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Im Netz der Meister 2

Im Netz der Meister 2

Titel: Im Netz der Meister 2
Autoren: Carla Berling
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    Sie hatten sich lange auf dieses Wochenende gefreut. Alles war organisiert: Adele würde sie in der Buchhandlung vertreten, Gerald hatte sich bis Montag Urlaub genommen. Freitagmittag würden sie in Lüneburg ankommen, im »Hotel Bergström« hatten sie eine Übernachtung im romantischen Märchenturm reserviert. Ein Luxus-Wochenende sollte es werden, beginnend in diesem eleganten Hotel, dessen Gebäude sich im Wasserviertel malerisch um den historischen Hafen der 1000 Jahre alten Hansestadt gruppierten. Den Samstag wollten sie bis mittags in Lüneburg verbringen und dann nach Hamburg aufbrechen. Die SM-Party in der »Villa Dolorosa« würde Geralds erstes Event dieser Art sein. Sie waren dort mit einem »gleich gesinnten« Paar verabredet.
    Simone und Gerald hatten Monate gebraucht, um wieder zueinander zu finden, einander zu erklären und zu beschreiben, was sie umtrieb und bewegte, und um diese entsetzliche Session in der »schwarzen Wohnung«, wie Simone sie nannte, zu verarbeiten.
    Sie hatten sich vorgenommen, es noch einmal miteinander zu versuchen, ihre Ehe zu retten.
    Nachdem Gerald damals in der schwarzen Wohnung demonstriert hatte, wie dominant und sadistisch er sein konnte, wie sehr er sie lenken, manipulieren und beherrschen konnte, war Simone sicher, in ihrem Mann ihren Meister gefunden zu haben. Okay, manches würde er noch lernen müssen, sie hatte durch ihre Affären mehr Erfahrung als er, aber das würde schon alles irgendwie werden. [1]
    Nichts war nach dieser Session mehr so, wie es einmal gewesen war. Nun schien das Schlimmste überstanden, die Fronten waren geklärt, und Simone bekannte sich offiziell im Internet als »Ehesub« zu ihrem Mann und Meister.
    Vor wenigen Wochen hatten sie sich in einer anderen BDSM-Community angemeldet. Rule und Chatterley, ihre Nicknames aus »alten Zeiten« bei Love.Letters, behielten sie auch im »Harte-Liebe-Forum”, HLF genannt, bei. Sie verlinkten ihre Profilseiten miteinander, damit jeder sah, dass sie zusammengehörten. Es gab ein Bild, auf dem ihre Hände zu sehen waren: Simones Rechte und Geralds Linke, ineinander gelegt auf einem roten Satintuch. Sie trugen den Ring der O als äußeres Zeichen ihrer Neigung. Gerald als Dominanter trug ihn links, bei Simone symbolisierte er am rechten Ringfinger ihre submissive Neigung. Sie hatten sich die Ringe geschenkt, als die Krise vorbei war und sie sich wieder füreinander entschieden hatten.
    »Wir suchen zuerst den niveauvollen Gedankenaustausch mit gleich Gesinnten und freuen uns dann über reale Begegnungen«, schrieben sie in ihren Profilen und dass sie sich Kontakte zu Paaren ebenso wünschten wie zu kultivierten Gastherren. Nachdem Simone und Gerald sich einander auf so dramatische Weise offenbart hatten, stand nach etlichen Gesprächen für beide fest: Sie wollten ihr Leben neu gestalten. Neben Familie, Beruf und Alltag sollte es eine andere Welt geben, eine Nebenwelt, die sie ab und zu betreten wollten, um dort »anders« sein zu können. Spießbürgerliche Maßstäbe hatten da nichts zu suchen, die hatten lange genug alles bestimmt, jetzt würden sie frei sein, weil sie nach neuen Regeln leben wollten. Ihre Verabredung in Hamburg würde ein erster Schritt sein.
    Sie fuhren mit dem Taxi zur »Villa Dolorosa«, obwohl das Hotel nur ein paar Gehminuten entfernt war. Mit ihren hohen Absätzen hätte Simone keine hundert Meter unfallfrei gehen können. Sie war erstaunt, als sie das SM- und Fetisch-Café betraten: Braune Holzvertäfelungen, dunkle Holztische und Lederbänke, biedere Lampen und rustikale Accessoires passten gar nicht zu dem, was sie erwartet hatte. Sie boxte Gerald in die Seite: »Wir sind hier falsch!« Der Mann, der den Eintritt kassierte, lachte: »Nein, ihr seid richtig. Oben ist es gediegen, wie im Wohnzimmer, aber im Keller ändert sich das Ambiente.«
    Simone und Gerald gingen einen dunklen Flur entlang und dann eine schmale Treppe hinunter. Sie kamen in ein niedriges Gewölbe. Von einem langen Gang gingen Spielräume ab; sie waren leer und alle Vorhänge noch offen. Gerald grinste, als er im größten Raum auf das schwarze Podest mit dem imposanten Stuhl zeigte.
    »Ist das die Bühne mit Dommsen-Thron?« fragte er. Simone nickte. An der anderen Stirnseite des Hauptraumes gab es eine Theke. Simone und Gerald nahmen sich zwei Plätze, von denen sie das Geschehen gut überblicken konnten.
    Es waren noch nicht viele Gäste da, die Anwesenden standen in Grüppchen zusammen, tranken Kaffee
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