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Gespenstische Warnung

Gespenstische Warnung

Titel: Gespenstische Warnung
Autoren: Carter Brown
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anderen
Drecksack, von Sorel erzählen«, erinnerte ich sie.
    »Hat er Ihnen gesagt, daß er sie
geschlagen hat?«
    »Vielleicht. Aber Sie erinnern mich
wieder daran.«
    »Er erschien plötzlich eines Abends um
elf in Lindas Wohnung. Ich glaube, er war betrunken und tobte wie ein Irrer. Er
sagte, er würde es nicht dulden, daß eine seiner ehemaligen Frauen in einer
unnatürlichen Beziehung zu einer anderen Frau stünde. Er gebrauchte dazu alle
unflätigen Worte, die ich je in meinem Leben gehört habe — und dazu noch ein
paar, die ich noch nie gehört habe! Schließlich war ich bei einem Punkt
angelangt, an dem ich es nicht mehr länger aushalten konnte, wie Linda sich das
Herz aus dem Leib schluchzte. Und so sagte ich ihm, er solle sich zum Teufel
scheren — und da schlug er mich.« Noch immer lag auf ihrem Gesicht ein Ausdruck
vagen Erstaunens bei der Erinnerung daran. »Er stand einfach da, holte aus und
schlug mir mit der geballten Faust auf den Mund. Danach, während ich halb
bewußtlos auf dem Boden lag, packte er Linda und schleppte sie in das
Schlafzimmer. Ich brauche Ihnen wohl nicht zu erzählen, was dann geschah? Bevor
er sie verließ, erklärte er ihr, er würde, wenn sie ihre Beziehung zu mir nicht
abbräche, uns bei seinem nächsten Besuch alle beide umbringen.«
    »Aber Sie haben die Beziehung nicht
abgebrochen?«
    »Linda zog am nächsten Tag in meine
Wohnung.« Sie konnte den Unterton von Schadenfreude nicht ganz aus ihrer Stimme
verbannen. »Mein Bruder wohnt gleich über dem Korridor und ist ausreichend
groß, um es mit zwei Burschen wie Sorel aufzunehmen.«
    »Und hat er nicht versucht, Linda
wiederzusehen? In der Boutique oder sonstwo ?« fragte
ich.
    Sie schüttelte den Kopf. »Aber Linda
hat nach wie vor Angst, er könne es versuchen; nur gibt sie’s nicht zu. Sie
können sich vorstellen, was für eine Reaktion Ihr verrücktes Geschwätz bei ihr
ausgelöst hat — ihr erst zu erzählen, daß eine von Sorels Exfrauen drohe, ihn
umzubringen, und ihr dann im selben Augenblick zu sagen, Sie wüßten über uns
Bescheid!«
    »Das alles ist vor ungefähr drei
Monaten geschehen? Also irgendwann Mitte Mai, ja?«
    »Ich glaube, ja.« Sie überlegte einen
Augenblick. »Es war ein Freitagabend. Ich erinnere mich, daß wir in dieser
Woche Ausverkauf hatten und am Samstag nicht öffnen konnten, weil wir mit
Lindas Umzug in meine Wohnung beschäftigt waren. Das paßte einigen unserer
Kunden gar nicht. Ich bin sicher, es war die zweite Maiwoche.«
    »Okay«, sagte ich. »Und warum haben
Sie sich die Mühe gemacht, hierherzukommen und mir das zu erzählen?«
    »Sie arbeiten für Sorel«, sagte sie
mit düsterer Stimme. »Ich weiß nicht, was er mit seiner verrückten Geschichte,
eine seiner Exfrauen wolle ihn ermorden, bezweckt, aber es könnte eine
raffinierte Methode sein, wieder an Linda heranzukommen. Ich warne Sie also
alle beide, Holman — lassen Sie sie in Ruhe!«
    »Wo wohnen Sie?«
    Sie zögerte flüchtig, gab mir aber
dann eine Adresse in Westhollywood an. Ich verglich sie mit der Liste, die
Sonia Mayer mir am Abend zuvor gegeben hatte; aber eben diese Adresse war als
die Linda Galens angegeben. Ich wunderte mich eine kleine Weile darüber und
ignorierte dabei den eisigen Blick des blonden Mädchens.
    »Wünschen Sie noch weitere
Informationen?« knurrte sie. »Mein voller Name ist Andrea Marco, Alter
zweiundzwanzig, Größe eins-neunundsechzig, Gewicht hundertfünf, blaue Augen,
blondes Haar und nicht zu vergessen das halbmondförmige Muttermal am rechten
inneren Oberschenkel.«
    »Sie haben mir bereits zu viele Informationen
gegeben.« Ich grinste sie boshaft an. »Wie zum Beispiel ein einleuchtendes
Motiv für Linda, sich zu wünschen, Sorel als Leiche zu sehen. Und ich werde
auch nicht vergessen, Ihren Namen auf die Liste der möglichen Mörder zu
setzen.«
    Ihr Unterkiefer fiel für einen
Augenblick herunter, dann erstarrte sie. »An Ihrer Stelle, Holman«, sagte sie
energisch, »würde ich mir den Kopf über Sorels wirkliche Absichten zerbrechen.
Vielleicht hat er vor, eine seiner Exfrauen umzubringen, wie zum Beispiel Linda,
und er benutzt Sie sozusagen nur als eine Art Nebelschirm.« Gleich darauf
schritt sie energisch auf den Ausgang zu, und ihr Minirock flappte munter um
die Oberschenkel. Ihre langen, wohlgeformten Beine nahmen die Aufmerksamkeit
sämtlicher Männer im Raum völlig gefangen. Es schien mir nicht der Mühe wert,
sie darüber aufzuklären, daß sie ihre Zeit
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