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Atevi 1 - Fremdling

Atevi 1 - Fremdling

Titel: Atevi 1 - Fremdling
Autoren: C.J. Cherryh
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taten.
    »…Positionsprobleme«, war das nächste deutlich zu hörende Wort. Und dann: »Daraus erwächst für uns keine unmittelbare Gefahr.«
    »Der hat entweder selbst keine Ahnung, oder er will uns was vormachen!« rief einer der Techniker.
    Jemand brachte ihn zum Schweigen. Andere, die Fragen zu stellen versuchten, wurden davon abgehalten.
    »… bitte ich darum, daß jeder wie gewohnt seinen Aufgaben nachgeht«, fuhr der Kapitän fort. »Es kann nicht lange dauern, bis wir unsere aktuelle Position bestimmt haben. Zwischenzeitlich werden wir uns im hiesigen System nach Treibstoffersatz umschauen. Wir sind gut genug ausgerüstet, um mit der gegebenen Situation fertig zu werden. Es gibt also keinen Grund zur Besorgnis. Das war’s.«
    Daß die Position bald bestimmt sein würde, klang tröstlich. Auch alles andere, was der LaFarge mitgeteilt hatte, ließ Hoffnung aufkommen. Vor allem schöpfte Neill Zuversicht aus dem Hinweis darauf, daß die Situation dank der guten Ausrüstung des Schiffes zu meistern sei. Doch anstatt gelassener zu werden, funkte ihm ständig durch den Kopf: Es kann uns nichts passieren, uns doch nicht… bei all den Sicherheitsvorkehrungen. Jedes noch so kleine Risiko ist in der Planung mitberücksichtigt worden…
    Die Besatzungsmitglieder waren aufs Sorgfältigste ausgesucht worden. Um für die Auswahl auch nur annähernd in Betracht zu kommen, hatte man Dutzende von Empfehlungen vorlegen, sich gründlichster Untersuchungen und Qualifikationstests unterziehen müssen. Unfähige Leute wären niemals an Bord des Schiffes gelangt. Undenkbar, daß man eine so wichtige Mission wie diese durch Schlamperei gefährdet hätte.
    »Die Sache stinkt zum Himmel«, meinte einer der Techniker. »Wenn ich das schon höre: ›Es kann nicht lange dauern…‹ Würde mich nicht wundem, wenn uns die Schwerkraft schluckt.«
    »Ach was«, sagte ein Kollegen. »Fest steht nur, daß wir nicht da sind, wo wir sein sollten. Und das ist schlimm genug.«
    »Wie wollen die hier bloß Treibstoff beschaffen?« mäkelte ein anderer Techniker. »Bei der Strahlenhölle da draußen…«
    Neill wußte, daß ein Pusher, weil ungeschützt, für eine solche Aufgabe nicht taugte. Ihm wurde wieder mulmig bei diesem Gedankens. Die Strahlung des Jupiter war verheerend. Noch viel schlimmer strahlte dieses Ding da… diese Doppelsonne, deren Licht das Bild der Kamera gleißen ließ und verzerrte…
    Pionierpiloten, die für längere Zeit unter solchen Bedingungen arbeiten müßten, kämen da nicht heil wieder raus. Hier war für sie nichts zu holen, oder nur gegen einen extrem hohen Preis. Pusher-Maschinen waren ausgelegt für freundliche, milde G5-Bedingungen.
    Er verlor kein Wort darüber. Miyume machte einen verstörten Eindruck. Auch er hatte Angst. Eins kam zum anderen. Die düsteren Aussichten ließen sich hochrechnen. Vielleicht hatten die Piloten recht: Den Versprechungen der Gesellschaft ist nicht zu trauen; auch nicht dem Kapitän, der von ihr eingestellt wurde. Denn eins und eins macht zwei, darüber läßt sich nicht hinwegtäuschen.
    Sie rechneten, addierten ihre Sorgen, und das Ergebnis war nicht kleinzukriegen. Hoffnungen zählten nicht.
     

IV
     
    McDonough tauchte hinter Taylors Stuhl auf; er sagte, daß kein Fehler gemacht worden sei. Taylor hörte und verarbeitete die Bemerkung im informellen Leerlauf seines Verstandes. Er schaltete furchtbar langsam, wenn überhaupt. Von dem, was sonst um ihn herum passierte, nahm er keine Notiz. Er ließ sich nicht ablenken und achtete ausschließlich auf den Navigator. Er versuchte, ihm eine Frage zu stellen, und mußte seine Gehirnprozesse auf ein Mindestmaß abdämpfen, um ein einziges Wort hervorbringen zu können.
    »Was?«
    Dann hörte er nur Gebrabbel. Irgendwelche unbefugten Leute faßten ihn an, redeten auf ihn ein. Taylor blendete die Stimmen aus, bis er schließlich nur noch die von McDonough wahrnahm. Der sagte, daß Treibstoff nachgeladen worden sei.
    Endlich eine Information, die sich verarbeiten ließ: In Realzeit waren sie also schon seit mehreren Monaten vor diesem Stern. Ein wichtiger Hinweis.
    Dann sagte der Navigator, daß Greene krank sei, und er sprach von irgendeinem Unfall, von Verstrahlung, von toten oder todkranken Pionieren und Besatzungsmitgliedern, davon, daß sterbende Piloten dabei seien, ihre Nachfolger auszubilden… und schließlich erwähnte er noch, daß man guter Hoffnung sei, endlich nach T-230 zu gelangen. Ja, damit ließ sich was anfangen.
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