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Der Gast des Kalifen

Titel: Der Gast des Kalifen
Autoren: Stephen Lawhead
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lassen.«
    Evans, ein Weiterer aus unserem Bund, verlieh seiner Sorge ob dieser Gruppierung Ausdruck und fragte Genotti, welche Vorgehensweise er empfehle. »Es ist meine feste Überzeugung«, sagte dieser, »dass der Stab des Präsidenten gewarnt werden muss, damit entsprechende Schutzmaßnahmen ergriffen werden können. Und ich schlage ebenfalls vor, dass mit Zustimmung der Bruderschaft Gelder freigemacht werden, um einen Agenten auszubilden, welcher bei Caldero eingeschleust werden soll, um die Gruppe von innen heraus zu zerstören.«
    Normalerweise hätte ein solcher Vorschlag eine ausführliche Diskussion nach sich gezogen hinsichtlich der Art und Weise, wie dieser Plan in die Tat umgesetzt werden könnte. Diesmal jedoch erhob sich Pemberton, bevor es zu einer Diskussion kommen konnte, und dankte Genotti im Namen der Bruderschaft für dessen Bericht und Empfehlungen.
    »Aber wie auch immer«, sagte er, und seine Stimme nahm einen düsteren Tonfall an, »es wird zunehmend klar, dass unsere Bemühungen, was die Manipulation von Regierungen betrifft, nicht weitergeführt werden können. Es ist gefährlich und vielleicht sogar zerstörerisch mit Blick auf die vorrangigen Ziele des Inneren Kreises -nicht zuletzt, weil die ständige Einmischung in die Machtstrukturen souveräner Staaten ein schwer einzuschätzendes Potenzial besitzt, uns von unserem eigentlich Daseinszweck abzulenken.«
    Groß und hager in seiner roten Robe mit dem goldenen Kreuz über dem Herzen, ließ Pemberton seinen Blick den Tisch entlangschweifen, um sich zu vergewissern, dass jeder ihn verstanden hatte. »Des Weiteren, Gentlemen, wird immer offensichtlicher, dass die Welt einen neuen, Furcht erregenden Kurs eingeschlagen hat. Und wir können nicht hoffen, von den wachsenden zerstörerischen Kräften unberührt zu bleiben, die ihren Einfluss auf die verschiedenen Völker unseres Planeten mehr und mehr ausweiten. Südamerika ist in Aufruhr, und Osteuropa gleitet immer rascher in Anarchie und Chaos ab; an Dutzenden von Orten brauen sich die Wolken des Krieges zusammen.«
    Indem er ein unleugbares Beispiel nach dem anderen anführte, enthüllte uns unser weiser Führer nicht nur die Gestalt, sondern auch das Ausmaß des Bösen, welches sich auf die ahnungslose Welt herabzusenken drohte. »Neue Bedrohungen verlangen neue Strategien. Um es kurz zu machen, Gentlemen: Wir müssen unsere Methoden den veränderten Bedingungen anpassen, wenn wir überleben wollen. Wir müssen uns auf einen neuen Kreuzzug vorbereiten.«
    Er fuhr fort, uns den Schlachtplan darzulegen, der die Zukunft unserer Gemeinschaft von dieser Nacht an bestimmen sollte. Nachdem er geendet hatte, standen wir, die Anhänger des Sanctus Cla-rus und Wächter des Wahren Weges, auf, um unsere heiligen Eide zu erneuern und uns dem neuen Kreuzzug zu weihen.
    Unser uralter Feind bewaffnet sich und seine unzähligen Günstlinge mit neuen und unendlich mächtigen Waffen der Massenver-nichtung, sodass auch wir als Soldaten des Heiligen Lichts uns in jener Nacht für den kommenden Konflikt rüsteten. Im unsterblichen Geist der Cele De beschworen wir den uralten Mut der unerschrockenen keltischen Kreuzfahrer herauf, die diesen Weg vor uns gegangen waren, und Schulter an Schulter stellten wir uns zu ihnen in die Schlachtreihe.
    Der Krieg wird kommen. Das ist nicht nur eine Drohung; es ist unvermeidbar. Für den Augenblick jedoch, während ich auf Zyperns glitzernde See hinausblicke, die nach Blüten duftende Meeresbrise rieche, die Wärme der Sonne auf meinen Wangen spüre und mich der dauerhaften Liebe meiner Frau sicher weiß, für den Augenblick werde ich den letzten Rest von Güte genießen, der von einer menschlicheren Ära übrig geblieben ist; denn ist auch dieser Rest verschwunden, wird niemand je wieder etwas Derartiges empfinden.
    Doch was morgen geschieht, geschieht erst morgen. Solange die Sonne noch scheint, werde ich mich an der wunderbaren Jahreszeit erfreuen, um gegen die Tage des Bösen gewappnet zu sein.

    Fest des Hl. Georg Anno Domini 1132
    Meine liebste Caitriona,
    das Schlimmste ist geschehen. Wie der alte Sarn Kurzfinger sagen würde: Es herrscht Flaute, und es gibt kein Entkommen.
    Mein ruhmreicher Traum ist zu Staub zerfallen. Er starb in der alles mordenden Hitze einer namenlosen syrischen Wüste - zusammen mit achttausend guten Männern, deren einziges Verbrechen es war, einem sturen, anmaßenden Jüngling die Treue zu schwören. Ich könnte um sie weinen, wäre da nicht
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