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Der gruene Stein

Der gruene Stein

Titel: Der gruene Stein
Autoren: Martin Scott
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ganze Bodensatz der Unterschicht, die sich allesamt gerade so durchschlagen. Und von denen keiner härter ums Überleben kämpft als der magische Detektiv Thraxas, Ex-Palast-Ermittler, Ex-Soldat, Ex-Söldner, ständig pleite, rapide alternd, übergewichtig, ohne jede Perspektive auf Besserung, und der wirklich dringendst ein Bier braucht.
    »Ich bin sicher, dass nicht alle Studenten an der Innungshochschule vor dem ganzen Kurs referieren müssen«, fährt Makri fort. Sie scheint nicht zu bemerken, dass ich mich im Moment nicht gerade brennend für ihre Probleme interessiere. »Professor Toarius zwingt mich nur dazu, weil er mich hasst. Er erträgt es einfach nicht, dass ich eine Frau bin. Und mein orgkisches Blut kann er auch nicht riechen. Seit ich mich eingeschrieben habe, hat er es auf mich abgesehen. ›Mach dies nicht! Lass das gefälligst!‹ Überall fadenscheinige Einschränkungen. ›Du darfst während der Rhetorikkurse kein Schwert tragen.‹ Oder: ›Bedrohe deinen Philosophietutor nicht mit der Axt!‹ Ich sage dir, Thraxas, er macht mir das Leben wirklich schwer.«
    »Sehr schwer, Makri, wirklich. Und jetzt hör endlich auf, mir von deiner verdammten Prüfung vorzujammern.«
    Von der Stadtmitte Turais bis zum Mond-und-Sterne-Boulevard ist es eine weite Strecke. Als wir endlich die Ecke des Quintessenzwegs erreichen, schwitze ich wie ein Schwein. Ich würde mir ja eine Wassermelone vom Markt kaufen, wenn ich nicht meinen letzten Guran, den ich besessen habe, bei einer gewagten Investition verloren hätte. Ich habe auf einen Wagen gesetzt, der möglicherweise das Rennen gewonnen hätte, wäre er nicht von einem Orgk-Schätzchen von Fahrer gelenkt worden, der über zwei linke Hände und einen armseligen Orientierungssinn verfügte.
    In den schmalen Gassen handeln Jugendliche mit Boah. Boah ist eine sehr wirksame Droge, welche die Stadt in ihrem Würgegriff hält. Die Zivilgarde ist von der Bruderschaft entweder bestochen oder eingeschüchtert worden und drückt beide Augen zu. Die Süchtigen beäugen uns, während wir vorübergehen und überlegen, ob wir vielleicht lohnende Opfer für einen schnellen Straßenraub sein könnten. Aber beim Anblick der Schwerter an Makris Hüften und meiner stattlichen Figur lassen sie ihre Absichten schnell fallen. Es ist überflüssig, sich mit uns anzulegen, wo sie doch jede Menge leichterer Opfer finden können.
    Die Sonne brennt unbarmherzig auf uns herab. Auf dem Marktplatz wirbeln die zahlreichen Kunden eine erstickende Staubwolke auf. Als wir endlich in der Rächenden Axt ankommen, bettle ich geradezu nach einem Bier. Ich marschiere hinein, dränge mich durch die Nachmittagstrinker und greife nach dem Tresen, wie ein Ertrinkender ein Rettungsseil umklammern würde.
    »Bier. Schnell.«
    Die Kaschemme gehört Ghurd, einem Barbaren aus dem Hohen Norden. An der Seite dieses Mannes habe ich auf der ganzen Welt gefochten. Deshalb erkennt er meinen verzweifelten Zustand auch sofort, verzichtet auf Höflichkeitsfloskeln und füllt mir einen Krug. Ich leere ihn mit einem Zug und schnappe mir rasch den nächsten.
    »Ist es vor Gericht schlecht gelaufen?«
    »Sehr schlecht. Sie haben Baxin freigesprochen. Jetzt bekomme ich nicht mal den Verurteilungsbonus. Und du wirst nicht glauben, welche Dreckskübel die Anwälte über mich ausgegossen haben. Ich sage dir eins, Ghurd: Ich habe diese stinkende Stadt bis obenhin satt. Man kann hier keine ehrliche Arbeit verrichten, ohne dass ein korrupter Bonze einen in den Schmutz zieht.«
    Mein Krug ist leer.
    »Was ist los? Herrscht hier etwa Biermangel?«
    Ghurd reicht mir den dritten Krug und grinst mich an. Er ist um die fünfzig, und nach seinem aufregenden Leben als Söldner genießt er das friedliche Dasein in seiner Kaschemme. Früher einmal war er ein wüster Krieger, doch jetzt ist er noch gutmütiger als ich. Natürlich war Ghurd auch klug genug, so viel Geld zu sparen, dass er sich davon eine Kaschemme kaufen konnte. Ich habe meinen ganzen Sold verspielt. Oder versoffen.
    Bei meinem vierten Bier beklage ich mich lauthals bei niemandem im Besonderen darüber, dass Turai zweifellos die schlimmste Stadt im ganzen Weiten Westen ist.
    »Ich sage Euch, ich hab mich schon in Orgk-Dörfern herumgetrieben, in denen es zivilisierter zuging als bei uns. Wenn mich die Bonzen das nächste Mal anflehen, dass ich ihnen den Karren aus dem Dreck ziehen soll, können sie lange warten. Sollen sie sich doch woanders umsehen!«
    Doch auch das Bier kann
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