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Gespenstische Warnung

Gespenstische Warnung

Titel: Gespenstische Warnung
Autoren: Carter Brown
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Sekunden lang an, während ihr Mund
einen verdrossenen Ausdruck annahm. »Bist du lange weg?«
    »Vielleicht zwanzig Minuten.« Die
Stimme ihrer Chefin wurde sehr energisch. »Ich habe mit Mr. Holman etwas
Geschäftliches zu besprechen.«
    Zwei Minuten später saßen wir im
Hotelcafe. Linda Galen bestellte zu ihrem Kaffee eine Cremeschnitte —
vielleicht bedurften diese Hüften doch gar nicht so sehr der Kontrolle? — und
lehnte sich dann in ihrem Stuhl zurück.
    »Es ist Ihnen doch wohl klar, daß Sie
soeben meinen Ruf ruiniert haben?« Ihre Stimme sollte offensichtlich amüsiert
klingen, tat es aber nicht. »Ich bin, was Andrea anbelangt, hoffnungslos
kompromittiert.«
    »Ich nehme an, sie hat ihre eigenen
Probleme«, sagte ich. »Solange ihr die ganzen Haare übers Gesicht
herunterhängen, muß sie eine Gefahr für den Verkehr darstellen.«
    »Der Minirock scheint sie mehr zu
einer Gefahr für männliche Autofahrer zu machen.« Sie zuckte die Schultern und
ließ das Thema abrupt fallen. »Mir geht immer diese Phrase im Kopf herum — der
>Heimchen-am-Herd<-Typ — , was hat Sam sonst noch über mich erzählt?«
    »Sie hätten es mit der Häuslichkeit
ein bißchen zu weit getrieben«, zitierte ich frei. »Dann hätten Sie angefangen,
an ihm herumzunörgeln, und nebenher auch noch gestrickt. Klick — hätten die
Nadeln gemacht; klick — Ihre Zunge. Klick — sei Sam schließlich zum letztenmal durch die Haustür verschwunden und nicht mehr
zurückgekommen.«
    »Ich habe Sam geliebt und ihn deshalb geheiratet«,
sagte sie leichthin. »Aber dann fand ich heraus, daß er keine Frau, sondern
eine Mutter wollte. Ich hätte vorgezogen, die geschäftliche Seite seiner
Karriere zu übernehmen, aber er wollte mich mit Schürze und eingemachtem Obst
in der Küche sehen. Mich störten weniger die Zeiten, in denen er wirklich
bemuttert werden mußte — all diese Alpträume — , aber Mami für einen Mann zu
spielen, der dreizehn Jahre älter ist, das kann zu einer schweren Aufgabe
werden.« Sie lächelte schwach. »Wissen Sie was? Wenn ich es mir recht überlege,
dann habe ich tatsächlich gestrickt und gleichzeitig genörgelt. Also hat er
Ihnen vermutlich doch eine ziemlich zutreffende Schilderung von mir gegeben.«
    »Alpträume?« fragte ich.
    »Er hatte sie fortwährend. Sam litt
unter dem Komplex, er sei überall eingeschlossen. Ewig öffnete er Fenster und
Türen; er stieg in kein Flugzeug, er wollte nicht einmal in einem mit
Klimaanlage versehenen Wagen das Fenster geschlossen halten. Die Alpträume
waren anscheinend immer dieselben — er würde lebendig begraben.«
    Die Kellnerin bediente uns und ging
dann wieder weg. Ich zündete mir eine Zigarette an und sah zu, wie sich Linda
Galen mit offensichtlichem Genuß über ihre Cremeschnitte hermachte. Ganz gewiß
war sie nicht hausbacken, wie Sorel sie geschildert hatte, aber ich
bezweifelte, daß sie so ausgeglichen war, wie sie zu sein vorgab. Vielleicht
konnte ein bißchen Schocktherapie hier nützlich sein, überlegte ich.
    »Können Sie mir einen triftigen Grund
angeben, aus dem heraus Sie Sam umbringen wollen?« fragte ich.
    Sie dachte eine Weile darüber nach,
während sie mit konzentriertem Gesichtsausdruck die Cremeschnitte verputzte.
»Einen vielleicht. Es war Sam, der jeden Gedanken an eine neue Heirat in mir
getötet hat — für alle Zeiten.« Sie zuckte die Schultern. »Aber wer weiß?
Möglicherweise hat er mir damit einen großen Gefallen getan.«
    »Sie haben niemals erwogen, wieder zu
heiraten?«
    »Nie. Diese Boutique bringt mir kein
Vermögen ein, aber ein bißchen Gewinn springt doch dabei heraus. Es reizt mich,
den Laden zu leiten, die Bücher zu führen, Bestellungen zu machen und all das.«
Sie lächelte flüchtig. »Ich gebe auch nicht vor, mich etwa nicht über die
Unterhaltszahlungen zu freuen.«
    »Würden Sie die verlieren, wenn Sie
wieder heirateten?«
    »Natürlich.«
    »Damit werden Sie für eine Menge
Männer zum Traum«, sagte ich kalt. »Sie gehören zu dem raren Typ weiblicher
Wesen, die eine Affäre nicht in Heirat münden sehen wollen,«
    »Ich glaube, wir kennen uns noch nicht
lange genug, um mein Sexleben zu diskutieren, Mr. Holman.« Ihre Stimme klang
überaus gelassen.
    »Sie weinen also Ihrer Ehe mit Sorel
nicht nach?«
    »Nicht im allergeringsten. Aber den
Unterhaltszahlungen würde ich nachweinen, denn sie sorgen dafür, daß der
Betrieb des Ladens zum reinen Vergnügen wird. Solange dieser monatliche Scheck
hereinkommt,
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