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Im Netz der Meister 2

Im Netz der Meister 2

Titel: Im Netz der Meister 2
Autoren: Carla Berling
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Bauch. Sie schrie, als er jetzt fest auf ihre Brüste schlug. Die Oberarme. Die Schenkel. Fest. Fester. Sie überließ sich dem Schmerz.
    Jetzt. Ja. Jetzt.
    Er war da, dieser Moment, nach dem sie sich jedes Mal so sehnte, der Augenblick, wenn der Schmerz nur noch Hitze war, wenn die Gedanken aufhörten, wenn alles nur noch Fühlen war. Sie wusste: Gerald spürte diesen Moment, er wusste, dass sie nun maßlos war, dass er jetzt besonders achtsam sein musste, weil sie keine Kontrolle mehr hatte. Er schlug sie rhythmisch, dosiert, heftig, weniger, stärker, dann packte er die Peitsche nicht mehr am Griff, sondern er nahm sie kurz, an den Riemen, die Schläge prasselten auf Simones Körper, ihre Haut glühte, sie stöhnte, ihre Nässe rann an ihren Beinen herunter. Er wusste, wie er sie anfassen musste, jetzt, in diesem Augenblick, da, ja, genau da. Sie stöhnte, stöhnte, laut, lauter, schrie, und er hielt sie.
    [1] Carla Berling: Im Netz der Meister, Seitenblick Verlag, 2007/2012

2

    Der Ausflug nach Lüneburg und Hamburg hatte ihnen gut getan. Auf der Rückfahrt lästerten sie über Willi und Klara. »Als sie ›Meister‹ zu ihm sagte, bin ich fast umgefallen«, kicherte Simone. »Ich musste immer an die bezaubernde Jeannie denken, wenn sie ihre Arme verschränkte und zwinkerte und Larry Hagmann ›Meister‹ nannte.«
    Gerald grinste. »Muss dieses Getue wirklich sein? Ich meine, diese Titel wie ›Meister‹, ›Master‹, ›Sir‹ oder ›mein Herr‹, wozu sind die denn gut?«
    Simone überlegte einen Moment. »Manche mögen es vielleicht einfach, andere brauchen es. Es lässt sie in ihre Rollen hineinfallen, denke ich.«
    »Brauchst du das auch?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Nein. Ich kenne dich schon so lange, dass ich dich nicht plötzlich mit ›mein Herr‹ anreden kann.«
    Simone schwieg einen Moment, dachte an den Hotelflur und die erotischen Momente in der Dusche. Dann legte sie zärtlich ihre Hand auf Geralds Bein und lächelte ihn an. »Du weißt doch genau, was ich brauche.«
    Er zuckte die Schultern. »Kann sein.« Seine Stimme war fast tonlos. Gerald sah mit ernstem Gesicht auf die Straße.
    Was war los? Warum wirkte er plötzlich so angespannt? Simone hatte das Gefühl, eine Leere überbrücken zu müssen, nahm ihre Hand von seinem Bein, wühlte im Handschuhfach, suchte eine CD aus und legte sie ein. »Ich werd dir die Liebe versprechen, wenn dir das Wasser bis zum Halse steht, werd in zerrütteten Zeiten dir ein Netz ausbreiten ...«
    »Grönemeyer.« Gerald erkannte das Lied sofort. Sie sahen sich an. Kurz. Er hatte ihr die Maxi-CD vor einigen Jahren zum Hochzeitstag geschenkt. »Wenn ich singen und dichten könnte, dann hätt’ ich genau dieses Lied für dich geschrieben und würd’s immer wieder für dich singen«, hatte er damals gesagt, und Simone hatte vor Rührung und Glück geweint.
    Sie lauschte dem Text: »Ich lüge dir das Blaue vom Himmel, rede dir jede Tragik schön ...«
    Sie wurde immer sentimental, wenn sie diese Zeilen hörte.
    »Ich bau dir ein Bett aus Rosen, die Wände aus Glanzpapier ...«
    Plötzlich sagte Gerald: »Und wenn wir einen Gastherrn finden, wie nennst du den?«
    »Na, ›Herr Gast‹ natürlich!« Sie lachten.
    Aber als Simone aus dem Fenster sah und ihre Gedanken schweifen ließ, wurde sie traurig. Sie hatte es sich so lange und so sehr gewünscht, einen »Herrn« zu haben. Jemanden, der ihr klipp und klar sagte, was sie tun und lassen sollte, jemanden, der sie nahm, wie es ihm gefiel, und sich nicht dominant verhielt, nur um ihr einen Gefallen zu tun.
    Ach, Unsinn. Sie wollte sich zusammenreißen. Gerald hatte so viel für sie gewagt, er war weit über seine Grenzen hinaus gegangen, hatte sich mit SM mehr beschäftigt als mancher, der sich im Internet »Dom« nannte; er lernte und fragte, und er tat das alles ihr zuliebe. Was wollte sie mehr? Sie wollte froh sein, dass alles so gut gegangen war.

    Simone und Gerald suchten weiter nach einem Paar, nach gleich Gesinnten. Jeden Abend saßen sie im früheren Gästezimmer, das inzwischen als Computerzimmer diente. Sie hatten zwei Schreibtische gegeneinander gestellt, Gerald surfte am Laptop, Simone an dem Rechner, den die Mädchen vorletztes Jahr zu Weihnachten bekommen hatten. Inzwischen hatten Jenny und Julia eigene Geräte in ihren Zimmern.
    Simone öffnete eine Flasche Wein und bereitete einen Teller mit Schnittchen vor, sie freute sich auf einen unterhaltsamen Abend im »Harte-Liebe-Forum«. Gerald stand
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