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The Legion 01 - Der Kreis der Fuenf

The Legion 01 - Der Kreis der Fuenf

Titel: The Legion 01 - Der Kreis der Fuenf
Autoren: Kami Garcia
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bebte. » Ich suche meine Katze. «
    Der Fremde sagte kein Wort.
    Plötzlich nahm ich alle Geräusche viel intensiver wahr – das Knacken der Zweige, das Rascheln der Blätter, das Pochen meines Pulses. All die Fernsehsendungen über ungelöste Verbrechen, die ich gemeinsam mit meiner Mutter angesehen hatte, schossen mir durch den Kopf, denn genau so fing es meistens an: Ein Mädchen steht allein irgendwo rum, wo es nicht sein sollte, und starrt den Kerl an, der gleich auf es losgehen wird.
    Ich wich zurück. Zäher Morast umschloss meine Knöchel wie eine Hand, die mich festhalten wollte.
    Bitte, tu mir nichts.
    Der Wind peitschte über den Friedhof, wirbelte lange Haarsträhnen von den Schultern des Fremden auf und ließ den dünnen Stoff des weißen Gewandes von ihren Beinen hochflattern.
    Ihre Beine.
    Eine Woge der Erleichterung überspülte mich. » Hast du vielleicht einen grau-weißen Siamkater gesehen? Ich dreh ihm den Hals um, wenn ich ihn in die Finger kriege. «
    Schweigen.
    Ihr Kleid fing das Mondlicht ein, und mir fiel auf, dass es überhaupt kein Kleid war, sondern ein Nachthemd. Wer, bitte schön, lief denn im Nachthemd auf einem Friedhof herum?
    Jemand, der verrückt ist.
    Oder jemand, der schlafwandelt.
    Schlafwandler soll man ja nicht wecken, aber ich konnte sie doch nicht einfach allein hierlassen. Es war schon ziemlich spät.
    » He, kannst du mich hören? «
    Das Mädchen zeigte keinerlei Regung, sondern starrte mich nur an, als könne es in der Dunkelheit mein Gesicht erkennen. Ein ungutes Gefühl machte sich in meiner Magengrube breit. Ich wollte woanders hinsehen – irgendwohin, einfach nur weg von ihrem nervtötenden Starren.
    Meine Augen wanderten hinunter zum Sockel des Kreuzes.
    Die Füße des Mädchens waren ebenso nackt wie meine, und es sah aus, als würden sie den Boden nicht berühren.
    Ich blinzelte ein paarmal, weil ich nicht vorhatte, die andere Option in Betracht zu ziehen. Es musste am Mondschein liegen und an den Schatten. Ich warf einen Blick auf meine eigenen Füße, die voll Schlamm waren, und sah dann wieder zurück zu ihren.
    Sie waren bleich und makellos, ohne einen einzigen Schmierer.
    Plötzlich blitzte weißes Fell vor ihr auf und raste auf mich zu.
    Elvis.
    Ich packte ihn, ehe er wieder entwischen konnte. Er fauchte mich an, fuhr seine Krallen aus und zappelte wie verrückt, bis ich ihn widerwillig losließ. Mit klopfendem Herzen sah ich ihm nach, wie er über das Gras davonflitzte und sich unter dem Tor durchzwängte.
    Ich wandte mich zu dem Steinkreuz um.
    Das Mädchen war verschwunden. Auf dem Boden keine Spur von ihr – nur eine glatte, unberührte Schlammschicht.
    Blut von den Kratzern sickerte über meinen Arm, während ich den Friedhof überquerte und versuchte, mir das Mädchen im weißen Nachthemd auszureden.
    Und mir ein ums andere Mal ins Gedächtnis rief, dass ich nicht an Geister glaubte.

Kapitel 2
    An der Oberfläche kratzen
    Als ich zurück auf den hell erleuchteten Gehsteig stolperte, war Elvis spurlos verschwunden. Ein Typ mit einem großen Rucksack über der Schulter sah mich schief an, als er merkte, dass ich barfuß und bis zu den Knöcheln voller Matsch war. Wahrscheinlich dachte er, ich würde irgendeiner merkwürdigen Sekte angehören.
    Meine Hände hörten erst auf zu zittern, als ich die O Street erreichte, wo die Schatten des Campus endeten und die Lichter des Verkehrs von Washington D. C. begannen. Heute waren sogar die Touristen, die oben auf der Treppe des Exorzisten für ein paar gruselige Fotos im Dunkeln posierten, irgendwie ein tröstlicher Anblick. Der Drehort dieses Horrorstreifens war wirklich der reinste Besuchermagnet.
    Plötzlich kam es mir vor, als wäre der Friedhof meilenweit weg, und ich begann, an dem, was ich erlebt hatte, zu zweifeln.
    Das Mädchen auf dem Friedhof war nicht schemenhaft oder durchscheinend gewesen wie die Geister in Filmen. Es hatte wie ein ganz normales Mädchen ausgesehen.
    Außer, dass es geschwebt ist.
    Oder?
    Vielleicht hatte es im Mondschein nur so gewirkt. Und vielleicht waren ihre Füße nicht schmutzig, weil der Boden an der Stelle, wo sie stand, trocken war. Als ich schließlich bei meinem Block ankam, der aus lauter Reihenhäusern bestand, die wie Sardinen zusammengequetscht waren, war ich zu der Überzeugung gelangt, dass es Dutzende von Erklärungen gab.
    Elvis lungerte auf den Eingangsstufen herum und machte einen lammfrommen und leicht gelangweilten Eindruck. Kurz überlegte ich, ob ich
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