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Gespenstische Warnung

Gespenstische Warnung

Titel: Gespenstische Warnung
Autoren: Carter Brown
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verschwendeten.

3. Kapitel
     
    D ie lange Fahrt
nach Santa Monica und zurück beeindruckte mich nicht so sehr durch die Wunder
südkalifornischer Szenerie als durch die Tatsache, daß ich dabei Zeit hatte,
über einiges nachzudenken. Wenn man während der langen Kilometer entlang dem
Santa Monica Boulevard nicht innerlich beschäftigt ist, stirbt man vor
Langeweile. Verstehen Sie mich recht, Los Angeles ist meine Stadt, aber alle
Pracht wird für das Hinterland aufgespart. Das, worüber ich nachdachte, war
ganz einfach. Glaubte ich Sam Sorels Geschichte mit den Briefen und an seinen
Grund, mich zu engagieren? Und wenn ja, wie groß war die Möglichkeit, daß sich
jemand anderer als die drei Exehefrauen dahinter verbarg?
    Die Fahrt kostete mich erheblich
Benzin, brachte mich aber der Lösung des Problems nicht näher.
    Auf dem Rückweg hielt ich an einer
Tankstelle neben einer Telefonzelle. Es kostete mich zehn weitere Cents, mit
Sonia zu sprechen und herauszufinden, daß Sam bei seiner Siesta neben dem
Swimming-pool nicht gestört werden durfte und daß keiner von ihnen beiden sich
jemanden außer den drei Exfrauen vorstellen konnte, der Sam gerne tot sehen
würde.
    Ich kehrte zu meinem Wagen zurück,
wünschte mir halben Herzens, daß Sam tot und ich meines Auftrags beglückt los
und ledig sei, und fuhr mit düsteren Gedanken über den kommenden
Mittwochvormittag weiter.
    Das Motel, in dem Jackie Slater
wohnte, war einen Block weit vom Wilshire Boulevard
im Grenzgebiet zwischen Beverly Hills und Westwood Village entfernt. Es war ein zweistöckiges, weißgekalktes Haus, das einen teuren
Eindruck machte. Selbst das Büro des Managers war mit einem Teppichboden
ausgelegt und mit dürftig aussehendem modernistischem Mobiliar in Teak
versehen. Ich fragte mich, ob der Swimming-pool vielleicht mit Nerz ausgelegt
sei und ob sie Champagner durch die Filteranlage pumpten.
    Ein großer Kerl hinter dem
Schreibtisch stand auf, als ich das Büro betrat. Sein grobes schwarzes Haar war
sorgfältig geschnitten, so daß eine Reihe kurzer Locken seine Stirn zierten. Er
trug ein geblümtes Hemd über einer lohfarbenen Hose. Unter der Haut seiner
bronzenen Unterarme wölbten sich harte Muskeln. Seine blauen, tief in dem
mahagonifarbenen Gesicht liegenden Augen musterten mich völlig unpersönlich.
    »Ich bin Harvay Graham«, sagte er mit höflicher Baßstimme . »Kann ich
etwas für Sie tun?«
    »Ich suche Miss Slater«, sagte ich.
»Jackie Slater.«
    »Sie gehört zu unseren Dauergästen.
Nummer zehn, auf der anderen Seite des Pools, bitte. Als ich sie vorhin sah,
nahm sie neben dem Schwimmbecken ein Sonnenbad, vielleicht ist sie also noch
dort.« Er rieb sich mit dem Zeigefinger über die Unterlippe. »Scherereien?«
    »Nur ein Besuch«, sagte ich. »Erwartet
sie Scherereien?«
    »Miss Slater ist ein professionelles
Starlet.« Er zuckte leicht die Schultern. »Da gibt’s immer Scherereien.«
    »Sie müssen ein interessantes Leben
führen«, sagte ich.
    »Manchmal geht es so zu, daß ich zu
glauben beginne, Pasadena sei ein blühendes Sündenbabel.« Er grinste
vorsichtig. »Wenn Sie Scherereien verursachen möchten, so würde das meinen
langweiligen Morgen etwas erheitern.« Er spannte die Arme, so daß der Trizeps
aufs verblüffendste hervorsprang. »Wer weiß? Vielleicht besucht uns nach dem
Lunch ein Lustmörder.«
    Ich fand Jackie Slater auf dem Rücken
liegend auf einem grellbunt gestreiften Badetuch neben dem Rand des Beckens.
Zwei schmale Streifen eines scharlachroten Jerseybikinis kontrastierten
wirkungsvoll gegen die golden gebräunte Haut. Die Kurven und Rundungen ihres
unglaublichen Körpers hätten, fotografiert, eine atemberaubende »Spielgefährtin
des Monats« für ein Männermagazin namens »Lust« abgegeben. Ein Gewirr dichter,
silberblonder Locken krönte das Puppengesicht, dem die weiße, dick aufgetragene
Lippenpomade ein bizarres Aussehen verlieh. Eine riesige blaugerahmte
Sonnenbrille verbarg ihre Augen, so daß ich nicht feststellen konnte, ob sie
schlief oder nur nachdachte.
    »Miss Slater?« fragte ich.
    »Verduften Sie!« Ihre Stimme klang
heiser und unangenehm.
    »Ich bin vom Zentralen
Besetzungsbüro«, sagte ich ernsthaft. »Die Stellar-Produktion möchte eine
Neuverfilmung von >Rain< machen und einiges dabei umändern; Sie sollen
die Rolle des Missionars übernehmen, und sie hoffen, daß Sam Sorel den alten
Kahn spielt — im Schlepptau natürlich — , aber mit seinem eigenen Haar.«
    Sie richtete
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