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Atevi 1 - Fremdling

Atevi 1 - Fremdling

Titel: Atevi 1 - Fremdling
Autoren: C.J. Cherryh
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Erstes Buch
I
    Es war das tiefe Dunkel, weitestgehend unerforscht und bislang nur von einigen wenigen Robotern aufgesucht. Die Masse, die es hier gab, war für die Erde gleichsam der zweite Trittstein auf dem Weg zu einer Gruppe von verheißungsvollen Sternen, und das erste bemannte Schiff, das in ihr Schwerkraftfeld geriet, fand einen verlorenen Ort vor, bar jeder elektromagnetischen Spreu aus Funkgesprächen zwischen Kontrollstationen und Raumkreuzern oder aus den schnellen, knappen Ordern von Maschine zu Maschine. Nur die Strahlung der Masse, die der fernen Sterne und das Hintergrundgeflüster des Seins schlechthin trafen hier auf die Sensoren mit einer Kraft, die gerade ausreichte, um Aufmerksamkeit zu erregen.
    Hier wurden Menschen genötigt daran zu denken, daß das Universum sehr viel weiter war als ihr kleines Sternennest, daß in dieser Weite die Stille sehr viel mehr bedeutete als das lauteste Lebensgeräusch. Menschen erforschten diese Stille, drangen störend in sie vor, bauten Stationen und fristeten ihr Dasein, örtlich und zeitlich begrenzt, aber nicht ohne die Unendlichkeit auf immer biologisch zu kontaminieren.
    Und sie waren nicht die einzigen Bewohner des Universums; daran ließ sich nicht länger zweifeln. Darum reisten sie überall dorthin, wo ihre Sonden auf die Möglichkeit fremden Lebens hinwiesen und wo Planeten günstige Lebensbedingungen versprachen; sie entfalteten ihre mechanischen Horcher und lauschten ins Dunkle – so wie es die Phoenix tat während ihrer hundertstündigen Traverse durch den Realraum.
    Doch sie hörte nichts, was die Kapitäne und die Besatzung an Bord zufrieden stimmte, denn sie wollten nicht, daß andere ihnen dazwischenfunkten und sich einmischten in das, was sie mit ihrer Mission beabsichtigten: nämlich eine Brücke zu schlagen zu einem neuen, ressourcenreichen Territorium. Vorrangiges Ziel war ein G5-Stern, auf den Karten eingetragen unter der Nummer 89020 und in den militärischen Codebüchern gekennzeichnet als T-230.
    Den Stern erreichen, die schwere Ausrüstung entladen… eine Station errichten, die als Handelsniederlassung genutzt werden kann und den menschlichen Einflußbereich auf neue, profitable Zonen ausweitet.
    So transportierte die Phoenix die einzelnen Bauteile, die Algen und Biokulturen für die Versorgungstanks, die Konstruktionspläne und Schaltdiagramme, die Systemprogramme, Datenbanken und dergleichen mehr. An Bord waren außerdem die Minenpioniere, Konstrukteure, Mechaniker, Programmierer sowie das gesamte Personal, dem als Entlohnung für seine Arbeit Anteile an der zu errichtenden Handelsstation garantiert worden waren. An diese jüngste Expedition wurden große Hoffnungen geknüpft; alles Wissen und alle Erfahrungen, gewonnen aus erfolgreich abgeschlossenen Unternehmungen vergleichbarer Art, flössen mit ein in dieses Projekt.
    Optische und elektronische Geräte orteten von der Erde aus solche Sterne, die als lohnendes Ziel in Frage kamen. Roboter erkundeten den Weg, ohne daß Menschenleben riskiert zu werden brauchten. Sie sondierten die Raumzonen und kehrten mit Navigationsdaten und Beobachtungen aus erster Hand zurück. So auch in diesem Fall. Nach vorliegenden Informationen war T-230 ein so reiches, attraktives System, daß sich die Phoenix sofort auf den Weg machte, volle Kraft voraus, wie es nur dann zu wagen ist, wenn kein anderer Verkehr die Fahrt behindert und wenn kein Zweifel daran besteht, daß es am Zielort die Möglichkeit zum Wiederauftanken gibt. In ihrem Sog verwirbelten glühend Gase und Staub, während die Mannschaft ihre Hundert-Stunden-Routine absolvierte, Apparaturen wartete, Anzeigen justierte und Kontrollmessungen vornahm. Kaffeetrinkend verbrachten die Kapitäne die letzte Wache miteinander; sie besprachen die jüngsten Protokolle und billigten den von Navigator McDonough ausgearbeiteten Zeitplan.
    Das Ergebnis dieser Konferenz vermittelte sich dem Piloten als grünes Blinklicht am Rand der Armaturen und in dem vagen Gefühl, daß alle Prozesse an Bord planmäßig abliefen. Taylor war Online, das heißt: Ihn erreichten Input-Daten mit der Baud-Rate einer Computerschnittstelle. Unbeeinträchtigt von den mißlichen Tendenzen eines im Normalzustand befindlichen Menschengehirns, das dem Ansturm von Informationen nicht gewachsen ist, waren all seine Sinne chemisch ausgerichtet auf Computersignale, die ihm Aufschluß gaben über das Flugverhalten des Schiffs.
    Auf dieses grüne Blinklicht hatte er gewartet. Jetzt zeigte
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