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Gespenstische Warnung

Gespenstische Warnung

Titel: Gespenstische Warnung
Autoren: Carter Brown
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1. Kapitel
     
    D ie meisten Frauenzimmer in Hollywood
haben mehr Busen als Grips. Man braucht nicht mal besonders lange im Geschäft
zu sein, um dahinterzukommen. Mit hoffnungsvoll verträumten Augen treffen sie
dort bis von der Äußeren Mongolei her ein. Sie strömen auf diesen Honigtopf der
Massenkultur, der die Welt mit Schmalz und Schnulzen versorgt, zu wie
mongolische Bienen ohne eigenen Stock.
    Im allgemeinen ist es so: Es handelt
sich entweder um einsame und verlorene Waisen, voller Ehrgeiz, aus sich etwas
zu machen, oder um Schönheiten aus dem Mittelwesten (Miss-Kansas-Weizen 1969),
aus Familien stammend, die so respektabel sind, daß sie vor Langeweile sterben.
In jedem Fall sind es reife Früchte, die den emsigen Sammlern aus den
hollywoodschen millionenschweren Konservenfabrikkreisen in die abgehärteten
Hände fallen. Sie sind hinter der Aufregung, dem Anreiz, dem Vergnügen, dem
Ruhm her, diese strahlend dreinblickenden schönen Mädchen, deren Energievorräte
zumeist in einer Walnußschale Platz hätten.
    Meistens werden sie irgendwo
aufgegabelt, ausgesogen und zu den anderen Abgelegten auf einen Haufen
geworfen. Die Erfahrung macht ein paar von ihnen klug, aber die Mehrheit endet
hart und bitter mit den schwindenden Reizen ehemaligen Glanzes. Und eben
diejenigen, die einmal von den Großen und Gerissenen für kurze Zeit mit nach
oben geschwemmt wurden, verbringen den Rest ihres Daseins damit, es die Kleinen
und Dummen entgelten zu lassen. Genau das ist es, was die Welt für Burschen wie
mich gewinnbringend macht. Jedermann hegt irgendwo einen Groll, und eine Menge
Leute halten nur Ausschau danach, ihn bei irgend jemandem abzuladen. In
Hollywood schlagen sie darin jeden Rekord.
    Ein paar der Besten schaffen es bis
zur Spitze. Manche haben Glück, manche haben Energie, manche nehmen die
richtigen Verbindungen mit der erbarmungslosen Eingleisigkeit auf, die
jedermann angeblich mit Bewunderung erfüllt. Manche haben natürlich auch
Talent.
    Es sind nicht die Intelligenten, die
mir mein tägliches Brot bescheren. Jedenfalls nicht im allgemeinen.
Normalerweise treffe ich diejenigen, die einen freundlichen Vater brauchen, um
einem verwirrten Betthäschen ein falsches Märchenland zu erklären. Aber es gibt
Ausnahmen.
    Sonia Mayer war eine schöne Ausnahme
der Regel, welche die Regel zweifelhaft erscheinen läßt. Sie mußte nahe an die
Dreißig sein, schätzte ich; eine Blonde, deren Haar über dem linken Ohr
hochgekämmt und über den Kopf gelegt war, so daß es in einer wirbelnden Kaskade
auf die rechte Schulter herunterfiel. Eine winzige Kupferglocke, die an einem
langen Anhänger von dem linken Ohrläppchen herabhing, klingelte schwach, sobald
sie den Kopf bewegte. Ihre Augen waren graugrün, groß und wissend; ihre Nase
war kurz und gerade, und die vollen Lippen waren ausgesprochen arrogant geschwungen.
    Sie trug ein beiges Seidenkleid mit
einem Ausschnitt, der tief genug war, um zehn Zentimeter Brustansatz zu
enthüllen. Das Ganze wurde von zwei schmalen Trägern gehalten, die nicht so
aussahen, als wären sie einem tiefen Seufzer gewachsen. Angesichts einer Welt,
die rapide von flachbrüstigen Neutren besiedelt wird — so heißgeliebt bei den
illegitimen Priestern der Mode — , wirkte ihre Figur erfrischend unmodern. Ihre
Hüften waren wohlgerundet und paßten zu den ebenso
gerundeten und in den Knöcheln schmal zulaufenden Beinen. Wann immer sie den
Kopf bewegte, hörte ich die kleine Kupferglocke mir zuklingeln.
    »Wie kommt es, daß eine blonde
Schönheit wie Sie die persönliche Managerin von einem Komiker wie Sam Sorel
ist?« fragte ich.
    »Ich hatte meine Krallen in eine der
großen Film- und Theateragenturen geschlagen, Rick.« Ihre Stimme war ein
weicher, völlig selbstsicherer Alt. »Man überließ mir dort ein paar der weniger
bedeutenden Schützlinge, von denen man überzeugt war, sie würden es doch nicht
schaffen. Dann, vor ungefähr zwei Jahren, bot man mir Sam an. Er war im Abstieg
begriffen, und zwar in zu raschem Abstieg. Die Bosse hofften natürlich, er
würde sich durch diese Regelung so beleidigt fühlen, daß er die Agentur
verlassen würde. Aber vom ersten Augenblick an mochten wir uns gern leiden, und
das Ganze endete damit, daß wir beide die Agentur verließen.«
    »Sie haben wirklich respektable Arbeit
geleistet«, sagte ich ehrfurchtsvoll, »indem Sie ihn wieder geradewegs an die
Spitze brachten. Das kann nicht einfach gewesen sein.«
    Sie zuckte die cremeweißen
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