Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tod to go (Crime Shorties)

Tod to go (Crime Shorties)

Titel: Tod to go (Crime Shorties)
Autoren: Michael Koglin
Vom Netzwerk:
Brustwarzen. Es dauert Stunden. Zwischendurch rauchen wir Zigaretten und dann sind wir beide sogar zweimal keine Jungfrau mehr und der Tod ist mir egal. Aber dann macht er mir furchtbare Angst, denn nun will ich leben. Unbedingt. Als ich Aisha die Geschichte mit den radioaktiven Tierchen erzähle, fängt sie leise an zu weinen.
     
    *
     
    »Warum hattest du dein verdammtes Handy ausgeschaltet«, brüllt mir Tim ins Ohr. »Warum, warum, warum?«
    »Alles in Ordnung«, sage ich.
    »Nichts ist in Ordnung«, sagt Tim. »Dieses beknackte >Jugend forscht<. Ich hab schon gedacht, ich hab dich auf dem Gewissen.«
    »Natürlich hast du mich auf dem Gewissen, deine verseuchten Urtierchen. Ich habe keine Lust zu krepieren, verstehst du? Ich will es nicht.«
    »Cool blieben, Dicker«, sagt er. »War alles eine Finte. Ich habe dir keine Urtierchen in die Venen gespritzt, und schon gar nichts Verstrahltes. Nur eine Kochsalzlösung. Total unschädlich. Es ging um etwas ganz Anderes.«
    »Ich muss nicht sterben?«
    »Unsinn, du wirst berühmt.«
    »Danke.«
    »Wir haben bewiesen, dass die Psyche den Körper beeinflussen kann«, sagt er.
    »Ich habe Leberwerte, die jede Skala sprengen«, sage ich. »Ich habe gelbe Augen und einen geschwollenen Bauch. Ich schwitze und mir ist schwindlig.«
    »Eben«, sagt Tim, »allein die Psyche kann deine Leberwerte in die Höhe jagen. Darum geht’s: >Bewiesener Placeboeffekt<.«
    Ich lass ihn mit seinen Erklärungen allein und lege auf. Ich werde also nicht sterben, ich werde leben. Ich werde leben!
    Das Telefon klingelt. Aisha.
    »Das wird für mich immer die wundervollste Nacht meines Lebens bleiben«, sagt sie. Und weint. Und ich weine. Und will ihr erklären, dass es auf keinen Fall die letzte Nacht bleiben darf.
    »Meine Brüder«, sagt sie. »Ich habe es ihnen erzählt.«
    »Was?«, sage ich, und will ihr sagen, dass ich weiterleben darf, dass ich alle Zeit der Welt habe und eine Zukunft.
    »Sie sind auf dem Weg«, sagt sie. »Verschwinde, hau da ab.«
     
    Und dann höre ich es. Direkt vor meiner Tür. Ein Flüstern, ein Schaben, das Knarren der Dielen.
    Es sind genau die Geräusche, die zwei Menschen machen, wenn sie keine Geräusche machen wollen.
     

Blutwand
     
    1
    Manchmal vergesse «ich sogar, wie die Krankheit heißt. Muss unbedingt was unternehmen. Mein Gehirn trainieren. »Tagebuch«, hat meine Pflegerin gesagt und mir einen Kugelschreiber in die Hand gedrückt.
    Aber Tagebuch hat keinen Zweck. Mir fällt am nächsten Tag einfach nicht ein, wo ich es hingelegt habe.
    Aber schreiben ist gut. Trainiert das Gehirn.
    Also schreib ich Zettel. Werden sich schon irgendwie wieder anfinden. Meine Pflegerin sagt, das sei ein erster Schritt. Die ist Slowenin. Kommt hier immer rein und fängt mit asiatischem Humbug an.
    Als wenn Slowenien am Gelben Fluss liegen würde! Seit Kurzem muss ich einen Gummiball kneten! Gnadenlos, die Frau.
    Bewegung sei immer gut, sagt sie. Und irgendwann hat sie gemeint, »Goldener Hahn steht auf einem Bein«, und dass das Teischih sei oder so ähnlich. Dann hat sie sich auf ein Bein gestellt und das Ganze sah aus, als sei ihr eine Rolltreppe unter den Füßen weggerutscht. Unglaublich!
    Und jetzt muss ich den Ball kneten. Dabei macht mir mein Muskel da oben im Kopf zu schaffen.
    Immer, wenn sie zur Tür rein kommt, tu ich ihr den Gefallen und knete den Ball. Leuchtend rot das Ding. Aber was hilft's? Ich sitze da und knete. Wie ein Idiot.
    Dabei ist das hier Usedom. Die Urzelle Preußens. Die von Ostseewellen umspülte Geburtsstadt von Preußens Glanz und Gloria.
    Von wegen Kurische Nehrung. Hier sind die pommerschen Adligen zum Christentum übergetreten. Was hätten denn die Schnösel auf der Kurischen Nehrung ohne die pommersche Kornkammer gemacht? Nein, hier fing alles an, da kann mir keiner reinreden. Das verpflichtet.
    Und jetzt hab ich eine Ausländerin im Haus! Die würde sich wundern, wenn Marga noch da wäre ... aber Marga war ja nie da, wenn man sie brauchte.
    Himmel, ich muss unbedingt an den Fleck denken. Unten im Keller. An der Mauer.
    Marga! Meine Güte, die wäre wahrscheinlich noch schusseliger als ich. Aber sie könnte zumindest die Besorgungen erledigen. Und billiger wäre das auch.
    Von wegen Pflegeversicherung, das meiste bezahle ich doch selbst. Mich wundert nur, dass Claus nicht solch ein Idiot geworden ist. Bei der Mutter! Nein, der hätte es bestimmt auch nicht länger ausgehalten. Aber am Ende hat sie schließlich ihre Ruhe gefunden, die
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher