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The Legion 01 - Der Kreis der Fuenf

The Legion 01 - Der Kreis der Fuenf

Titel: The Legion 01 - Der Kreis der Fuenf
Autoren: Kami Garcia
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Kapitel 1
    Schlafwandeln
    Als meine bloßen Füße in die feuchte Erde einsanken, bemühte ich mich, den Gedanken an all die Toten zu verdrängen, die unter mir begraben lagen. Ich war schon ein paarmal an diesem winzigen Friedhof vorbeigekommen, doch noch nie so spät am Abend, und wenn, dann war ich außen an seinen Eisentoren vorübergegangen, von denen die Farbe abblätterte.
    Ich hätte alles dafür gegeben, jetzt vor diesen Toren zu stehen.
    Im Mondschein kündeten die Reihen verwitterter Grabsteine nur allzu unmissverständlich davon, was die gepflegte Rasenfläche wirklich war – der grasbewachsene Deckel eines riesigen Sarges.
    Ein Zweig knackte und ich fuhr herum.
    » Elvis? « Ich hielt Ausschau nach einer Spur des grau-weiß geringelten Schwanzes meiner Katze.
    Eigentlich riss Elvis nie aus. Sonst strich er mir immer zufrieden um die Fußknöchel, sobald ich die Tür aufmachte – bis auf heute Abend. Er war so schnell abgehauen, dass mir nicht mal Zeit blieb, Schuhe anzuziehen, und ich hatte ihn barfuß acht Blocks verfolgt, bis ich schließlich hier gelandet war.
    Plötzlich drangen gedämpfte Stimmen durch die Bäume an mein Ohr und ich erstarrte.
    Auf der anderen Seite des Tors lief im fahlen Lichtkegel der Straßenlaterne ein Mädchen in den blaugrauen Joggingklamotten der Georgetown University vorbei. Ihre Freunde holten sie ein, und sie stolperten lachend den Gehsteig entlang, bis sie in einem der Universitätsgebäude verschwanden.
    Man konnte leicht vergessen, dass der Friedhof inmitten des Collegecampus lag. Als ich mir einen Weg durch die unebenen Grabreihen bahnte, verloren sich die Laternenpfähle hinter den Bäumen, und die Wolken tauchten den Friedhof abwechselnd in Mondlicht und Finsternis. Ich ignorierte die leise Stimme in meinem Hinterkopf, die mir zuflüsterte, dass ich nach Hause gehen sollte.
    Aus dem Augenwinkel nahm ich eine Bewegung wahr – ein weißes Aufblitzen.
    Hastig ließ ich den Blick über die Steine schweifen, die nun in völliger Schwärze versanken.
    Komm schon, Elvis. Wo steckst du?
    Nichts fürchtete ich mehr als die Dunkelheit. Ich sah gern, was auf mich zukam, und im Schutz der Finsternis konnte sich alles Mögliche verbergen.
    Denk an was anderes.
    Die Erinnerung überkam mich, ehe ich etwas dagegen tun konnte …
    Das Gesicht meiner Mutter über meinem, als ich blinzelnd erwachte. Die Panik in ihren Augen, als sie einen Finger an ihre Lippen presste und mir damit zu verstehen gab, dass ich still sein sollte. Der kalte Boden unter meinen Füßen, als wir zusammen zu ihrer Ankleide schlichen, wo sie die Kleider zur Seite schob.
    » Es ist jemand im Haus « , flüsterte sie und löste ein Brett aus der Wandverkleidung, hinter dem eine schmale Öffnung zum Vorschein kam. » Warte hier, bis ich zurückkomme. Und verhalte dich ganz still. «
    Ich quetschte mich hinein, während sie das Brett wieder anbrachte. Bis zu diesem Augenblick hatte ich nicht gewusst, was absolute Finsternis bedeutete. Ich starrte auf die Stelle, wo einige Zentimeter vor mir meine Handfläche auf der Holzlatte lag. Doch ich konnte sie nicht sehen.
    Um die Schwärze auszusperren, schloss ich die Augen. Da waren Geräusche – das Knarren der Treppe, Möbel, die über den Boden kratzten, gedämpfte Stimmen – und ein Gedanke, der mir wieder und wieder im Kopf herumging.
    Was, wenn sie nicht zurückkam?
    Zu verängstigt, um zu prüfen, ob ich mich nicht auch selbst befreien konnte, ließ ich meine Hand, wo sie war. Ich lauschte meinem hektischen Atmen und war überzeugt davon, dass wer auch immer im Haus war, es ebenfalls hören konnte.
    Irgendwann gab das Holz unter meiner Handfläche nach und ein dünner Lichtstrahl drang herein. Meine Mom streckte die Hand nach mir aus und versicherte mir, dass die Eindringlinge geflohen waren. Als sie mich hochhob und aus ihrer Ankleide trug, konnte ich nichts als das Pochen meines Herzens hören und an nichts anderes denken als an die erdrückende Last der Finsternis.
    Ich war damals erst fünf, doch jede Minute in dem winzigen Verschlag hatte sich tief in mein Gedächtnis eingebrannt. Deshalb hatte ich auch jetzt das Gefühl, keine Luft zu bekommen. Ein Teil von mir wollte nach Hause, mit oder ohne Katze.
    » Elvis, komm her! «
    Irgendetwas bewegte sich zwischen den bröckelnden Grabsteinen vor mir.
    » Elvis? «
    Hinter einem Steinkreuz tauchte ein Umriss auf.
    Ich zuckte zusammen und mir entfuhr ein leises Keuchen. » Entschuldigung. « Meine Stimme
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