur und wende mich in Richtung der Gärten. Doch dann zögere ich. Avenaris’ Räume befinden sich im nächsten Stockwerk. Da mich im Augenblick niemand beobachtet, haste ich rasch die Treppe hinauf. Lisutaris wird zwar kochen, wenn sie mich dabei erwischt, wie ich die Räume ihrer Sekretärin durchsuche, aber was soll sie groß tun? Sie braucht mich, damit ich für sie die Drecksarbeit erledige. In dem Moment fällt mir ein, dass ich sie nach der anderen Person in der Orgk-Rüstung fragen wollte, die ich für Makri gehalten habe. Vielleicht hat es ja nichts zu bedeuten. Nein, es bedeutet etwas Schlechtes, das weiß ich. Könnte es Sarin sein? Doch um sie kann ich mich später immer noch kümmern.
    Die Tür von Avenaris’ Raum ist abgeschlossen. Ich versuche einen Minderzauber, aber er wirkt nicht. Also setze ich mein Körpergewicht ein, und die Tür gibt nach. Eine Tür, die sich meinem Gewicht widersetzt, ist eine gute Tür. Dahinter liegt eine Zimmerflucht, die zurückhaltend und sehr geschmackvoll möbliert ist. Nichts Buntes oder Auffälliges, das einem unangenehm ins Auge sticht. Ich mache mich an die Arbeit.

19. KAPITEL
    In den Gärten wird ausgiebig gefeiert. Abgesehen von der Musik, den Tänzen, den Kostümen und den köstlichen Speisen gibt es spektakuläre Lichteffekte und häufige Erscheinungen außerweltlicher Kreaturen. Die vornehmen Gäste halten sie nach wie vor für einen Teil von Lisutaris’ magischer Unterhaltung und sind fasziniert.
    Mir scheint, dass nur Makri und ich die Gefahr erkennen. Makri versucht, die Kreaturen davon abzuhalten, ernsthaften Schaden anzurichten. Das beschert uns den merkwürdigen Anblick einer Frau in einer Orgk-Rüstung, die durch den Garten marschiert und der eine lange Reihe von Zentauren und Einhörnern folgen. Zentauren sind im besten Fall höchst lüsterne Kreaturen und Makris Reizen offenbar hilflos ausgeliefert. Das habe ich schon einmal im Feenhain miterlebt. Obwohl Makri mit allen Mitteln versucht, sie zu verscheuchen, folgen sie ihr, bis die Magie, die sie erzeugt hat, schwächer wird und sie sich auflösen. Warum die Einhörner ihr folgen, weiß ich allerdings nicht. Es ist schließlich nicht so, dass sie reinen Herzens wäre.
    »Ich habe so etwas noch nie gesehen«, bemerkt ein eher wohlhabend aussehender Pirat zu seiner Gefährtin, als eine ziemlich gehetzt wirkende Makri mit einer langen Reihe magischer Viecher im Gefolge an uns vorbeihastet. »Lisutaris versteht es wirklich, ihre Gäste zu unterhalten.«
    Ein blauer Blitz entlädt sich über unseren Köpfen.
    »Sie ist die beste Zauberin der ganzen Stadt!«, meint der Pirat begeistert.
    Ich suche in der Zwischenzeit nach den Medaillons. Das ist nicht so ganz einfach, weil Lisutaris’ Armband auch jedes Mal aufleuchtet, wenn eine Meerjungfrau oder eine Nymphe auftauchen. Bei so vielen falschen Signalen fällt es mir schwer, mich zu konzentrieren. Als ich zwei Makris an verschiedenen Enden des Gartens entdecke, die eine mit und die andere ohne Einhörner, sprinte ich auf die einsame Gestalt zu. Ich habe das Gefühl, dass Makris Doppelgängerin mit all dem hier zu tun haben könnte. Als die Gestalt mich herannahen sieht, schlägt sie sich in die Büsche. Ich folge ihr. Und kaum bin ich im Dickicht, leuchtet mein Armband auf. Ein Mann im Kostüm eines Bischofs hockt im Schatten und hebt etwas auf. Ich springe ihn an und entwinde ihm einen Gegenstand.
    »Das gehört mir!«, protestiert der Bischof.
    Ich schiebe das Medaillon in den Beutel. Er gibt sich geschlagen, bedenkt mich aber mit Worten, die für einen Mann des Glaubens höchst unschicklich sind.
    »Ihr werdet mir später dankbar sein«, erkläre ich und stürme weiter. Wenigstens ein kleiner Teilerfolg. Ich finde ein weiteres Medaillon in einem Brunnen voller Meerjungfrauen, und noch eines in den Händen eines Palastbonzen, der zusammenhanglos von einer Revolte stammelt, mit der er den Thron erobern will. Immerhin ist er noch nicht tot. Ich nehme ihm das Medaillon weg und lasse ihn seine Machtträume ausschlafen. Mittlerweile habe ich drei Schmuckstücke gefunden. Aber über dem Grundstück schwebt ein Komet, was bedeutet, dass ich noch einige einsammeln muss.
    »Warum landen nur all diese Schmuckstücke ausgerechnet hier?«, frage ich laut. Ich bin wütend und verwirrt.
    »Zum Teil ist es wohl meine Schuld«, antwortet eine Stimme in elegantem Hoch-Turanianisch neben mir. Sie gehört Harm dem Mörderischen, der als mystischer König der Meere
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