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Tod to go (Crime Shorties)

Tod to go (Crime Shorties)

Titel: Tod to go (Crime Shorties)
Autoren: Michael Koglin
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Jugend forscht
     
    Der Orgasmus ist ein kleiner Tod. Heißt es. Für mich ist er ein großes Fragezeichen. Ich tappe da völlig im Dunkeln.
    Mal abgesehen davon, was passiert, wenn ich an mir rumspiele, hab ich keinen blassen Schimmer wie das ist. Ich meine, Sex zu haben. Wirklichen, echten Sex.
    Ich hab immer gesagt, mach dir keine Sorgen, es wird schon irgendwann passieren. Bloß keinen Stress. Aber jetzt läuft mir die Zeit davon.
    Wenn das stimmt … ich meine die Geschichte mit der Wiedergeburt, dann komme ich im nächsten Leben noch als Regenwurm zurück. Die treiben es ja angeblich auch mit sich selbst.
    Ob Wiedergeburt oder nicht, eines ist sicher: Ich werde sterben. Morgen. Spätestens aber in zwei Tagen.
    Nein, so trete ich nicht ab! Nicht, ohne es zumindest einmal, ein einziges Mal getan zu haben. Nehmen wir an, ich sitze da in der Ewigkeit und hab nichts Besonderes zu tun. Glaubst du, ich will die Zeit statt mit einer schönen Erinnerung mit Rätselraten herumbringen?
    Sicher, ich könnte zu einer Prostituierten gehen, aber das zählt nicht. Könnte ja sein, dass was dran ist an Hölle und Paradies. Und nehmen wir an, ich habe mit meinen siebzehn Jahren noch nicht allzu viel verbockt. Nur mal so. Also, ich spaziere ins Paradies und sitze da mit einer Fälschung auf dem Gewissen. Womöglich wird man dafür bestraft. Wirst einfach in die Abteilung versetzt, wo all die Huren herumsitzen und erzählen, was für einen tollen Fummel sie früher getragen haben.
    Wenn es nach meinen Leberwerten geht, bleiben mir noch vierundzwanzig, vielleicht achtundvierzig Stunden. Kontaktanzeigen? So schnell ist nicht mal das Internet. Ich könnte ja meine Geschichte erzählen, auf Mitleid machen. Aber flennen? Am Ende rührt sich da unten gar nichts. Das wäre das Allerletzte: Außer als Jungfrau auch noch mit dem Stempel »impotent« da oben aufzukreuzen. Mit siebzehn!
     
    *
     
    Jugend forscht. Damit hat alles begonnen.
    Tim erzählt mir, dass der Erfinder des Herzkatheters das Ding zunächst bei sich selbst ausprobiert hätte. Eine abgefahrene Geschichte. Und dann kommt er mit seinen Nanorobots und den radioaktiven Partikeln, die sie tragen sollen. »Ermöglicht eine völlig neue Röntgentechnik«, sagt er. Und dass wir dadurch berühmt würden.
    »Wo willst du denn radioaktive Partikel herkriegen?«, frage ich.
    Er sagt kein Wort, sondern deutet stumm auf ein Marmeladenglas mit einem Häufchen auf dem Boden. Nicht größer als der Morgenschiss einer Mücke. Er sagt noch immer nichts, sondern hält seinen Geigerzähler dagegen. Das Ding knattert los, dass einem angst und bange werden kann.
    »Vom Flohmarkt«, sagt er.
    Ich sehe ihn an.
    »Ist in den Leuchtziffern alter Uhren«, sagt er. »Du kaufst einem Russen eine alte U-Boot-Uhr ab und schabst die Ziffern mit einer Rasierklinge runter.«
    »Und die Nanorobots? Die gibt’s bei Aldi, was?«
    »Maschinen, so groß wie Moleküle«, sagt Tim, und dass sie tatsächlich nicht so leicht aufzutreiben seien.
    Also hätte er sich was »Tolles« ausgedacht. »Ist auch für die medikamentöse Massenproduktion geeignet«, sagt er.
    Spätestens in diesem Augenblick hätte ich verschwinden sollen. Andererseits würde ich damit den Schulabschluss mit einem Schlag in der Tasche haben. In Naturwissenschaften bin ich etwas schwach … nun, einer der ersten Plätze bei »Jugend forscht« würde alles auf den Kopf stellen.
    »Dieser Preis ist der erste Schritt nach Stockholm«, sagt Tim und ich verstehe schon wieder nicht.
    »Nobelpreis«, sagt er, und dass man dafür neben einer Menge Ruhm und Ehre auch ein hübsches Sümmchen bekäme.
    Er hält eine Glaskugel hoch, in der angeblich etwas schwimmt. Mit einer Lupe entdecke ich ein paar lurchähnliche Wesen.
    »Und?«
    »Urtierchen«, sagt Tim. »Artemia salina. Ist ein Kinderspielzeug, kannst du im Internet bestellen. Die schicken dir kleine Eier, die setzt du aus, kippst eine Lösung hinein und nach ein paar Tagen schlüpfen diese Minikrebse.«
    »Was haben diese Tierchen …«
    »Für ‚Jugend forscht‘ musst du schon mal nachdenken«, sagt Tim. »Sie haben eine Eiweißhülle und … also, ich werde sie mit den radioaktiven Partikeln füttern und sie dann in deine Venen spritzen.«
    »Vergiss es.«
    »Keine Sorge, die sind empfindlich und sterben ab. Aber ihre Eiweißhülle sorgt dafür, dass sich alles gut in deinem Körper verteilt.«
    Ich schüttle den Kopf.
    »Du gehst in die Medizingeschichte ein«, sagt Tim. Er sollte recht
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