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The Legion 01 - Der Kreis der Fuenf

The Legion 01 - Der Kreis der Fuenf

Titel: The Legion 01 - Der Kreis der Fuenf
Autoren: Kami Garcia
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Handgelenk, und die Plastiktüte, auf die oben der Name meiner Mutter gedruckt war, lag zwischen den Seiten meines ältesten Zeichenbuchs.
    Elle griff nach einem Foto von uns beiden, auf dem wir mit knallblau verschmierten Mündern die Zunge herausstreckten. » Ich kann es nicht glauben, dass du wirklich weggehst. «
    » Mir bleibt nichts anderes übrig. Internat ist immer noch besser, als bei meiner Tante zu wohnen. « Meine Mom und ihre Schwester hatten kaum miteinander geredet, und die wenigen Male, die ich sie zusammen in einem Raum gesehen hatte, waren sie sich immer gleich gegenseitig an die Gurgel gegangen. Meine Tante war eine Fremde für mich, genauso wie mein Vater, und ich wollte nicht bei einer Frau wohnen, die ich kaum kannte und von der ich mir anhören musste, dass alles wieder gut werden würde.
    Ich wollte, dass der Schmerz mich ganz und gar ausfüllte und mein Inneres mit dem Schutzpanzer auskleidete, den ich brauchte, um das alles durchzustehen. Ich stellte mir vor, wie sich die Glasglocke aus Mariä Verkündigung über mich senkte.
    Doch meine war nicht aus Glas, sondern aus Stahl.
    Unzerbrechlich.
    Nichts davon ließ ich meiner Tante gegenüber verlauten, als ich es ablehnte, zu ihr nach Boston zu ziehen, oder als sie ein paar Tage später einen Stapel Hochglanzbroschüren von Internatsschulen vor mir ausbreitete. Flüchtig hatte ich die Bilder von efeuberankten Gebäuden überflogen, die sich alle erschreckend ähnelten: Pennsylvania, Rhode Island, Connecticut. Schließlich entschied ich mich für Upstate New York, den kältesten Ort – und den, der am weitesten von zu Hause entfernt war.
    Meine Tante hatte sofort alles in die Wege geleitet, als wollte sie ebenso dringend in ihr altes Leben zurückkehren, wie ich sie aus meinem loshaben wollte. Nachdem ich sie überredet hatte, dass ich bis zu meiner Abreise nach New York bei Elle bleiben durfte, hatte ich mich dazu gezwungen, ihr nachzuwinken, als sie tags zuvor endlich mit dem Taxi davongefahren war.
    Als ich Elvis’ Bild vom Spiegel abzupfte, flatterte ein anderes Foto zu Boden, auf dem mein Dad vor einem verwitterten grauen Haus stand und ich von seinen Schultern herabgrinste. Ich sah so glücklich aus, als könnte nichts dieses Lächeln aus meinem Gesicht wegwischen. Doch es erinnerte mich an einen dunklen Tag, an dem ich lernte, dass ein Lächeln genauso schnell zerbrechen kann wie ein Herz.
    Ich wachte früh auf und tappte auf Zehenspitzen hinunter ins Erdgeschoss, um mit gedämpftem Ton Zeichentrickfilme zu gucken, so wie immer, wenn meine Eltern am Wochenende ausschliefen. Ich goss gerade Kakao über mein Müsli, da hörte ich die Angeln der Haustür quietschen und lief zum Fenster.
    Mein Dad stand mit dem Rücken zu mir, in der einen Hand eine Reisetasche, in der anderen die Autoschlüssel.
    Wollte er verreisen?
    Er öffnete die Fahrertür und beugte sich hinunter, um einzusteigen. Das war der Moment, als er mich sah und erstarrte. Ich winkte, und er hob die Hand, als wolle er zurückwinken. Doch er tat es nicht. Stattdessen schlug er die Autotür zu und fuhr davon.
    Ein paar Minuten später fand ich das herausgerissene Blatt Papier auf dem Tisch im Flur. Wie eine Narbe wucherte krakelige Handschrift über die Seite.
    Elizabet h ,
    Du bist die erste Frau, die ich jemals geliebt habe, und ich weiß, Du wirst auch die letzte sein. Aber ich kann nicht bleiben. Alles, was ich mir für uns gewünscht habe – und für Kennedy –, war ein ganz normales Leben. Ich denke, wir wissen beide, dass das nicht möglich ist.
    Alex
    Damals konnte ich die Worte nicht lesen, aber mein Gehirn machte einen Schnappschuss davon und prägte sich die Linien jedes einzelnen Buchstaben ein. Erst Jahre später verstand ich, was dort geschrieben stand, und damit auch den Grund, warum mein Vater gegangen war. Es war jener Zettel, der meine Mom Nacht für Nacht zum Weinen brachte und über den sie niemals sprechen wollte.
    Was hätte sie auch sagen sollen? Dein Dad hat uns verlassen, weil er eine normale Tochter wollte? Niemals hätte sie so etwas Furchtbares mir gegenüber zugegeben, auch wenn es die Wahrheit war.
    Ich schluckte mühsam und verdrängte den Brief aus meinem Kopf. Ich sah ihn sowieso oft genug vor mir.
    Gerade nahm ich mir eine Rolle Paketklebeband, als Elvis ins Zimmer sauste und auf den Rand des Kartons vor mir sprang. Als ich die Hand ausstreckte, um ihn zu streicheln, hopste er auf den Boden und verschwand wieder auf den Flur.
    Elle verdrehte
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