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Gespenstische Warnung

Gespenstische Warnung

Titel: Gespenstische Warnung
Autoren: Carter Brown
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dieser töpfewerfenden ,
kreischenden Harpyien. Sie konnte meine Psyche nicht in Ruhe lassen. Ich ertrug
das ein paar Monate lang, aber dann hatte sie den Nerv, mein Spiel zu
analysieren! Als es zur letzten Kraftprobe kam, ging sie in die Küche und kam,
ein Fleischmesser schwingend, zurück.« Er hielt den Arm hoch, und als der
Jackenärmel zurückfiel, sah ich im Spiegel die weiße Narbe, die quer über sein
Handgelenk lief. »Danach wußte ich, daß ich niemals mehr nachts im selben
Appartement mit ihr schlafen würde.«
    »Wie lange hat diese Ehe gedauert?«
fragte ich.
    »Zwei Jahre. Danach ging es mit mir so
schnell abwärts, daß ich mir dessen nicht einmal bewußt wurde. Zuviel Alkohol,
zuviel der alten und einfacheren Maschen im Spiel und — das Schlimmste von
allem — eine Art Verachtung für mein Publikum. Ich glaube, ich geriet in Panik,
als mir das alles klar wurde, Rick. Ich hatte keinen Glauben an mich selbst
mehr, und ich brauchte dringend etwas, das mich aufpulverte. Das war der
Augenblick, in dem ich den größten Fehler in meinem ganzen verdammten Leben
machte.«
    Er trank sein Glas leer und füllte es
schnell wieder. Wenn er in demselben Tempo weitermachte, so war er im Begriff,
einen alkoholischen Rekord aufzustellen.
    »Sie hieß Jackie Slater.« Seine Stimme
klang jetzt ein bißchen belegter. »Ein zwanzigjähriges Starlet; ein schöngewachsenes
kleines Luder mit einem miesen kleinen Gehirn. Ich brauchte jemand, der an mich
glaubte, während sie nichts als einen Paß für größere und bessere Rollen in den
Studios haben wollte. Es dauerte ungefähr zwei Monate, bis ihr bewußt wurde, daß
sie nicht Sam Sorel, den Spitzenkomiker, sondern — wer braucht ihn schon noch?
— Sorel auf dem absteigenden Ast geehelicht hatte. Der Rest war eine Hölle auf
Rädern. Die Sache endete damit, daß ich eines Tages unvermutet bei ihr
hereinplatzte und sie mit irgendeinem Strolch, den sie am Strand aufgegabelt
hatte, zusammen im Bett antraf. Sie blickte mich bloß über die Schulter an und
lachte.«
    »Wieso zahlen Sie ihr dann Unterhalt?«
fragte ich logischerweise.
    »Weil das verdammte Luder sagte, daß
sie, wenn ich nicht in die Scheidung zu ihren Bedingungen einwilligte, vor
Gericht aussagen würde, die Ehe sei nie vollzogen worden. Damit hätte ich einen
Lacherfolg erzielt wie noch nie! Können Sie sich vorstellen, wie alles sich
beim Gedanken an Sam Sorel vor Gelächter die Seiten hält; der komische Bursche,
der so weise über Sex und Ehe daherredet — impotent!« Er trank schnell, wobei
er den Whisky über die Vorderseite seiner Jacke verschüttete. »Ich sage Ihnen,
Rick, ich war nahe daran, sie umzubringen. Wie ein verdammter Blutegel sog sie
sich an mir fest, um herauszuholen, was herauszuholen war! Und dabei
vernichtete sie mich einfach, ohne daß ich etwas dagegen tun konnte. Ich
spürte, wie alles in mir austrocknete — meine Fähigkeit zu denken, meine
Energie, meine Männlichkeit — ich konnte nicht einmal mehr...«
    Seine Stimme brach mitten im Satz ab,
sein Kopf sank zwischen die Hände, und er begann auf die laute, hemmungslose
Weise eines sehr kleinen Kindes zu weinen. Fünf lange, peinliche Sekunden
verstrichen, bevor Sonia etwas sagte.
    »Ich nehme an, Sie haben inzwischen
einen hinreichenden Eindruck bekommen, oder nicht, Rick?« fragte sie mit
ruhiger Stimme.
    »Gewiß.« Ich nickte und stand schnell
auf. Die harschen Laute eines herzzerreißend weinenden erwachsenen Mannes begannen
an meinen Nervenenden zu zerren. »Ich werde in Verbindung bleiben.«
    Auf halbem Weg den Korridor entlang
fiel mir ein, daß ich die Liste der Exfrauen und ihre Adressen vergessen hatte,
und so kehrte ich zur Garderobe zurück. Die Tür war nicht ganz geschlossen. Ich
klopfte und stieß sie vollends auf.
    Sam Sorel kniete neben dem Stuhl des
blonden Mädchens. Sonia hatte ihr Kleid bis zur Taille heruntergezogen, die
fingerbreiten Träger baumelten nutzlos herunter. Sie drückte Sorels Kopf gegen
die nackte Fülle ihrer großen Brüste. Sorel weinte nicht mehr; seine Augen
waren fest geschlossen, und auf seinem zerfurchten Gesicht lag ein Ausdruck
tiefsten Friedens. Sonias Augen begegneten flüchtig den meinen, dann wies sie
mit dem Kopf zu der Handtasche auf dem kleinen Tisch neben ihrem Stuhl. Ich
schlich auf Zehenspitzen durch den Raum — wie ein Statist, der aus Versehen in
die große Szene eines Films hereinplatzt — , nahm die Liste aus der Handtasche
und strebte wieder der Tür zu.
    Als ich
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